Hochregal Nutzungsänderung JA oder NEIN

Benutzer_1601

Hallo ich bin Student (Wirtschaftsingenieur) und schreibe eine Diplomarbeit über ein Hochregellager?leider habe ich keine großartigen Kenntnisse im Brandschutz und deren gesetzlichen Vorschriften bzw. Richtlinien.

Hochregel: Grundfläche: ca. 300m?

Höhe: 14m

Breite: 11m

Länge: 30m

Lagergut: Kupferrollen (Holztrommel), Generatorenteile

manuelle Einlagerung

HRL ist in Halle, freistehend, eingebaut

Meine Aufgabe (Problem) teilt sich in zwei Abschnitte:

Das derzeitige HRL wurde Mitte der 80er Jahre, ohne Sprinkleranlage, gebaut (Genehmigte Brandlast 87 kWh/m?). Seitdem wurde das HRL in gleicher Form genutzt und das Lagergut nicht grundlegend geändert.

Jetzt sind aber mehrere Parteien (Brandschutzschachverständiger, Versicherer etc.) der Meinung dass die Brandlasten, durch die Lagerung der Ware auf EU-Holzpaletten, zu hoch sind (ca. 700 kWh/m?) und deswegen eine Sprinkleranlage nachgerüstet werden muss.

Weiterhin ist in der Zukunft eine Automatisierung des Lagers geplant. Dabei werden die Regale zwar neu gebaut aber in etwa der gleichen Aufstellung wie bisher errichtet. Die größte Neuerung ist die automatische Bestückung des HRL. Das Lagergut bleibt aber das gleiche (Generatorenteile auf EU-Holzpaletten).

Meine Fragen:

- Liegt eine Nutzungsänderung des alten HRL vor (durch Brandlastenerhöhung)?

- Welche Gesetze und Richtlinie sind bindet?

- Muss eine Sprinkleranlage eingebaut werden?

- Liegt bei Automatisierung eine Nutzungsänderung vor?

- Wenn JA, was gibt es für Folgen?

- Muss und wenn ja, unter welchen Bedingungen muss eine Sprinkleranlage eingebaut werden?

- Wer kontrolliert ob eine Sprinkleranlage notwendig ist?

Ich habe die ThürBO, VDI-Hochregale und IndBauR vorliegen, wobei ja die IndBauR nicht greift das das HRL über 9m ist.

Ich hoffe das war jetzt nicht soviel, aber ich bin eben ein Wirtschaftsingenieur und kein Bauingenieur.

Mattes

Hallo xFrankX,

wenn die Genehmigung eine begrenzte Brandlast vorsieht und diese überschritten wird, entspricht das Gebäude nicht mehr der Genehmigung, also ist eine Neubetrachtung (Genehmigung) erforderlich.

Der Genehmigungsantrag bzw. das Brandschutzkonzept werden von der Behörde geprüft. Im Vorfeld sollte vom Sachverständigen mit der Behörde über das Erfordernis der Sprinkleranlage oder Alternativen gesprochen werden.

Die IndBauRl ist für Lagerhöhen >9m für Ihren Fall nicht anwendbar; für 700kWh/m? muss werden;

wenn automatisiert wird und das Gebäude vom Personal nicht betreten werden muss bzw. die Gebäudehülle ausreichend dicht ist, kann als Alternative auch eine Gaslöschanlage oder eine Oxy-reduct-Anlage einen gleichwertigen oder besseren Schutz liefern.

Die Automatisierung selbst muss keine Nutzungsänderung sein, kann es aber: weil sich z.B. Zugänglichkeiten, Rettungswege, Angriffswege für die Feuerwehr verändern.

Die VDI-Richtlinie wird i.d.R. als Grundlage für die Betrachtung von Hochregallagern herangezogen, auch wenn es sich nicht um ein Gesetz oder eine Verordnung handelt. Sie repräsentiert aber im Wesentlichen den Stand der Technik. Andere Lösungen sind aber ebenfalls möglich, solange das Schutzziel erreicht wird.

Gruß

Matthias Bußmann

Benutzer_1601

Danke Mattes,

aber das Problem ist auch das es keine richtige Gebehmigung aus DDR-Zeiten mehr gibt... die 87 kWh/m? stammen aus einem Stahltechnischen Erläuterungsbericht der aber nicht beinhaltet was eingelagert wurde. Dieser Bericht wurde auch vor dem Bau angefertigt.

Die 700 kWh/m? stammen aus einer überschlägigen Rechnung eines Sachverständigen, der angenommen hat das in alles Palettenstellplätzen (2.300)eine Holzpalette steht...

Das HRL befindet sich in einer großen Halle und steht frei im Raum, also keine dichte Hülle!!!

Was wäre denn wenn die Brandlasten reduziert werden könnten, gibt es da eine Grenze ab der keine Nutzungsänderung oder Sprinkleranlage die Folge wäre? Wobei auf 87 kWh/m? ist in keinen Fall zu kommen, durch umpacken o.ä.!

Wer legt denn fest ob nach einem Umbau eine Nutzungsänderung vorliegt oder nicht, gibt es da eine Meldepflicht des Betreibers beim Amt?

Verstehe ich das dann Richtig, das bei einer Nutzungsänderung der Brandschutz von einem Sachverständigen Angepasst werden muss und das ganze dann beim Amt eingereicht werden muss.

Danke schon mal im Vorraus...

MfG Frank

Mattes

Hallo Frank,

ja so sehe ich das: die Nutzungsänderung ist nach aktuellem Baurecht zu beantragen.

Ein Sachverständiger sollte daher prüfen, welche Möglichkeiten genehmigungstechnisch heute bestehen, ggf. über eine Berechnung nach Abschnitt 7 IndBauRl oder Teilflächennachweise.

Für das Hochregal sehe ich allerdings ohne weitere Maßnahmen schwarz: Die Feuerwehr kann in Höhen >7,5m i.d.R. nicht mehr wirksam tätig werden. Ohne richtige Genehmigung wirds sowieso schwer mit dem Bestandsschutz- den Nachweis des genehmigten Bestandes muss der Bauherr erbringen.

Ob es für Gebäude aus DDR-Zeiten bei Euch Sonderregelungen gibt, vermag ich allerdings nicht zu sagen. Ich würde das vorab mit dem Bauamt erörtern.

Wenn die allerdings erstmal Wind davon bekommen, kommt man ggf. aus den Folgen nicht mehr heraus, falls z.B. noch andere größere Mängel festgestellt werden.

Gruß

Matthias

Benutzer_822

Grundsätzlich gilt, daß der Betreiber die alten Bedingungen einhalten muß oder s e l b s t in eigner Verantwortung tätig werden muß. Er betreibt ein ungenehmigtes Betriebsgebäude. Das kann einen Rattenschwanz von nachteilen nach sich ziehen. Also : der Betreiber erkennt "mein Lager ist derzeit anders als genehmigt, also ungenehmigt, ich plane, wie es werden soll und plane alle Sicherheitsbelange, weise den Brandschutz durch ein Brandschutzkonzept nach, beantrage es, lasse es genehmigen und baue dann um. Ein Bauvorlageberechtigter für den Bauantrag, wenn diesere nicht selbst die nötige Sachkunde hat ein Fachplaner für jedes zusätzliche Fachgebiet, z.B. ein "Fachplaner Brandschutz" für Brandschutzplanung und BS Nachweise.

mfg Franz Schächer