Anpassungsverlangen bei einem historischen Gebäude

Benutzer_1308

Hallo zusammen!

Ich brauche mal eine zweite Meinung. Erst mal die Fakten:

- Wohngebäude mittlerer Höhe

- Holzbalkendecken

- Holztreppen in einem Treppenraum

- 3 Mieteinheiten im Gebäude

- 2. Rettungsweg über Fenster vorhanden

Im Dachgeschoss befand sich bisher ein Mädchenzimmer, welches der früheren Dienstmagd als Unterkunft diente. Von dort ging früher der Speicher ab.

Nun wurde 1950 das Mädchenzimmer inklusive des Speichers zu einer kleinen Wohnung umgebaut und auf dem Dach des darunterliegenden Geschosses ein Wintergarten (vorher Terrasse vorhanden) errichtet. Nun soll der Wintergarten gedämmt werden. Der Treppenraum wurde nicht und wird auch nicht umgebaut oder umgenutzt. Das Bauordnungsamt fordert nun:

- Alle Wohnungstüren und die Kellertür zurückbauen und Einbau von T30-RS und

- tragende Teile der Treppe in F90-A errichten.

Das ganze mit der Begründung, durch die Wohnung im DG würde sich die Gefahr im Gebäude erhöhen und das Gebäude müsse nun brandschutztechnisch ertüchtigt werden.

Ich sehe das eigentlich nicht so. Im DG war schon immer ein Aufenthaltsraum (ohne Einschränkungen, also auch mit Kochbereich) vorhanden, der nun etwas erweitert wurde. Der Wintergarten stellt für mich auch keine erhöhte Gefahr dar.

Unser Vorschlag war, die Türen zu allen Wohnungen mit Dichtungen zu versehen und den Keller F90/T30-RS vom EG abzutrennen. Darauf meinte dann das BauOA, wenn wir das umsetzen, sollen wir zusätzlich alle Wohnungen, den Keller und den Treppenraum mit vernetzten Rauchmeldern, die an der Stromversorgung hängen ausstatten. Dies hätte einen hohen Installatiosnaufwand in den bewohnten Wohnungen und im Treppenraum zur Folge, der auch wieder in keinem Verhältnis zu den Kosten der Wintergartendämmung steht.

Natürlich würde eine Ertüchtigung des Gebäudes den Brandschutz verbessern, aber die Grundlage und die Erfordernis sehe ich nicht. Wäre ein Holztreppenraum eine konkrete Gefahr, müssten ja tausende Gebäude in Deutschland stillgelegt und ertüchtigt werden. Wo bleibt bei der Forderung des BauOA die Verhältnismäßigkeit?

Wie seht ihr das ganze?

Benutzer_1308

Was wichtiges Vergessen: Der Umbau des nur aus dem Mädchenzimmer zugänglichen Speichers zu zwei Wohnräumen und die Errichtung des Wintergarten wurde 1950 ohne Bauantrag durchgeführt. Der Wohnungsabschluss zum Treppenraum blieb jedoch unverändert! Der jetztige Bauantrag dienst somit der Legalisierung der Wohnung und des Wintergarten.

Benutzer_465

Hallo Tuppes -

den Holztreppenraum sehe ich schon als konkrete Gefahr,

und je mehr (Aufenthalts-)Geschosse, desto "konkreter"/höher ist die Gefahr.

Die Frage ist, ob Sie mit Ihrem kleinen Vorhaben jetzt den schwarzen Peter dafür nehmen müssen.

Vielleicht ist doch die Kompensation mit Rauchmeldern, und Türenertüchtigungen zu den Wohnungen der vernünftigste Weg.

M. Koeppen

Mattes

Hallo Tuppes,

also ehrlich gesagt, handhaben wir ähnlich gelagerte Fälle hier wie Ihre Bauaufsicht.

Der Schwachpunkt des Gebäudes wird aus meiner Sicht meist durch die Wohnungstüren gebildet; vollwandig sind sie meist nicht, vielfach sind Glasausschnitte vorhanden, in unmittelbarer Nähe verläuft dann die Holztreppe.

Die Treppe kriegt man noch mit vertretbaren Aufwand in den Griff (unterseitige Bekleidung/Verputzen), das Problem sind i.d.R. bei solchen Treppenräumen die Holzwangen, die wie eine Zündschnur bzw. wie ein Kamin den Brand in den gesamten Treppenraum übertragen, wenn die Wohnungstür durchbrennt oder nicht geschlsossen wird.

Vor diesem Hintergrund halte ich die Maßnahmen, die das Bauamt fordert, (ohne weitere Details zu kennen) auch für verhältnismäßig.

Vor dem Hintergrund des Schwarzbaus -wenn auch vor 60 Jahren eher die Regel als die Ausnahme- hat die Behörde aus meiner Erfahrung ziemlich gute Karten zur Durchsetzung ihrer Forderung.

Gruß

Matthias Bußmann

Benutzer_1308

Danke für die Meinungen. Unumstritten bin ich der Meinungs, dass die vorgeschlagenen Ertüchtigungen den Brandschutz deutlich verbessern würden.

Aber ich tue mich doch sehr schwer mit der "konkreten" Gefahr. Wenn ein Holztreppenraum eine konkrete Gefahr darstellt, müssten nicht nur Gebäude, die "ein wenig" angefasst werden, sondern ALLE Altbauten mit Holztreppenraum geschlossen oder ertüchtigt werden.

Die konkrete Gefahr ist ja in § 87 (1) BauO NRW beschrieben. Und da gilt das Anpassungsverlangen unabhängig ob Baumaßnahme oder nicht.

Im § 87 (2) BauO NRW wird das Anpassungsverlangen nur für wesentliche Änderungen verlangt.

Aber - unser Brandschutzherz jetzt mal zurückgestellt - ist der Ausbau eines Speicherraumes, der auf gleicher Ebene unabhängig vom Treppenraum von einem bestehenden Aufenthaltsraum erschlossen wurde, eine wesentliche Gebäudeänderung?

Bitte versteht mich nicht falsch. Vom Brandschutz gehe ich überein, dass eine Holztreppe und die Türen nicht toll sind.

Aber mir geht es wirklich um die rechtliche Grundlage. Ich finde hier wird zu schnell der Joker mit der konkreten Gefahr gezogen. Wenn ich den aber bei einer Holztreppe ziehe, dann muss ich ihn auch bei allen ähnlichen Gebäuden ziehen, oder?

Benutzer_623

Hallo Tuppes!

Für die Erweiterung des Mädchenzimmers besteht also kein Bestandschutz.

In Bayern ist die Erweiterung eines solchen Wohnraumes bis insgesamt 200m? möglich, sofern die oberen Aufenthaltsräume auch einen 2. RW haben, darf auch das anleiterbare Fenster sein.

Die Vergrößerung der Wohnung führt zu einer Erhöhung der Nutzung, der Nutzer der Neuen Einheit (weil eben kein Bestandschutz) hat ein Anrecht auf einen Mängelfreien Weg nach neuer BO ins Freie.

Hier könnte man abwägen, ob in dem Dach baurechtlich auch schon früher, also vor 1950 Aufenthaltsräume in der 2. Ebene möglich gewesen wären, und wie sich die tatsächlich neue Wohnfläche auf die gesamte Wohnfläche auswirkt. Ist es vielleicht nur eine geringfügige Erhöhung?

Ziel für den Treppenraum ist es möglichst frei von Brandlasten zu sein. Eine Ertüchtigung einer Holztreppe auf z.B. F90-A ist technisch nicht möglich und dem Eigentümer wirtschaftlich nicht zumutbar. Da es im Treppenraum keine Zündquellen geben sollte, ist es wohl vertretbar die Treppe ggfl. von unten auf F30-B zu ertüchtigen.

Wenn es aber um die interne Treppe geht, die es ja nun offiziell nicht gibt, kann man schon die neue Treppe nach Eurer Bauordnung fordern. Evtl. eine Abweichung? Die Einheit ist ja vielleicht mit einem Einfamilienhaus (auch ohne Anforderung an die Treppe) vergleichbar? Also Ertüchtigung auf F30-B als Kompromiss? Klappt hier meistens.

Die Türen können wesentlich dazu beitragen dne Treppenraum zu schützen. Hier wird in München regelmäßig die Ertüchtigung der Kellertüren auf T30-RS verlangt. Für die Wohnungstüren: Ertüchtigung auf vollwandig, dicht und selbstschließend. Glasausschnitte verschließen, oder je nach Situation mit G30 oder F30 versehen. Hiefür stelle ich einen Abweichungsantrag, weil der Treppenraum formal zum Neubau gehört.

Ach und zum Thema Decken fällt mir nur ein: Die wäre vom Mädchenzimmer nach unten wohl zu ertüchtigen.

Betsht in Eurer BO schon die Rauchmelderpflicht? Hier nicht, aber ich hatte mal die Forderung nach einer Sprinkleranlage um 3m? denkmalgeschützte Holzvertäfelung im Treppenraum zu sichern....

Benutzer_822

"Konkret" ist eine Gefahr, wenn in überschaubarer zeit mit dem Ereignis gerechnet werden muß und es erhebliche Auswirkungen hat. Ein Treppenbrand ist möglich und dann ganz erheblich. Wenn die Türen dann halten, ist das ereignis beherrschbar, weil man Zeit hat, anzuleitern. Geht die Tür durch, ist keine Zeit und das Ende nahe.

Entweder die Treppe erneuern in nichtbrennbare Ausführung (großer Aufwand) oder die Türen : KG T 30 RS, alle oberen Türen vollwandig und ohne Ausschnitte, dicht- und selbstschließend. Hinter 35 oder 40 oder 45 mm "Brett" lebt es sich wesentlich länger als hinter "Limba einfach" oder "Normalglasausschnitt". Ist erprobt. Klappt tod sicher.

Vernetzte Rauchmelder gibt es auch als Funklösung, da braucht man keine Kabel ziehen. Ist trotz Mehrpreis auch noch eine zumutbare Lösung: Treppenraum je Etage, Flur je Etage, Kinderzimmer, Wohnzimmer. mfg Schächer

Benutzer_1493

Aus unserer Sicht als Brandschützer ist es einleuchtend, daß die Wohnungseingangstüren dicht, selbstschließend und vollwandig sein sollten. Das kann einen bei der Umsetzung vor ganz schöne Probleme stellen:

-Wie bekomme ich eine Tür wieder dicht, die sich über Jahrzehnte verzogen hat, bei der vielleicht das Türblatt gar nicht mehr richtig anliegt? Geht nur bis zu einem gewissen Grad, aber nicht 100%ig

- Vollwandig wird dann das nächste Problem. Der Architekt, der Bauherr und ggf. der Denkmalschutz "springen mir doch aufs Dach", wenn ich erkläre, die Wohnungstüren aus der Gründerzeit mit den vielen Glasflächen müssen von der Wohnungsseite aufgebessert werden (Holzplatte mit F30 oder G30-Glasausschnitten). Das ist ein riesiger Aufwand.

Ich verstehe Tuppes100 da sehr gut. In dem konkreten Fall kommt man aber wahrscheinlich nicht um Kompensationsmaßnahmen herum, wegen der ungenehmigten Baumaßnahme. Ich würde zusehen, daß der 2. RW ok ist und das TRH mit funkvernetzten rauchmeldern ausstatten. Alles andere ist viel zu aufwendig und nicht 100%ig umsetzbar.

Benutzer_1085

Da gibt es oft noch ein Problem (speziell bei den Gründerzeit-MFH): Wenn das Gebäude in Eigentumswohnungen aufgeteilt ist kann man die Treppenraumnachrüstung schon in die Baugenehmigung aufnehmen (...wird unbeschadet der Rechte Dritter erteilt...), aber wie soll der arme Bauherrentropf das dann umsetzen? Die Wohnungseingangstüren gehören normalerweise zu den Teileinheiten. Da hat der Dachgeschoß-Ausbauer doch gar keinen Zugriff...

Meistens läuft es so: Die Behörde genehmigt, solange keine Abweichung beantragt ist und den schwarzen Peter hat der Architekt (wenn er doof genug zum unterschreiben ist).

Benutzer_822

wenn die Holztreppe statt der nichtbrennbaren Treppe u n d die Wohnungs-

eingangstüren wegen Glasflächen nicht standhalten, hat niemand Z e i t auf die feuerwehr zu warten, denn die Treppe leitet den Brand nach oben, die Gläser fallen raus und der Brand ist i n der Wohnung. Genau dabei gibt es immer wieder Tote ! Man kann auch statt der Wohnungseingangstür die "zweite Türreihe" ertüchtigen, dann kan man hinter diesen auf die Feuerwehr warten ... ist aber schon problematisch.

Wir haben bei wertvollen Türanlagen schon eine Lage dicker Spanplatten untr den "unsichtbaren Teil" und eine Brandschutzverglasung hinter den "durchsichtigen teil" gebaut, ging gut, sah gut aus und hat den Schutz gesichert. Ohne Schutz ist es falsch ! Rauchmelder wecken, sie verlängern die zeit für die Rettung aber nicht. mfg Schächer

Benutzer_1308

Nochmal zur Klarstellung. Wir wurden beauftragt, die Forderung RECHTLICH zu beurteilen. Ich weiss, dass eine brandschutztechnische Sanierung immer sinnvoll ist.

Die Frage ist jedoch, ob diese Forderungen rechtlich begründet werden können. In dem Besprechungsprotokoll der Bauaufsichtsbehörden mit dem MBV wurde 2004 ganz klar gesagt, dass ein Anpassungsverlangen des Treppenraums bei einem Umbau einer bestehenden Dachgeschosswohnung (Hier Speicher in Wohnbereich; Zutritt nur durch bestehenden und genehmigten Aufenthaltsraum) eines DG OHNE Veränderung des Treppenraumes nicht besteht. Der Betrachtungsumfang der prüfenden Behörde solle sich lediglich auf die Wohnung beschränken. Ebenso wurde explizit gesagt, dass der Gesetzgeber in Altbauten ein niedrigeres Sicherheitsniveau als in Neubauten akzeptiert (das steht da explizit drin!).

Dieses Protokoll ist veröffentlicht und die Bauaufsichten wurden aufgefordert, so zu verfahren. Das ganze wurde 2007 mit einem Brief des MBV an alle Bezirksregierungen nochmals bestätigt.

Lediglich bei Feststellung einer konkreten Gefahr (z.B. Fehlen des 2. RW) kann eine Anpassung verlangt werden.

Wird nun ein Holztreppenraum als konkrete Gefahr bewertet? Was ist denn dann mit all den anderen Häusern die Holztreppenräume haben? Wenn ich Holztreppenräume = konkrete Gefahr setze, müssten die BauOA ALLE diese Gebäudeinhaber anschreiben, dass sie den Treppenraum anpassen müssten.

Bitte versteht mich nicht falsch. Wenn es um die Verbesserung des Brandschutzes geht, bin ich immer dabei. Aus dem Bauch raus und aus dem Wissen um den abwehrenden Brandschutz sehe ich auch, dass der Brandschutz verbessert werden sollte. Aber hier geht es mir definitv um die rechtliche Seite.

Alle Antworten haben sich immer darauf beschränkt, dass der Treppenraum "schlecht" sei und man ihn ertüchtigen müssen. Aber woher ist diese Forderung RECHTLICH abzuleiten?

Ich meine die Keule "konkrete Gefahr" kann hier nicht gezogen werden, da dann hunderte Bauherren ihre Gebäude anpassen müssten. Dann steht noch die explizit beschriebene Verfahrensweise des MBV für genau diesen Fall in dem Protokoll der Bauaufsichtsbehörden...

Woher leitet sich also das Anpassungsverlangen ab?

Mattes

Hallo Tuppes,

das Ministerium in NRW lehnt sich hinsichtlich Brandschutz mit diversen Erlassen und den entsprechenden Protokollen mit den Bauaufsichtsbehörden meiner Ansicht nach weit aus dem Fenster:

Schließlich besteht immer noch Gewaltenteilung; d.h. wenn das Ministerium die Bauaufsichten auffordert, "gesetzeswidrig" zu handeln, muss die Bauaufsicht dem nicht folgen.

Wird bei uns auch nicht so gemacht.

Der Begriff der konkreten Gefahr ist schließlich auch nicht eindeutig definiert und steht auch so nicht im Gesetz, sodass es im Ermessen des Betrachters liegt, ob eine Holztreppe mit Holzwangen, verglaste Wohnungstüren, fehlender Rauchabzug oder fehlender Abschluss zum Keller um eine erhebliche Gefährdung der Nutzer des Gebäudes handelt.

Aus meiner Sicht wäre es fahrlässig, diese Mängel eines Gebäudes nicht zu betrachten, weil das so in einem Protokoll niedergelegt ist; schließlich geht der Bestandsschutz des gesamten Gebäudes verloren (rein rechtlich betrachtet), wenn bauliche Änderungen durchgeführt werden. So sieht es die Judikative.

Daher wird bei uns ein solches Gebäude ganzheitlich betrachtet und unter Berücksichtigung der Verhältnismäßigkeit verbessert (natürlich keine neue Treppe). Dass bei Einbau einer Wohnung im DG nur das DG zu betrachten sei, ist "nur" die Auffassung des Ministeriums, wird aber von den Brandschutzdienststellen und vielen Bauaufsichten -aus meiner Sicht zurecht- so nicht mitgetragen.

Gruß

Matthias Bußmann

Benutzer_822

Ich sehe die Gewaltenteilung und da hat die Bauverwaltung dem Richtzer gar nichts zu sagen und ich sehe die sogenannte "Verkehrsgefahr". Sowohl nach Zivilrecht (Haftung) als auch nach Strafrecht (Körperverletzung) sind die "allgem anerk Regeln der technik" zu beachten, n u r im Baurecht gelten die "ETB"s als Maß der Dinge. Einem verständigen Fachplaner ist das Risiko bekannt. Dann ist es auch zu beseitigen, weil der Mehraufwand einem Todesrisiko gegenüber steht. In den nächsten Jahren werden wir da zwei, drei heftige prozesse bekommen. So einfach wie Düsseldorf und Reichenhall wird das nicht mehr lange abgehen, wenn sich mal ein Beteiligter (Ehepartner, Kind, Eltern) nach einer Schädigung dahinter klemmt. Dann sieht auch das Ministerium alt aus, weil es einer Körperverletztung zugestimmt hat. und das kann m e h r als "fahrlässig" sein. mfg Schächer

Benutzer_502

Hallo Tuppes,

jetzt noch mal zu dem rechtliche Hintergrund.

Wie es Mattes schon aufgeführt hat, wenn ein Gebäude baurechtlich angepackt wird, in Form eines Bauantrages (Nutzungsänderung, Erweiterung, etc) geht rein rechtlich jeder Bestandsschutz verloren.

Ob es in Ihrem Fall einen Bestandsschutz gegeben hat, wag ich zu bezweifeln da ungenehmigter Bestand!!

Ein Gebäude mittlerer Höhe heißt bei uns in Hessen GK IV oder GK V.

Also tragende Bauteile der Treppe in A bzw. F30 A.

Somit währe dem Bauantrag, auf Grund der Holztreppe, ein Abweichungsantrag nach Landesbauordnung beizufügen. Diesem Abweichungsantrag wird zu 95 Prozentiger Wahrscheinlichkeit nicht ohne Kompensationsmaßnahmen stattgegeben.

Kollege Schächer gebe ich vorbehaltlos Recht.

Auch wir sehen funkvernetzten Rauchmelder als kostenakzeptable und hochwirksame Kompensationsmaßnahmen an. Mit den bereits erwähnten ?Qualitätstüren?, Verkleidung der Holztreppe von unten mit GK-Platten und auf den Einzelfall abgestimmte weiter Brandschutzsanierungsmaßnahmen bekommen wir zu 99 Prozent unsere Abweichungen genehmigt.

Gruß

A.Nau

Benutzer_203

Hallo Zusammen,

leider ist es tatsächlich so, dass man auf aich auf die Aussagen des Ministeriums, wenn es dann mal darauf ankommt, nicht immer verlassen kann. Oftmals ist es aber auch so, dass in diesen Besprechungen Ergebnisse aus Urteilen oder Gesprächen mit dem OVG einfließen.

Im vorliegenden Fall kann ich mich noch schwach an eine Fortbildung erinnern, bei welcher ein Richter vom OVG genau diesen Tatbestand so erläutert hat wie er dann bei im Protokoll des Bauministeriums, von Tuppes zitiert) aufgenommen wurde. Danach sah der Richter einen Bestandschutz für den Treppenraum, wenn dieser an den Umbaumaßnahmen nicht Teil nimmt. Kurz gesagt, der Bestandschutz geht nur für den vom Bauantrag tatsächlich umgenutzten Bereich aus. Bei einer Änderung einer bestehenden Nutzungseinheit hört das an der Eingangstüre der Nutzungseinheit auf.

In dem vorgebrachten Beispiel wurde das so dargestellt, dass in einem mehrgeschossiegen Gebäude der Treppenraum bis in das, bis dahin als Speicher genutzte, Dachgeschoss führte. Durch Nutzungsänderung wurde aus dem Speicher eine Wohnung. Laut dem damaligen Referenten des OVG sei der Treppenraum aber nicht von der Nutzungsänderung betroffen und behalte daher weiterhin Bestandschutz.

Ich denke wir sind uns alle einig, dass dies unbefriedigend ist.

Hinsichtlich der konkreten Gefahr stimme ich mit Tuppes auch überein. Alle wie ihr hier lest und schreibt müsstet euch Fragen, ob ihr "bei allen euch bekannten Gebäuden" mit ähnlicher Situation einschreitet. Die von Behörden wären dann gezwungen einzuschreiten. Ich glaube auch mal gelesesn zu haben, dass ein Sachkundiger in einem solchen Fall auch ohne Auftrag, z. B. mit einem Hinweis an die zuständige Behörde, tätig werden muss. Sollten wir also zu dem Ergebnis kommen, dass hier eine Konkrete Gefahr vorliegt sollte vielleicht einer mal ein Musterschreiben an die Bauaufsichtämter entwickeln. Würde es uns einfacher machen. Tschuldigung.... bitte letztes nicht so ernst nehmen !!!!!

Jetzt noch was direkt an Tuppes.

Bis hierhin kann ich ihrer Argumentation gut folgen., Sie schreiben aber oben, dass der Treppenraum im EG F90/T30RS abgetrennt werden soll. Das könnte dann wiederum als Eingriff in den Treppenraum angesehen werden und unter Umständen den Bestandschutz des Treppenraumes aufheben (...vor Gericht und Gottes Gnaden ....).

So traurig sich das anhört, aber vielleicht wird hier der gute Wille so einer Betrachtung führen.

Gruß

Wolfgang Cordier

Benutzer_1308

Hallo Herr Cordier!

Das mit dem Anpassungsverlangen wegen der Abtrennung zum KG wäre ja der Hammer *lach*

Ich werde hier mal schreiben, wie das ganze ausgegangen ist.

Mattes

Hallo Herr Cordier,

auf hoher See und vor Gericht....

... in einer meiner meiner Fortbildungen hat ein OVG-Richter genau das Gegenteil beschrieben:

bauliche oder Nutzungsänderung des Gebäudes--bestehende Baugenehmigung erlischt--Neubetrachtung erforderlich--Bauordnung ist umzusetzen--.

Soweit wollten nun die Brandschutzdienststellen nicht gehen, weil das ja dem Abriss vieler Gebäude gleichkäme.

Also wie mans macht...es wird immer auch die Gegenposition vertreten werden. Ist nicht gerade hilfreich. Daher traue ich mehr meinem eigenen Sachverstand und fahre damit bisher sehr gut (wie vermutlich andere auch, die es anders handhaben..)

Gruß

Matthias Bußmann

Benutzer_1308

Hallo Mattes,

grundsätzlich stimme ich ja mit Ihnen überein, dass ein Holztreppenraum nicht dem heutigen Baurecht entspricht und nicht "so toll" ist. Aber im § 87 wird ganz klar zwischen wesentlicher und nicht wesentlicher Änderung unterschieden. Bei einer wesentlichen Änderung muss das Gebäude angepasst werden. Bei einer nicht wesentlichen Änderung sind nur die vom Umbau betroffenen Bereiche anzupassen.

Der Ausbau einer Speicherraum zu einem Wohnraum, der schon vorher auf gleicher Ebene eines bestehenden Wohnraums lag und auch nur von diesem Wohnraum zugänglich war und nur diesem Wohnraum zugeordnet war, würde ich nun nicht als wesentliche Änderung eines Gebäudes betrachten:

Gebäudeeinstufung: unverändert

Geschossigkeit: unverändert

Nutzung Wohngebäude: unverändert

Treppenraum und -zugänge: unverändert

Bewohnerzahl: unverändert

Wohnungsanzahl: unverändert

Also die wesentliche Änderung sehe ich momentan nicht wirklich.

Hätte der Gesetzgeber den Wunsch gehabt, dass Holztreppenräume generell ertüchtigt werden müssen, hätte er dann nicht analog zu den §§ 9 (2) Satz 4, 45 (5), 46 (1) Satz 3, 51 (2) und 51 (4) Nr. 1 ein Fristsetzung zur Anpassung oder ein generelles Anpassungsverlangen formuliert?

Aber genug Öl ins Feuer gegossen. Ich werde die zweite Meinung des BauOA mal abwarten und das Ergebnis hier bekanntgeben.

Benutzer_221

Tuppes100 schrieb:

Hallo Tuppes100,

Es gibt kein Recht im Unrecht! Wenn ein Speicherraum zu Wohnraum ungenehmigt, also illegal, ungewidmet und umgenutzt wird, kann man darin schon eine wesentliche Änderung sehen. Und dann gibt es selbstverständlich auch Anpassungsbedarf an geltendes Recht. In wie weit man von diesem Recht Gebrauch macht, ist natürlich eine andere Frage.

Aber grundsätzlich sollte klar sein, dass die Nutzer des geschaffenen Wohnraums, auch einen Grundanspruch auf Sicherheit haben. Hierzu wurden ja auch schon sehr praktikable Lösungsansätze präsentiert. Mein Favorit wäre:

- Keller qualifiziert F90/T30-RS vom Treppenraum weg,

- Treppe unterseitig F30 bekleiden,Wangen über den Querschnitt rechnen,

- Türen entweder mit Feuerwiderstand und Rauchschutz (T30-RS) zwischen Treppenraum und Wohnungen, mindestens aber die Türen vollwandig, selbstschließend, entsprechend gefalzt und gedichtet.

- vernetzte Rauchwarnmelder im Treppenraum auf jeder Ebene.

Somit wäre aus meiner Sicht für alle Nutzer eine guter Grundschutz sichergestellt!

Gruß Maitho