Hochregallager - Oxy-Reduct-Anlage? - brandschutzfachplaner.de

Hochregallager - Oxy-Reduct-Anlage?

Benutzer_465

Liebe Kollegen -

wer kann etwas zu Oxy-Reduct-Anlagen sagen?

Ich arbeite an einem BSK für (u.a.) ein Hochregallager,

und lehne mich dabei an die VdS-Richtlinie an.

Dabei ist für mich keine Farge, daß das HRL eine autom. Löschanlage bekommen muß (zumal Kunststoffteile gelagert werden).

Erstmal hatte ich an eine Sprinkleranlage gedacht.

Wie sieht es mit "Oxy-Reduct" aus? Wann macht man soetwas?

Wie kriegt man überhaupt die Gebäudehülle dicht genug, und was macht man da mit Öffnungen (z.B. Förderanlagen)?

Wie sind die Kosten Oxy-Reduct vs. Sprinkler (Investion; Folgekosten)?

wäre für Erfahrungen dankbar.

M. Koeppen

Benutzer_1308

Hallo Herr Koeppen,

die Firma Wagner hat sehr viele Unterlagen über die Anlage, die Sie kostenlos bestellen können. Aber generell muss das Gebäude relativ dicht sein. Das die Außenhaut muss dicht sein und es sollten relativ wenige Ein- und Auslagervorgänge stattfinden. Weiterhin darf nur besonders geschultes und untersuchtes Personal zum Einsatz kommen. Die beiden Punkte schränken die Anwendung schon einmal etwas ein. Weiterhin haben Sie deutlich erhöhte Betriebskosten für die Sauerstoffreduktionsanlage (Stromkosten) da die Anlage nahezu dauerhaft läuft.

Eine Gegenüberstellung bei einem Bauvorhaben, dass wir betreut haben, zeigte, dass Oxyreduct deutlich teurer als eine Sprinkleranlage war.

Aber das kann man unmöglich auf alle Bauvorhaben beziehen, da die Kosten von sehr vielen Sachverhalten abhängen. Eine pauschale Antwort kann es da m.E. nicht geben.

Wir haben nur die Erfahrung gemacht, dass OxyReduct eigentlich nur Sinn macht, wenn das Lagergut nicht mit Wasser in Berührung kommen darf oder bei extrem niedrigen Temperaturen (Kühlhäuser), also in seltenen Ausnahmefällen.

Ich würde Ihnen einfach raten, sich von Wagner unverbindlich ein Angebot zukommen zu lassen.

Benutzer_1626

Also die Antwort, dass Sauerstoffreduktionssysteme teurer sind als Sprinkleranlagen stimmt so nicht. Die Investitionskosten sind wesentlich geringer (ca. 30% von Sprinkleranlagen). Nur die laufenden Kosten sind bei Sauerstoffreduktionssystemen höher.

Nach Berechnungen von durchschnittlich gut abgedichteten Lagern ist der Schnittpunkt von laufenden Kosten zu eingesparten Investitionsklosten bei ca. 15-18 jahren.

Also die Anblagen rentieren sich sehr wohl und bieten noch dazu eine größere Sicherheit.

Die Versicherungsrabatte bei Sauerstoffreduktionssystemen sind auch höher.

Nicht nur die Fa. Wagner bietet solche Systeme an, sondern auch die Fa. Kidde.

Benutzer_2713

Liebe Kollegen,

für den Neubau eines Hochregallagers (chemische Industrie)wird von Seiten des Bauherrn überlegt eine OxyReduct-Anlage statt einer Sprinklerung einzusetzen. Das Lager soll manuell mit Staplern beschickt werden.

Momentan befindet sich das Projekt noch in der Vorplanung und ich werde den Brandschutznachweis erstellen. Es wird vorrausgesetzt, dass die Stickstoffversorgung redundant ausgeführt wird und die Absenkung des Sauerstoffanteils auf 14 Vol% (tiefste Entzündungsgrenze bei 14,9%Vol) erfolgt.

Kann man bei der Ausführunge einer solchen Anlage von einer 99,9% Verhinderung der Brandentstehung ausgehen und somit

- RWA-Flächen bzw. Entrauchungsöffnungen

- Wandhydranten

- Löschwasserrückhaltung

entfallen lassen oder inwiefern müssen wirksame Löscharbeiten zusätzlich noch gewährleistet werden?

Ein Termin mit der Herstellerfirma ist bereits festgelegt, ich möchte mich nur vorab über Erfahrungen/Meinungen diesbezüglich informieren! Danke ...

Benutzer_1795

KEINE Anlage hat eine Ausfallwahrscheinlichkeit von 99,9%! Grade eine Sauerstoffreduktionsanlage wird niemals im Gesamtsystem diesen Erreichnungsgrad haben, da hier nicht nur der Ausfall der Anlage sondern auch des Gesamtsystems Hochregallager (Dichtigkeit, menschliches Versagen, etc.) eine Rolle spielt. Außerdem gibt es sehr wohl Materialien, die auch unterhalb von 14 Vol.% durch einen Lichtbogen zum Brennen gebracht werden können. Hier wäre ich grade in der Indutrie ÄUSSERST vorsichtig bezüglich des Lagerguts. Bremsflüssigkeit z.B. haben wir damals an der Uni mit einem Lichtbogen bei ca. 12,5 Vol.% ans Brennen bekommen! Eine solche Anlage ist - wenn die Randparameter stimmen - sicher gleichwertig zu einer Löschanlage. Aber die übrigen baulichen Erfordernisse müssen auch weiterhin gegeben sein.

Ich würde als SV einen Brandschutznachweis/-konzept ohne Rauchabzüge usw. ablehnen.

Benutzer_1191

Sehr geehrter Herr Koeppen,

wir hatten einmal ein Tiefkühl-Logistiklager das mit einer Oxy-Reduct Anlage angedacht war, anstatt einer Sprinkleranlage, weil man das hohe Schadenspotential beim Auslösen der Sprinkleranlage in der -18° C kalten Kühlhalle umgehen wollte.

Die Dichtigkeit ist bei einer Kühlhalle nicht das Problem, da diese ohnehin gegeben ist.

Nach Abwägung aller Risiken und Einschränkungen sowie wirtschaftlichen Aspekte ist es dann seitens des Betreibers jedoch bei einer Sprinkleranlage geblieben.

Die wichtigtsten Kriterien dagegen waren die eingeschänkte Nutzbarbarkeit durch häufiges Betreten der Halle und der Umstand, dass das Personal nur zeitlich eingeschränkt in der sauerstoffreduzierten Umgebung arbeiten darf.

Zu bedenken ist natürlich auch das große Volumen eines Hochregallagers. Ich denke das die Oxy-Reduct Anlagen vor dort Ihre Berechtigung haben, wo auf jeden Fall ein Betriebsausfall von Anlagen aufgrund von Wassereinwirkung vermieden werden muss. Ist also eher auch eine Frage der Anlagen-Redundanz, d.h. ob der Betreiber den Ausfall einer betrieblichen Anlage kompensieren kann ...

Benutzer_2375

@ Mike Meza

Die Halle ist bei -18°C doch ohnehin nur eingeschränkt von Personen begehbar, da diese nach xh eine Aufwärmpause gesetzlich vorgeschrieben haben. In wie weit hat die Sauerstoffreduzierung die Stunden weiter reduziert?

Benutzer_2713

Inwiefern die zulässige Aufenthaltsdauer in einer Kühlhalle durch eine Inertisierung weiter gesenkt weiß ich nicht.

Von der BGZ (heute DGUV) gibt es eine Stellungnahme zur Aufenthaltsdauer in Bereichen mit ständig abgesenkter Sauerstoffkonzentration (unabhängig von den Umgebungsbedingungen). Es werden dabei 3 Kategorien unterschieden.

Kat. I (21 - 17 Vol% Sauerstoffkonzentration)

- Betretbarkeit für gesunde Personen

- Aufenthaltsdauer max. 4h

Kat. II (17 - 15 Vol% Sauerstoffkonzentration)

- Ärztliche Voruntersuchung, sowie Wiederholungsuntersuchung alle 3 Jahre

- Aufenthaltsdauer max. 4h

Kat. III (15 - 13 Vol% Sauerstoffkonzentration)

- Ärztliche Voruntersuchung, sowie Wiederholungsuntersuchung alle 2 Jahre

- Aufenthaltsdauer max. 2h

- nur leichte Tätigkeiten zulässig

Benutzer_2375

Wenn ich bei Kat. III Sauerstoffreduzierung bin und bei -18°C und weniger dann dürfen Arbeiter sowieso nur 2h in der Halle sein und müssen Aufgrund der Kälte auch den Aufenthalt verringern.

Und Pflichtpausen einlegen.

clammer

Hallo Herr Koeppen,

es sind durchaus auch schon HRL mit Sauerstoffreduzierungsanlagen ausgestattet worden.

Aus Erfahrung nicht nur mit unseren Anlagen kann man festhalten, dass der Einsatz insbesondere dann sinnvoll ist, wenn sich keine Menschen dauerhaft darin aufhalten und sich die betriebsbedingten Öffnungen gering halten lassen. Ansonsten ist mit höheren Betriebskosten zu rechnen.

Also für vollautoamtsiche HRL eher geeigent als für solche mit manueller Kommissionierung.

Bei den Öffnungen ist es unter Umständen wirtschaftlich sinnvoll, eine Schleuse vorzusehen. Dies ist aber aus der Ferne schwer zu beurteilen.

Bei der Einlagerung von Kunststoff und Sprinkleranlagen kann es je nach Lagergut und Lagerhilfsmittel sein, dass "zusätzlicher" Aufwand betrieben werden muss (siehe auch die KLT-Problematik vor einigen Jahren).

@Sven Schäfer & @MarKe

Das Problem der Verfügbarkeit haben wir so gelöst, dass zwei eigenständige Anlagen parallel arbeiten, wobei eine in der Lage ist, die Sauerstoffreduzierung aufrecht zu erhalten. Eine Einschränkung ergibt sich dann, wenn eine Anlage nicht zu Verfügung steht und das Raumvolumen komplett abgesenkt werden muss (also von 21% O2 auf den Sollwert); dann dauert es länger. Dies ist aber eine Auslegungsfrage, die letztendlich vom Schutzniveau, Dritten (Versicherer etc.) und letztendlich vom Geldbeutel abhängig ist.

Gruß

C. Lammer