Hochregallager ???Konstruktion???

Benutzer_1523

Das Problem stellt sich wie folgend dar:

An eine Komissionierungshalle sollen Hochregallager angeschlossen werden, die durch Komplextrennwände getrennt werden sollen. Noch in Ordnung...

Die Kommissionierungshalle wird nach IndBAuR beurteilt.

Da diese nicht für die Hochregallager anzuwenden ist, kann hier nur die VDI Richtlinie als Hilfe angewendet werden.

Da liegt nun das Problem.....

Es wird soweit alles erfüllt aus der RIchtlinie außer

1. Die Zugänglichkeit der zwei Seiten der Hochregallager. Bis zu welchem Abstand ist noch von Zugänglichkeit für die Feuerwehr zu sprechen???

und

2. Welche Konstruktion muss ich anwenden?? Die Brandbelastung (annähernd nach DIN 18230 ermittelt, wobei diese ja nicht dafür anzuwenden ist da Lagerguthöhe > 9,0 m) liegt bei ca. 5000 kwh /m?. Die Fläche beträgt ca. 5000 m? für jedes Hochregallager.

In der VDI steht drin, dass die Konstruktion nach dem Brandgut zu wählen ist, ob Stahl oder Stahlbeton oder eine Mischung. (Branddauer ca 7 Stunden, also weit über F90)

Würde man bei dieser Brandbelastung eine Stahlkonstruktion zulassen?? Oder welche Kompensationsmöglichkeiten müssten gegeben werden. Es soll nur eine gute Wärmeentlastung angeboten werden. Ist ein bißchen wenig oder? Als Kompensation kann ich ja nichts angeben, was in der VDI Richtlinie nicht eh schon gefordert wird.

Danke schon im Vorraus für Antworten.

Mattes

Hallo Blume,

ohne den Fall genauer zu kennen, lassen sich Aussagen hierzu nur schwer treffen.

Grundsätzlich bestehen in Hochregallagern mit brennbarem Lagergut folgende Probleme: Im Brandfall kann die Feuerwehr in mehr als 7,5m Höhe mit ihren Einsatzmitteln die Regalebenen nicht erreichen; d.h. ein Löscheinsatz wird kaum erfolgreich sein. Im Regelfall wird die Feuerwehr ein brennendes Hochregallager nicht betreten, d.h. Totalverlust.

Das wiederum kann eigentlich nicht das Schutzziel wirksamer Löscharbeiten bedeuten -wenn auch so im Papier der Fachkommission Bauaufsicht so ähnlich formuliert-.

Daher kann man nur darauf hinwirken, dass die Hochregallager mit oxy-reduct- oder Gaslöschanlagen ausgestattet werden.

Eine Sprinklerung ist nur hilfreich, wenn auf welche Weise auch immer sichergestellt ist, dass die Feuerwehr die Regalebenen für Nachlöscharbeiten erreichen kann.

Hinsichtlich der Eindringtiefe der Feuerwehr sind gemäß Abschnitt6 IndBauRl 20m anzusetzen (entspricht der Wurfweite des C-Rohres), d.h. das Gebäude darf max. 40m breit sein.

Die IndBauRl gilt aber für diesen Fall nicht. Vermutlich sind alle tragenden Bauteile feuerbeständig ausgeführt.

Aber selbst, wenn man die Regale aus Stahlbeton herstellt, ist noch immer nicht geklärt, wie die Feuerwehr das feuer ausbekommt.

Sie sehen, dass für Ihr Problem eine Einzelfallentscheidung zu treffen ist; die ultimative Antwort gibt es für Ihren Fall nicht -behaupte ich mal einfach-. Aber mal sehen, ob jemand bessere Ideen hat...

Gruß

Matthias Bußmann

Benutzer_465

Hallo -

aus meinen (begrenzten) Erfahrungen zu Hochregallagern, incl. das auf Seminaren/Tagungen gesehene, würde ich sagen: Stahlbauweise "F0" ist durchaus üblich und zulässig (jedenfalls steht nirgends glasklar eine Forderung nach Feuerwiderstand).

Damit nimmt man den Totalverlust dieses Brandabschnittes/Komplexes in Kauf.

Ist also dann eher eine Risikoabwägung seitens Bauherr/Versicherung, wobei die Sprinklerung natürlich einiges wettmacht, je nach Lagergut.

Neben der reinen Brandlast sind ja auch andere Faktoren wichtig, z.B. bei dichtgelagerten Papierbögen oder brennbaren Sachen in Kartons wird sich das Feuer langsamer ausbreiten als z.B. bei offenen Plastikbehältern mit Papierservietten, das wird ja in der Sprinklerrichtlinie auch alles mitbewertet.

Also, ich würde sagen, es ist doch auch eine Abstimmungsaufgabe mit Feuerwehr und Bauaufsicht, und bei der Sprinklerei gibt es auch Variablen...

Aber für Stahlbeton sehe ich keine Forderung.

M. Koeppen

Benutzer_1523

Hallo !

Danke erstmal...

Klar ist diese Argumentation nicht immer einfach ohne komplette Einsicht in das Vorhaben aber es geht um die Auslegung der VDI weil man sonst nichts anders zu Handhabung bzw. Beurteilung hat. Und man kann sich nicht nur das herausnehmen was einem angenehm ist. Denn ich denke, dass diese CDI ein gesamtkonzept ist.

Lagergut ist Teile aus Gummi...

Die Lagerguthöhe ist ca. 10 - 11 m und in Hochregallager (2 mit ca. je 5000 m?) müssen betreten werden, durch die Mitarbeiter.

Die Sauerstoffreduktion kommt daher wohl nicht in Frage sondern eher besserer Sprinklerschutz.

Breite und Länge überragen die 40 m an beiden Seiten!!!!(5000 m?)

Doch warum, wenn es (fast immer) mit Stahl verwriklicht werden kann, warum ist dies bei der Noverllierung der VDI nicht herausgenommen. Die Konstruktion soll nach dem Brandgut ausgesucht werden und ist eine Brandbelastung von ca. 5000 kwh/ m? so klein, dass ich die gleichen Anforderungen stelle als wenn ich Metallteile einlagere? Dann würde ich ganz klar in Stahl bauen, aber so....

Wann wäre sie denn so hoch, dass Stahlbeton gefordert werden könnte.

Oder mal ganz spitz gefragt, hat sich einer damit schon auseinandergesetzt oder hat man es stillschweigend übersehen????

Wenn die Löschanlage versagen sollte ist sowieso nicht mehr an löschen zu denken, dass ist dem Bauherrn auch klar, aber bei Stahl und so einer großen Brandbelastung kann ich mich dem Gebäude auch nicht mehr ohne Risiko nähern. Anderes Argument, bei der Hitze komme ich wahrscheinlich auch nicht hin...

daher können Löscharbeiten nicht vorgenommen werden. Die BSD würde auch keine vornehmen sondern nur einen Erkundungstrupp schicken, aber kann man wisentlich diese Männer zu einer Stahlkonstruktion schicken, wo eine Stahlkonstruktion wenigstens nicht so schnell versagen würde???

Und wie sieht es dann noch mit dem Schutz der anderen Gebäuden (Nachbarn) aus. Der Bauherr ist sich vielleicht im Klaren, dass bei Versagen der Sprinkleranlage ein Totalverlust vorprogrammiert ist und auch seine anderen Gebäude mit abbrennen können.

Ich finde dies ist ein sehr heikles Thema... Aber Danke für neue Denkanstöße..

Benutzer_1470

Hallo Herr Blume

Die vorgegebenen Standartbrandschutzkonzepte greifen nicht. Das bedeutet Sie müssen ein objektbezogenes Anfertigen. Folgende Schritte schlage ich vor:

 Abgrenzung des Geltungsbereiches

 Ermittlung des Gefahrenpotentials

 Bewertung der Gefährdungen (Risikoeinschätzung)

 Schutzziele festlegen!!!!!!!

 Maßnahmen auswählen und festlegen

 Dokumentation (BS- Konzept)

 Wirksamkeit prüfen

 Fortschreiben (des BS- Konzeptes)

Das sind die Schritte wie bei der Gefährdungsbeurteilung nach Arbeitsschutzgesetz vorgegangen wird. Vom Grundsatz wird bei der Erstellung der Standartbrandschutzkonzepte vom Gesetzgeber genau so vorgegangen.

Als wichtigste Aufgabe ist nach meiner Meinung die Festlegung der Schutzziele.

 Versicherbarkeit , Verringerung der Versicherungsprämie,

 Verhinderung von Betriebsunterbrechungen, Liefersicherheit, Abwanderung von Kunden

 Sicherung der Marktstellung

 Sachschutz wie Gebäude, Gebäudeeinrichtungen, Rohstoffe und Wahren

 Datensicherheit

 Sicherung der Arbeitsplätze

 Ansehen der Betriebe oder Einrichtungen

 Marktwerterhaltung

 Umweltschutz, Nachbarschaftsschutz

Hier kommt ggf. dem Umweltschutz eine wichtige Bedeutung zu. Sie müssen klären ob der vollständige Abbrand aus Umweltschutzgründen vertretbar ist.

Auch der Versicherungsschutz ist zu klären. Auch die anderen Schutzziele können auf die im BS- Konzept festzulegenden Maßnahmen Auswirkungen haben.

Wenn nur die baurechtlichen Schutzziele zu berücksichtigen sind, sind die Anforderungen an die Bauteile relativ gering. Das Tema wirksame Löscharbeiten erschlagen Sie mit einer Löschanlage oder einer Sauerstoffreduzierungsanlage. Die Rauchausbreitung mit ausreichend ausgelegten RWA. Die Feuerwehr muss dann das Feuer nicht löschen, sondern die Nachbarbereiche oder Nachbarbrandabschnitte müssen von der Feuerwehr gehalten werden können. In Bezug auf die Rettung kommen ausreichend dimensionierte Hauptgänge für die Aufenthaltsbereiche in Betracht oder das Lager funktioniert automatisch.

Bei der Festlegung der Maßnahmen können sie sich, trotz der Aussage zum Geltungsbereich, aus den Anforderungen der IndBauRL einige wirksame Maßnahmen raussuchen. Das trifft auch auf die Hochregalllagerrichtlinie zu.

Zum Schluss müssen Sie mit den ausgewählten baulichen, anlagentechnischen, betrieblichen und abwehrenden Brandschutzmaßnahmen die festgelegten Schutzziele erreichen.

Vergessen Sie nicht bei Zeiten den Prüfer und die Versicherung mit ins Boot zu nehmen.

Gruß Norbert Bärschmann

Mattes

Hallo Blume,

ich kann Herrn Bärschmann nur zustimmen; Sie kommen nicht umhin, den Einzelfall zu betrachten. So kommen Sie bei Gummiteilen als Lagergut bei einer Sprinklerung nicht sehr weit; Schaum wäre besser.

Und schließlich und endlich gibt es auch Grenzen für eine Umsetzbarkeit der Bauherrenwünsche. Das Ergebnis kann durchaus mal sein, dass das Gebäude wie geplant nicht machbar ist.

Ich verstehe, dass Sie das dem Bauherren natürlich nicht anbieten können; daher bietet sich die Absprache mit der Bauaufsicht/ Brandschutz-dienststelle an -vorher-.

Gruß

Matthias Bußmann

Benutzer_465

Hallo allerseits,

ich denke aber auch, der Brandschutzplaner kann nicht des Bauherrn Amme für alles sein, und alles in den Brandshutznachweis, der nunmal primär Baurecht und Arbeitsstättenrecht berücksichtigen muss, reinschreiben.

Man muss aber den Bauherrn mindestens im Gespräch (am besten mit Protokoll) darauf hinweisen, daß das baurechtlich zulässige/genehmigungsfähige Objekt evtl. baurechtlich zulässig abbrennen kann.

Gummi hat sicher mit die höchsten Brandlasten (und qualmt stark).

Vielleicht sollte man, wie hier schon erwähnt wurde, primär bei der Löschanlage ansetzen, und wenn die wirkungsvoll ist, ist die Baukonstruktion m.E. nicht so kritisch.

M. Koeppen