Einrichtungen vor Rettungswegfenstern in Schule

Benutzer_203

Hallo liebe Forumskollegen,

ich bräuchte mal eure Meinungen!

Ausgangssituation:

In einem Gymnasium befinden sich im Erdgeschoß 2 Biologieräume. Bislang führte vom notwendigen Flur ein Ausgang direkt und ein weiterer über einen angrenzenden Lehrsaal ins Freie. Parallel dazu besitzen nach den alten Bauzeichnungen die Räume Rettungswegfenster. Der rechtliche Ursprung des zweiten baulichen Rettungsweges aus der Vergangheit ist nicht ganz sicher und soll daher auch nicht unter einen Bestandschutz fallen. Die Rettungswegfenster genügen derzeit aber nicht den Anforderungen und sollen nun ertüchtigt werden.

Vor der kompletten Fensterreihe befinden sich jedoch Arbeitsplätze (Tiefe ca. 60 cm) und unterhalb der Fenster durchgehende Brüstungskanäle mit Gas- und Elektroleitungen.

Für mich stellt sich nun die Frage, ob derartige Einrichtungen vor Rettungswegfenster zugelassen werden können, dürfen, sollen!

Was meint ihr dazu?

Gruß

Wolfgang

Mattes

Hallo Herr Cordier,

ich versuche darauf hinzuwirken, dass Fenster, die als 2. Rettungsweg dienen, immer frei zugänglich sind. Die Realität auch in Schulen sieht bei Brandschauen und Wiederkehrenden Prüfungen häufig anders aus.

Im EG finde ich die von Ihnen beschriebene Situation allerdings nicht sehr schlimm, sofern das Fenster ohne Einschränkungen öffenbar ist. Die Arbeitsplatte kann dann ggf. als Ausstiegshilfe genutzt werden.

Ist aber vom konkreten Einzelfall abhängig...

Gruß

Matthias Bußmann

Benutzer_205

Servus Herr Cordier,

nach Ihrer Darstellung liest es sich so, dass der zweite Rettungsweg über den Lehrsaal führen würde. Wenn Sie schon Fenster als zweite Fluchtmöglichkeit haben, dann ist der vorerwähnte Weg allenfalls ein dritter Rettungsweg. Der kann ja mal auch abgesperrt sein. Also fragwürdig.

Zu den Fenstern:

Wie schon Herr Bußmann erläuterte, findet man bei Feuerbeschauen oder Sanierungen sehr häufig die von Ihnen geschilderte Situation. Bei einer kompletten Fensterreihe sollte man ein Fenster je Raum auswählen, es bezeichnen und den Arbeitstisch möglichst freihalten. Außerdem muss dieser Tisch unverrückbar sein, dann kann er als Ausstiegshilfe durchaus dienlich sein. (Ideal wäre es natürlich, einen Arbeitsplatz zu entfernen, aber dann hätten Sie wohl diesen Beitrag nicht geschrieben) Wichtig ist aber auch die Lage im Freien. Bei einem Hochparterre sehe ich die Fluchtmöglichkeit etwas kritisch. Höher als etwa 1,50 bis 1,80 m sollte das Gelände davor nicht unter der Brüstung sein. Besonders schlimm wäre es, wenn unter den beiden Unterrichtsräumen auch Klassenräume sind, die einen Lichtgraben haben. Dann wäre eine Anleiterung sehr problematisch. Aber das will ich nicht hoffen.

Übrigens, das erwünschte Freihalten ist natürlich ein organisatorisches Problem. Die Lehrkräfte müssen halt über die Besonderheit Bescheid wissen.

Wie schon von Herrn Bußmann erwähnt: Die Behörde muss mitspielen.

Gruß

H. Klein

Benutzer_1470

Hallo Herr Cordier

Hier gibt es ggf. zwei Anforderungen welche einzuhalten sind.

1. Zwei bauliche Rettungswege für den Klassenraum

In der Regel ist das eine Tür zum Flur und von dort weiter über zwei Treppenräume, wobei im vorliegenden Bestand und unter Berücksichtigung der Erdgeschossigkeit der zweite, über ein einfach und ohne FW nutzbares Ausstiegsfenster, weiterhin vertretbar erscheint.

2. Rettungsweg aus naturwissenschftlichen Unterrichtsräumen (in Abhängigkeit von der Nutzung)

Für solche Räume sind zwei möglichst entgegengesetzte Ausgänge aus dem Klassenraum vorzusehen. Einer dieser Ausgänge kann auch über einen Nachbarraum führen, wenn dieser an das Retttungswegsystem der Schule angeschlossen ist.

Diese Forderungen bestehen auch für Labore oder ähnlich genutzte Räume. Hier sind auch die besonderen Rettungsweglängen nach Arbeitsschutzrecht zu beachten, welche aber bis zu den Ausgängen aus den Räumen gemessen werden (z.B. bei EX- Gefahr 20 m, ähnliche Entfernungen gelten auch für andere Gefahrstoffe, beim Umgang mit Explosivstoffen nur 10m).

Mit freundlichen Grüßen

Norbert Bärschmann

Mattes

Hallo Norbert,

sowie ich Herrn Cordier verstanden habe, handelt es sich um eine Bestandssituation. Ein zweiter baulicher Rettungsweg muss in NRW nicht zwingend nachgerüstet werden, wenn der Bestandsschutz nachgewiesen werden kann.

Das scheint aber nach Schilderung von Herrn Cordier nicht so ganz wasserdicht.

Wenn kein Bestandsschutz, dann gelten die von Herrn Bärschmann beschriebenen Anforderungen- sofern die Bauaufsicht oder Gemeinde zur Durchstzung gewillt ist.

Gruß

Matthias Bußmann