Brandschutz im Nebenjob

Benutzer_1477

Liebe Kollegen,

hier zwei interessante Artikel aus der Hessischen Allgemeinen Zeitung zum Thema Brandschutz im Nebenjob....

http://www.hna.de//kasselstart/00_20090313231355_Brandschutz_im_Nebenjob.html

http://www.hna.de//kasselsolo/00_20090326211631_Staatsdiener_als_Jobkiller.html

Ich habe mich schon immer gefragt, wie solche Projekte neben der Arbeitszeit in einer Dienststelle bewältigt werden können....

Gruss

Thomas

Benutzer_822

Hallo Thomas,

grundsätzlich finde ich nichts böses daran, wenn auch öffentliche Bedienste Überstunden machen. Und wenn das im Amt nicht geht, kann es auch daneben sein. So ein bißchen Konkurrenz schadet auch nicht.

Wenn eine solche "Nebentätigkeit" den Umfang einer Haupttätigkeit übersteigt, ist es kein Nebenjob sondern eine Vollzeitbeschäftigung. Der Kollege täte gut daran, seine Behördenstelle aufzugeben und Vollzeit zu planen und zu überwachen. Das sollte sein Landrat auch durchsetzen. mfg Schächer

Benutzer_1477

Hallo Franz,

das sehe ich anders, wenn man mal erfährt von Auftraggebers zu welchen Preisen diese "Nebenerwerbs-Sachverständigen" anbieten.

Hier werden Preise aufgerufen, zu denen ein Haupterwerbs-Sachverständiger definitiv nicht arbeiten kann, denn er muss ja davon leben.

Öffentliche Bedienstete können gerne einen Nebenjob ausüben, aber doch bitte nicht im gleichen Umfeld, in dem der Hauptberuf ausgeübt wird.

Finde es schon befremdend, dass ein Haupterwerbs-Sachverständiger in Projekten im Wettbewerb zum Nebenerwerbs-Sachverständigen steht, möglicherweise auch den Auftrag bekommt und eine Woche später dann beim "Wettbewerber" bei einem anderen Bauvorhaben im Zuständigkeitsbereich des Nebenerwerbs-Sachverständigen ein Konzept mit mehreren Abweichungen vortragen muss....na dann viel Spaß.....aber klar der "Wettbewerber" ist ja dann in Ausübung seines Behördenjobs völlig "neutral" und "unvoreingenommen"...:-)))

Anderes Beispiel...das Architekturbüro...hat mit dem Nebenerwerbs-Sachverständigen zu tun, bei Projekten in seinem Zuständigkeitsbereich und ist in anderen Landkreisen der Auftraggeber des Nebenerwerbs-Sachverständigen für Brandschutzkonzeptes....aber auch klar alles läuft wieder völlig "neutral" und "unvoreingenommen"...:-)))

Drittes Beispiel...der Nebenerwerbs-Sachverständige darf ja nicht im eigenen Landkreis/der eigenen Stadt arbeiten, aber man kennt ja einen Nebenerwerbs-Kollegen im Nachbarkreis und spricht gegenseitig eifrig Empfehlungen aus...

Dieser Sumpf gehört definitiv ausgetrocknet !!!!

Schönes Wochenende

Thomas

Benutzer_822

Die Interessenkollission ist das Eine, die Erschöpfung bei der geschuldeten Leistung im Amt das Andere. Ich denke, daß "Neben-Tätigkleiten", wie der Name bereits andeutet, die Haupttätigkeit nicht belasten darf. Und das ist bei Überschreitung von 10 %, vielleicht 15 % der Fall. mfg Franz Schächer

Benutzer_1470

Hallo Teilnehmer

Zu diesem Thema gibt es eindeutige Regeln, welche die Beamten oder auch Angestellten von Behörden einhalten müssen (Zeitbegrenzung, Zusammenarbeitsbegrenzung, Verbot der Tätigkeit im Dienstbereich, keine Empfehlung von bekannten Nebenerwerbsbrandschutzplanern u.s.w.). Dazu gehören saftige Strafen bis zur Entfernung aus dem Amt.

Aus eigener Erfahrung kann ich feststellen durch Nebentätigkeit lernt man auch mal die Probleme der "anderen Seite" kennen. Vor allem wie man sich fühlt, wenn Behördenvertreter ihre Macht ausspielen (Einzelfälle). In Verbindung mit unzureichender Fachkenntnis ist das teilweise unerträglich.

Außerdem stellt man fest, dass BS- Nachweise erstellen bei weitem mehr Fachwissen erfordert, als die Prüfung dieser (von der Verantwortung ganz zu schweigen). Vor allem beansprucht diese Arbeit viel mehr Zeit.

Zum Thema Unterbietung der hauptamtlichen Brandschutzplaner würde ich sagen: Die Kollegen sind ganz schön dumm, wenn sie für eine Apfel und ein Ei nebenbei arbeiten. Die Brandschutzplaner unterbieten sich teilweise selbst so dass kaum noch Aufträge lukrativ sind.

Ich für meinen Teil habe durch meine gelegentliche Nebentätigkeit viel gelernt und kann dieses Wissen bei meinem "Hauptarbeitgeber" einbringen.

Mit freundlichen Grüßen

Norbert Bärschmann

Benutzer_849

hallo herr bärschmann,

also nichts für ungut, aber der grund einer beruflichen nebentätigkeit besteht doch zweifelsfrei in erster linie darin, damit geld zu verdienen. bei einem potentiellen auftragsvolumen in dem genannten fall von fast 100.000 euro (so ein anderer sachverständiger), stellt sich aus meiner sicht schon die frage, ob dies finanziell und zeitlich noch als "nebentätigkeit" zu bewerten ist. es mag zwar "eindeutige Regeln" dafür geben, einheitlich sind sie aber sicher nicht. als positivbeispiel sei hier der landkreis kassel genannt (zitat aus der hna):

"Beim Landkreis Kassel gilt für technische Bedienstete vom Bauamtsleiter bis zum Hausmeister ein Verbot für Nebenjobs, um jegliche Interessenkollisionen auszuschließen. Zudem sollen die Landkreis-Beschäftigten ihre Freizeit vor allem dazu nutzen, ihre Dienstfähigkeit wieder herzustellen."

den nebeneffekt der "praxiserfahrung" würde ich mal gleich bewerten mit der (fiktiven) aussage: "mit bulligen autos sichert man arbeitsplätze in der ölindustrie" ;)

mfg

j.lange

Benutzer_465

Hallo allerseits,

ich kann das durchaus nachvollziehen, daß die Nebentätigkeit vielleicht durch Verdienst motiviert ist, daß man das aber AUCH aus fachlichem Interesse mit macht, und Erfahrungen gewinnt, jedenfalls bei den Leuten, die ich so kenne.

Ich finde es gut, wenn ein Prüfer auch die Rolle als Aufsteller kennt, da kann man doch konstruktiver diskutieren.

Kann man wirklich 100.000 im Nebenjob erlösen? Brutto? (dann netto 84.000)

Oder meint das der erwähnte Sachverständige nur "potenziell", wenn man es vollzeit machen würde, wenn man alle Aufträge kriegen würde, und alle zeitlich abarbeiten könnte?

mfG

M. Koeppen

Benutzer_849

bei den 100.000 euro ging es um das potentielle/reguläre auftragsvolumen in dem konkreten fall im eingangsbeitrag für die tätigkeit in dem projekt

(zitat aus der HNA):

"Die Auftragssumme für das Brandschutzkonzept am Klinikum, die nach Quadratmetern Geschossfläche berechnet wird, schätzt Freiberufler Port auf annähernd 100 000 Euro. Dem Vernehmen nach fließen für die Beratung aber deutlich unter 100 000 Euro an den Vizechef des Fuldaer Bauamtes."

auch wenn der gute mensch diese 100 000 Euro nicht erhält, weil er es eben erheblich günstiger angeboten hat (auch wie er selber angibt, weil er es als "hobby" betreibt), so verdeutlicht es doch ein größenordnung bei der es fraglich erscheint, wie jemand ein solches großprojekt in seiner freizeit und so nebenbei umsetzten kann.

ich will den beschäftigten im öffentlichen dienst eine etwaige nebentätigkeit gar nicht streitig machen - ich arbeite selbst im öffentl. dienst. nur zwei anforderungen müssen aus meiner sicht dabei erfüllt werden:

1. die leistungen müssen zu marktüblichen preisen erbracht werden, es darf also dadurch nicht zu wettbewerbsverzerrungen kommen.

2. art und umfang der leistungen dürfen keinen einfluss auf hauptätigkeit haben.

beides scheint in dem o. g. konkreten fall zumindest fragwürdig. da auch preise und umfang nicht genannt werden, bleiben natürlich nur spekulationen als bewertungsgrundlage...

mfg

j.lange

Benutzer_849

der vollständigkeit halber hier die neuste info zu diesem fall:

"Aribert Herrmann ist als Brandschutzsachverständiger gut im Geschäft. Er hat in Kassel die Brandschutzkonzepte für die großen Neubauvorhaben des Diakonie-Gesundheitszentrums Kassel (DGK) und des Klinikums Kassel entwickelt. Jetzt wurde bekannt, dass er auch den Neubau des Herkules-Baumarktes in Alsfeld als beratender Brandschutzsachverständiger betreut.

...

Der Landkreis Fulda sieht aber keinen Anlass, seinem Vize-Bauamtschef die Nebentätigkeit zu verbieten. "Herr Herrmann ist Angestellter und nicht Beamter des Landkreises Fulda", sagt Landrat Bernd Woide (CDU). Prüfungsmaßstab des Landkreises Fulda, als Dienstherr von Herrn Herrmann, für eine Untersagung der angezeigten Nebentätigkeit sei daher lediglich eine mögliche Beeinträchtigung der Erfüllung seiner arbeitsvertraglichen Pflichten oder die Beeinträchtigung der berechtigten Interessen des Arbeitgebers.

"Der Landkreis Fulda hatte und hat auch gegenwärtig keine Anhaltspunkte dafür, dass diese Untersagungsgründe gegenüber der Nebentätigkeit gegeben sind", sagt Woide

...

Unabhängig davon sei mit dem Bauaufseher für die Zukunft eine Vereinbarung getroffen worden, um die Diskussion auf eine sachliche Basis zu stellen und damit künftig allen Spekulationen den Boden zu entziehen.

"Da es sich hierbei um eine Regelung im internen Dienstverhältnis handelt, bitte ich um Verständnis dafür, dass ich zu weiteren Details keine Stellungnahme abgebe", erklärt der Landrat.

..."

HNA, 05.04.2009

http://www.hna.de//kasselstart/00_20090405203114_Weiterer_Auftrag_im_Nebenjob.html

so so, es gibt "keinen Anlass...die Nebentätigkeit zu verbieten." aber man hat eine "Vereinbarung getroffen ... um ... künftig allen Spekulationen den Boden zu entziehen", weitere details darf man nicht nennen.

sorry, aber bei so viel offensichtlicher fadenscheinigkeit, ist ein misstrauen nur folgerichtig

j.lange