Lichthof soll überdacht werden

Benutzer_750

Der Lichthof eines Bürogebäudes soll nachträglich überdacht werden.

An den Lichthof grenzen Gebäudeteile aus zwei verschiedenen Brandabschnitten an. (Fenster mit Öffnungsflügeln)

Als Überdachung ist an eine leichte und moderne Stahlkonstruktion mit dazwischenliegenden, luftgefüllten Kunststoffkissen gedacht. (z.B. ETFE-Folien-Pneus von Covertex, Brandschutzklasse: DIN 4102 - B1)

1.) Was ist aus Sicht des Brandschutzes dazu zu sagen?

2.) Was ist aus Sicht des Brandschutzes dazu zu sagen, wenn sich später zusätzich noch eine "geeignete Nutzung" für die nun witterungsgeschützten Fläche findet? (z.B. für Veranstaltungen, Empfänge)

Gruß, Tektus

Benutzer_822

Sie verbinden Räume, hoffentlich nicht gleich auch die Flure und Treppenräume, verschiedener Brandabschnitte durch einen neuen, gemeinsamen, nicht entrauchten Raum. Das ist genehmigungsrelevant, Brandschutz relevant, Fluchtweg- und Rauchausbreitungs relevant, ... in der Regel verschlechtert man die Brandschutz Situation durch solche "Zwischenbauten" wesentlich. Wird oft nicht eingesehen, ist aber meistens eine wesentliche Gefahrenerhöhung. Wenn sich aus der Gesamtplanung ergibt, daß es gleich wäre, wenn die beiden angrenzenden Räume zusammen mit dem Zwischendach verbunden wären, dann wäre es zulässig, sonst problematisch bis unzulässig.

Folien reißen schnell auf. Außer bei "Kaltrauch", d.h. stinkendem, ziemlich lauwarmem Schwelbrand-Rauch ... mfg Schächer

Benutzer_750

Vielleicht ist der Begriff "Überdachung" zu weitreichend, ich sollte es eher "Witterungsschutz" nennen. Dieser soll etwas aufgeständert werden, sodass rundherum ein freier Querschnitt als "Lüftungsschlitz" bleibt.

Übrigens bin ich nicht Bauherr, wurde nur gefragt, was aus brandschutztechnischer Sicht zu beachten ist. Insofern besteht hier doch schon ein gewisses Problembewußtsein...

Feuer-Hewi

hallo Tektus,

vielleicht sollten Sie mal über nichtbrennbare Textilien - A2!(z.B. von Interglas - mal nachfragen bei www.kochmembranen.com) für das Pneu-Dach nachdenken. Im Brandfall tropft dann auch nichts Brennendes ab oder hängt brennend runter (auch B1 brennt!!!);

ich habe eine ähnliche Situation (überdachter Schloss-Innenhof) damit toll lösen können; durch den Balon / Pneu wurden Spannseile geführt, die permanete Versorgung mit Luft über solarbetriebene Luftpumpen versorgt;

der abgeschlossene und auch beheizte Innenhof wird auch für Veranstaltungen genutzt; im Rahmen der organisatorischen Maßnahmen muss der Innenhof aber auch bei Veranstaltungen brandlastfrei gehalten werden (Metallmöbel)

Bei Ihrer Situation, gibt es zudem vermutlich keine Probleme mit der Rauch- und Wärmeableitung, wenn Sie einen ausreichenden Ringspalt vorsehen; dennoch sollte der Hof aber auch bei Events brandlastfrei /-reduziert sein; die Situation der Brandabschnitte lässt sich so über da Forum kaum bewerten;

viel Erfolg!

der Feuerteufel

Benutzer_99

Autor: Andreas Beuscher Guten Tag,

aus der Fragestellung lese ich u.a.:

Ändern sich durch die Verbindung (Witterungsschutz) verschiedener Gebäude die Brandabschnitte ?

Aus meiner Sicht:

Sofern die Gebäude mit brennbaren Materialien verbunden werden, wird aus den beiden Brandabschnitten einer.

Sofern die Gebäude mit nichtbrennbaren Materialien untereinander verbunden werden, verbleibenden auch getrennte Brandabschnitte.

Voraussetzung: Die durch einen Brand mögliche entstehende Wärme kann trotz der Überdachung abgeführt werden.

Die mögliche ?geeignete Nutzung? sehe ich davon abgekoppelt. Prüfen ob Versammlungsstätte, oder ob einer Büronutzung noch zugehörig (z.B. Grillfest der Belegschaft). Ggf. Antrag auf Nutzungsänderung

Weil die Verbindung unterschiedlicher Brandabschnitte immer wieder vorkommt, billig auf die Meinungen der Kollegen sehr gespannt!

Mit freundlichsen Grüßen

A. Beuscher

Mattes

Hallo Tektus,

formell wird das Gebäude erweitert, weil überbaute Flächen die bauliche Anlage zunächst einmal vergrößern. Das gilt auch für die Verbindung von Brandabschnitten.

Im Einzelfall erscheint es aber vertretbar, Gebäudeverbindungen trotzdem zuzulassen. Das hängt von den verwendeten Baustoffen, den Abständen und Maßen der Überdachungen ab.

Grundsätzlich sind Verbindungen von Gebäudeteilen durch Überdachungen aus nichtbrennbaren Baustoffen denkbar und auch häufig so realisiert, aber eben nicht in jedem Fall.

Mit dem Foliendach aus brennbaren Baustoffen, wenn auch B1, tue ich mich daher schwer.

Zudem läßt eine Nutzung dieses Bereichs auf weitere Brandlasten schließen. Alles in allem ist mir ohne Kenntnis des Einzelfalls (z.B. Abstände, Flächen, Öffnungsfläche Dach in %...) ein klares ja oder nein nicht möglich.

Gruß

Matthias

Benutzer_750

Die Problematik "Verbindungen von Gebäudeteilen durch Überdachungen aus brennbaren Baustoffen" ist mir schon bewußt!

Aber ist es nicht so, dass die Folienkissen sehr schnell versagen und herabfallen würden und in Summe keine sehr hohe Brandlast darstellen? Natürlich gibt es hier noch das Problem des brennenden Abtropfens...

Die künftige Nutzung des Bereiches und die damit verbunden Einbringung weiterer Brandlasten wird bisher von mir nur vermutet!

Gruß, Tektus

Benutzer_197

Hallo "Tektus",

was die brennbare Folienüberdachung angeht, so besteht hier bei Auuswahl des "richtigen" B1-Materials aus meiner Sicht kein Problem. Z. B. bei dem neuen Münchner Stadion sind für die Überdachung Folien verwandt worden, die sich "dem Brand entziehen", weil sie "wegschrumpfen". Das ganze ist auch durch Brandversuche verifiziert und seinerzeit vom planenden Brandschutzbüro (das aus Berlin mit 3 Buchstaben)in den Medien breit veröffentlicht worden. Wer aber Hersteller der Folie ist, ist mir nicht bekannt. Der Genehmigungsaufwand, ggf. auch mit ZiE bzw. Abweichung/Befreiung, ist aber sicherlich nicht unerheblich, da es sich nicht um ein geregeltes Bauprodukt bzw. eines mit Verwendbarkeitsnachweis handelt. Vielleicht mal in dieser Richtung "weiterforschen". Ansonsten ist, was die Brandabschnittsunterteilung etc. angeht, eine Ferndiagnose wohl schwierig. Am besten einen örtlichen, kompetenten Brandschutz-SV einschalten.

Herzliche Wochenendgrüße aus dem hohen Norden,

F. Fleischhauer

Benutzer_473

z.B. ETFE-Folien-Pneus von Covertex, Brandschutzklasse: DIN 4102 - B1

1.) Was ist aus Sicht des Brandschutzes dazu zu sagen?

Eine Brandfortleitung bzw. Rauchübertragung sollte über/unter Dach ausgeschlossen sein, dies scheint mir gegeben durch einen freien Abstand der Dachfläche zu den aufsteigenden Wänden.

Auch hier seh ich Möglichkeiten derartiges zu gestatten in bezug auf Berücksichtigung der angeführten Schutzziele.

mfg