Getreidesilo: Wasser oder Stickstoff?

Benutzer_99

Bundesland: Baden-Württemberg Autor: Hertel ä Nach meinem Kenntnisstand kann man einen Silobrand nur durch Inertisierung z. B. mit Stickstoff bekämpfen. Der Einsatz von Wasser birgt verschiedene Risiken (Glimm- oder Schwelbrand wird nicht gelöscht, Tragfähigkeit der Silowände)

Hat jemend Erfahrung bezüglich des Löschens mit Wasser und dem Herauslassen des Getreides? Wie hoch ist die Ex-Gefahr?

Welche Mengen an Stickstoff werden bei einer Inertisierung insgesamt bzw. in den ersten 2 Stunden benötigt?

Weiß jemand was Stickstoff bzw. ein Stickstoff-Tankfahrzeug kostet?

Über Infos, Hinweise oder Links würde ich mich freuen.

Viele Grüße,

Christiane

Benutzer_99

Autor: Nikolaus Hallo christiane,

silos sind immer interessant, weil keines zum nächsten passt; ein paar kleine Anmerkungen ...

- TRD 414; jede große Versicherung hat eigenes Konzept;

- ex-schutz, incl. druckentlastungsöffnungen, blitzschutz;

- wenn innen wasser, dann bei statik berücksichtigen; immer viel wasser bevorraten;

- aussengalerien mit treppen 18065, alle paar höhen-meter entleerungs-öffnungen, damit die fw. das silo leerschaufeln kann;

- fassade aussen kühlen, bzw. nachbarschaft kühlen;

- inertisieren mit co2, argon, o.ä. sehr, sehr teuer, wegen der bereit-stellungskosten, besser über fw. als "nachbarschaftliche Löschhilfe" regeln lassen;

- stationäre anlagen im silo sind teuer und verschmutzen dauernd;

- evtl. mehrere kleinere silos bauen, damit eines ausbrennen/ausgeräumt werden kann

- usw. / sehr spannend und bitte weiter informieren (grins...)

grüße aus by

nikolaus

Benutzer_99

Autor: Herte Hallo Nikolaus,

Danke für die hilfreiche Antwort!

Momentan sträubt sich die Feuerwehr gegen Stickstoff. Die Brandschutzdienststelle schlägt trockene Steigleitung vor. Ob das Wasser in der Statik noch berücksichtigt werden kann bzw. ob man an den bestellten Silos noch etwas ändern kann, muß ich noch klären.

Christiane

Benutzer_522

Hallo Christiane,

was für ein Silogut könnte denn konkret brennen, glimmen, verpuffen, ... ?

Wie groß ist das Silo selbst, freistehend, als Batterie mit anderen aufgestellt, Abstände untereinander; Bauweise - Stahlsystem?

Beste Grüße, Harald Dietrich

Benutzer_99

Autor: Christiane hallo,

es handelt sich um 2 Getreidesilos, GRöße je 350 m?, 12m hoch, daneben im abstand von 1,25 m eine eingehauste Staubabsaugung, Abstand der Silos untereinander quasi keiner, Stahlsystem.

Eventuell werden wir eine Kombination aus Sprühwasserlöschanlage (für Brand nahe Oberfläche oder an den Absuagfiltern) und Stickstoffinertisierung machen . Tankwagen mit Stickstoff wäre erst nach ca. 2 Stunden vor Ort. Stickstoff vorzuhalten ist teuer und eigentlich ist kein Platz dafür da.

Viele Grüße, Christiane

Mattes

Hallo Christiane,

die bei Silos auftretenden Probleme sind bereits im Genehmigungsverfahren schwer durchschaubar: so ist z.B. bei Getreidesilos in Abhängigkeit von der Getreideart, Feuchte, Korngrößen, Staubentwicklung, Lagerzeit, Durchsatz o.ä. ein Silobrand so gut wie unmöglich oder sogar sehr wahrscheinlich; ehrlich gesagt bin ich im Rahmen der brandschutztechnsichen Stellungnahmen diesbezüglich etwas hilflos, sofern nicht bereits in den Antragsunterlagen nähere Angaben gemacht werden.

Ich behelfe mir daher folgendermaßen:

Der Antragsteller muss einen Liefervertrag mit einem Stickstofflieferanten vorlegen, der beeinhaltet, dass innerhalb einer Zeitspanne von max. 8h eine für das Silo ausreichende Menge Stickstoff angeliefert werden muss. Kürzere Zeitspannen sind erfahrungsgemäß auf dem Land nicht realisierbar.

Das Silo muss mit einer entsprechenden Einspeisevorrichtung ausgestattet sein.

Sofern der Antragsteller die Kosten dafür nicht aufbringen will, muss er nachweisen, dass eine Brandgefährdung z.B. durch Selbstentzündung aufgrund des gelagerten Getreides auszuschließen ist.

Wasser als Löschmittel ist wegen der Statik der Silos als Löschmittel nicht geeignet.

Die für Silos üblichen Sicherheitseinrichtungen wie Blitzschutz, Temperatur-Überwachung mit Alöarmierung, Ex-Schutz und Druckentlastung sowie Entleerungsmöglichkeiten für die Feuerwehr werden auf den Einzelfall abgestimmt berücksichtigt.

Gruß

Matthias Bußmann

Benutzer_99

Autor: Christiane Hallo Herr Bußmann,

hallo Forum,

bei meiner Recherche wurde mir von verschiedenen Gaslieferanten mitgeteilt, dass eine Lieferung innerhalb von 24 h zugesichert werden kann. Häufig wäre die Belieferung kurzfristiger möglich, aus logistischen Gründen ist dies aber schwierig zu garantieren.

Haben Sie schon Verträge mit 8 h-Garantie gesehen?

Wenn ein Silo über eine Temeraturüberwachung mit Alarmierung verfügt, sollten max. 24 h ausreichen. Die größte Gefahr besteht beim Einbringen des Getreides, insbesondere in der Mittagshitze. Es könnten sich Glutnester bilden, die sich vergrößern. Aufgrund der Lagerungsdichte kann ich mir in einem Getreidesilo eigentlich nur Glimm- und Schwelbrände vorstellen, so daß insbesondere für angrenzende Gebäude keine Gefahr bestehen dürfte.

Wasser als Löschmittel ist bei dem hier geplanten Silo auszuschließen, gibt die Statik nicht her. Es gibt aber Silos, da wurde eine Kombination aus Sprühwasser-Löscheinrichtung und Stickstoff-Inertisierung umgesetzt.

Frage zur Teperaturalarmierung: wie erfolgt die Alarmierung i.d.R.?

Grüße,

Christiane

Mattes

Hallo Christiane,

sollte es in einem Silo zu einem Schwelbrand kommen und wird dieser detektiert, hat man aufgrund des langsamen Brandverlaufs innerhalb des Silos i.d.R. eine Menge Zeit, bis sich daraus eine Gefahr ergibt.

Die Gefahren ergeben sich aber dann, wenn die Feuerwehr entweder den Silo mit Wasser /Wasser-Schaum flutet (ggf. Versagen der Statik) oder den Silo ohne vorherige Inertisierung entleert. Dabei kanns dann zur Durchzündung kommen: im einen der letzten "Brandschutz" ist ein solcher Einsatz für ein Holzspänesilo dokumentiert.

Also für kritisches Lagergut: vorher inertisierten, dann entleeren.

Derweil darf die Feuerwehr aber nicht einfach den Brandherd alleine lassen: wer will die Feuerwehr 24h warten lassen, bis der Stickstoff geliefert wird. In der Zeit kann sich der Brand schon deutlich weiterentwickeln.

Ja, bei uns wurden seitens der Bauaufsicht Lieferverträge für 8h durchgesetzt, ist i.d.R. möglich, allerdings lassen sich die Lieferanten diese "schnelle" Lieferung teuer bezahlen. Hängt dann wieder vom Einzelfall ab (Lagergut, Silovolumen, Sicherheitseinrichtungen...) ob auch andere Lösungen akzeptiert werden.

Gruß

Matthias Bußmann