Qualifikation für Erstellung Brandschutzgutachten

Benutzer_99

Bundesland: Baden-Württemberg Autor: GastHallo!

Welche Qualifikationen muss ich erlangen bzw. welche Lehrgänge besuchen, damit ich ein Brandschutzgutachten erstellen kann?? Bin von Haus aus Bauingenieur. Ich hatte bisher nichts mit Brandschutz (baulichen) zu tun.

Benutzer_323

Hallo Gast,

vor ca. einem Jahr stellte ich mir die gleiche Frage.

In Bayern ist das so:

Laut Bayerischer Bauordnung Art. 68 Abs. 7 darf man bei Vorhaben mittlerer Schwierigkeit den Nachweis für den vorbeugenden Brandschutz erstellen, wenn man eine 10-jährige zusammenhängende Berufserfahrung hat und in die entsprechende Liste der Ing.-kammer oder Arch.-kammer eingetragen ist

oder

wenn man die entsprechenden Kenntnisse des vorb. Brandschutzes durch eine mit einem Leistungsnachweis abschließende Fortbildungsmaßnahme nachweist und man sich im Anschluß sofort in die Liste einträgt (siehe oben).

In der Bayerischen Architektenkammer gibt es sehr gute Fortbildungsmaßnahmen. Den angesprochenen Leistungsnachweis (2 Tage) gibt es für rund 200 ?, der Eintrag in die Liste schlägt mit ca. 500 ? aufwärts zu Buche.

Diese Vorschriften und Fortbildungsmaßnahmen sollten in Baden-Württemberg ähnlich vorhanden sein.

Gruß, Franz Lang

Benutzer_99

Autor: Werner MüllerHallo Gast.

Vielleicht definieren Sie erst mal den Begriff "Brandschutzgutachten".

Gruß

Werner Müller

Benutzer_99

Autor: GastHallo Herr Müller,

unter einem Brandschutzgutachten verstehe ich ein Brandschutzkonzept mit Angaben zu (vorhandenen bzw. noch zu schaffenden)Brand- und Rauchabschnitten, Rettungswegen, Leitungs- und Lüftungsanlagen und Maßnahmen des anlagentechnischen Brandschutzes. Es soll also eine Gesamtbewertung des vorbeugenden, organisatorischen und abwehrenden Brandschutzes für ein bestimmtes Gebäude sein.

Benutzer_230

Hallo Gast, (noch eine neutrale Info)

das mit den 10 Jahren und/oder der 2-tägigen Prüfung ist richtig.

Ich hoffte jedoch "im Zuge einer Länderverständigung" der Prüfung zu entgehen. Ich besuchte den Lehrgang bei EIPOS in Dresden (Fachplaner 8 WE und Sachverständiger 7 WE und davor Brandschutzbeauftragter über TFH Berlin; bin seit 4 Jahren Bauing. + 15 Jahren FW).

Hab in der Architektenkammer angefragt, ob ich dieses (EIPOS) nicht "anerkannt" bekomme!!??!!

Als Antwort bekam ich, dass eben in der BayBO (Art. 68 Abs. 7) steht, es muss "ein Leistungsnachweis an der Architektenkammer" sein. Aus. Basta. Ende.

Gut, ich ging dann hin und machte dass "schnell mal mit".

Es waren dort auch Leute, mit Null-Ahnung vom Brandschutz ("was heißt eigentlich F30" und ähnlich Fragen kamen da). Die dürfen jetzt auch an den mittleren Schwierigkeitsgrad heran (der kann schon etwes heftig sein).

Ein sehr namenhafter und von mir sehr geschätzter Brandschützer (war auch Dozent von mir in Dresden und an diesen 2 Tagen in der Architektenkammer) bemängelte das auch (keine Anerkennung des SV von Dresden).

Aber was soll es ... hab nun diese Prüfung auch und die Kammer 200 (oder waren es 300) Euro mehr. Naja ... hat der Chef bezahlt

Viele Grüße

Rupi

AUS FREUDE AM FAHREN

Benutzer_269

Hallo Gast,

den zweitätigen Lehrgang bei der Architektenkammer mit Leistungsnachweis habe ich auch mitgemacht. Man weiß dann, daß man mehr wissen sollte, wenn man Brandschutznachweise erstellen will.

Also habe ich bei der DIAA den Brandschutzfachplanerlehrgang drangehängt. Man darf zwar hinterher auch nicht mehr, aber man weiß was man tut (oder tun soll). Mehr Infos gibt es übrigens weiter oben unter "Seminare". Kann ich persönlich nur empfehlen.

Und nach allen Lehrgängen gibt´s nur eins: Praxis.

Gruß Joachim Müller

Benutzer_99

Autor: GastHallo Herr J. Müller,

habe ich das richtig verstanden: auch noch erfolgreicher Teilnahme des Fachplanerlehrgangs bei der DIAA "darf" ich kein Brandschutzkonzept erstellen?? Oder fehlt mir dann "nur" der Eintrag in der Ingenieurkammer??

Vielen Dank für Ihre Antwort!

Grüße, S. Laufer

Benutzer_269

Hallo Herr Laufer,

an den Ausführungen im Beitrag von Herrn Lang ändert leider auch der Lehrgang bei der DIAA nichts. Hier wiehert zwar der Amtsschimmel, aber an der Bauvorlageberechtigung ändert das leider nichts. Eintrag in die Liste der Ingenieurkammer gibt´s nicht mit DIAA-Lehrgang (was sich hoffentlich mal ändert).

Also: Bauvorlageberechitung mit 2 Tagen Lehrgang Arch.-Kammer und Listeneintrag, Fachwissen für die Qualifikation durch weitere Lehrgänge/Praxis.

Gruß Joachim Müller

Benutzer_269

Hallo Herr Laufer,

meinen letzten Beitrag muß ich etwas ergänzen (ich kann das Thema derzeit aber auch nur aus bayerischer Sicht erklären).

Durch den 2-Tages-Lehrgang und Listeneintrag erhalten Sie die "Nachweisberechtigung" für den vorbeugenden Brandschutz für Bauvorhaben mittlerer Schwierigkeit. Die Kriterien für die "Bauvorlageberechtigung" sind gesondert zu erfüllen. Nachzulesen in Bayern in Art. 68 BayBO. Wie es in BW ist, müsste ich selbst nachlesen.

Gruß Joachim Müller

Benutzer_149

Hallo Kollegen,

zuerst mal vielen Dank für das Lob für den DIAA - Lehrgang, für dessen Konzeption ich verantwortlich bin. Einen ähnlichen Lehrgang gibt es übrigens in Baden - Württemberg (siehe "Seminare" auf dieser site). Grundsätzlich ist die Dokumentation des Brandschutzes in Bayern und Baden - Württemberg völlig unterschiedlich geregelt. Während in Bayern ein Brandschutz"nachweis"(!) bei jedem Bauvorhaben obligatorisch ist und auch die Nachweisberechtigung eindeutig geregelt ist(Grundvoraussetzung Bauvorlageberechtigung, formelle Nachweisberechtigung bei "mittlerer Schwierigkeit" durch Eintrag in Nachweisliste bei Bayerischer Architektenkammer oder Bayerischer Ingenieurkammer Bau nach entsprechenden Voraussetzungen - gilt übrigens auch für "auswärtige" Planer), schweigt sich die Landesbauordnung BW über dieses Thema aus. Das heisst, offiziell gibt es weder eine spezielle Brandschutzdokumentation noch eine Anforderung an den Ersteller. Gemacht wird es im Einzelfall so, wie dies vom Planer gelenkt oder von der Genehmigungsbehörde jeweils vorgegeben wird. Praxis ist meistens so: Entweder der Planer "diskutiert" mit dem entsprechenden Kreisbrandmeister das Brandschutzkonzept aus oder er reicht einen vom Brandschutz unbefleckten Plan ein, was zu entsprechenden Auflagen der Genehmigungsbehörde führt. Mit der genannten Praxis hängt auch zusammen, dass in BW fast jeder Plan das volle Prüfprogramm im Genehmigungsverfahren durchläuft. Lediglich im sog. Kenntnisgabeverfahren entfällt die Prüfung. Im Unterschied zum Bayerischen Freistellungsverfahren kann jedoch der Bauherr eine Prüfung durch die Behörde beantragen, was in ca. 80% der Fälle auf "anraten" der Planer geschieht.

Übrigens noch eine Ergänzung zu Herrn Müller: Wir richtig erwähnt führt eine 10.jährige Berufserfahrung oder ein 2-Tageskurs (ausschließlich) bei der Bayerische Architektenkammer letztendlich zur Brandschutznachweisberechtigung für die "mittlere Schwierigkeit" in Bayern. Dies steht so in der BayBO und kann nur durch Änderung dieser (Gesetzesänderung mit dem hierfür notwendigen Procedere) geändert werden. Nachweisberechtigte gaben mir übrigens der Anstoß für das entsprechende Seminar mit übers Jahr verteilten 10 Tagen. Die Aussage war immer die gleiche: "Jetzt dürfen wir es zwar, aber können es nicht".

Grüße Lutz Battran

Benutzer_99

Autor: Th. GärtnerHallo Herr Laufer,

ich denke 10 Jahre Berufserfahrung braucht ein Planer, der Brandschutznachweise für Gebäude mittlerer Schwierigkeit oder Sonderbauten erstellen möchte. Vorausgesetzt er hatte in diesen Jahren auch Gelegenheit Brandschutz bis zur Werkplanung und Ausschreibung zu bearbeiten, um beurteilen zu können, welchen Aufwand oder Lösung manche rechtlichen Anforderungen erfordern. Viele Fragen im Forum bestätigen meine Meinung. Nur die rechtlichen Anforderungen im Nachweis zu nennen ohne den Bauherrn/ Planer / Architekten bei der Umsetzung der Anforderungen zu begleiten ist nur die halbe Brandschutzplanung. Bedenken Sie, dass sein Nachweis in Bayern von der Baubehörde nicht mehr geprüft wird und er für seine Brandschutzplanung haftet.

Grüße Th. Gärtner

vonhof

Hallo zusammen,

das mit den 10 Jahren ist schon ein Problem. Wenn ein Bauvorlagenberechtigter 10 Jahre lang keine Ahnung vom Brandschutz hatte, kann er sich jetzt in eine Liste eintragen, und braucht dann weiterhin keine Ahnung vom Brandschutz zu haben. Was dabei herauskommt, sieht man an allen Ecken und Enden. Und bei den Gebäuden mittlerer Schwierigkeit muss ich den nörgelnden Feuerwehren in Bayern teilweise recht geben - irgendwann wird einmal der große "Bang" passieren mit ein paar Toten, weil der Entwurfsverfasser keine Ahnung vom Brandschutz hatte (ich kenne mittlerweile einige potentielle "Todesobjekte").

Allerdings handeln hier auch die Bauaufsichtsbehörden viel zu lasch. Sie prüfen zwar den Brandschutz nicht mit der Baugenehmigung, müssen aber dennoch eine Bauüberwachung durchführen. Wenn diese aber nicht durchgeführt wird oder wenn der Begehende selbst auch keine Ahnung vom Brandschutz hat und Mängel auch im Personenschutz nicht erkennt, bleiben solche Objekte unerkannt - bis es dann brennt. Es gehören also auch hier zwei dazu.

Zu lösen wäre das Problem meiner Meinung nach nur, wenn auch BV mittlerer Schwierigkeit von einem Sachverständigen geprüft werden. Ein zweistufiges SV-Wesen wäre jedenfalls wesentlich sinnvoller, als die jetzigen verantwortlichen SV in "vollwertige Sonderbauler" und "nur Industriebauer" zu unterteilen.

Aber ich glaube, wir haben uns jetzt vom Thema von Baden-Württemberg recht weit entfernt. Dort wird, wie ja bereits zu lesen war, der Brandschutz nach wie vor klassisch "ausgehandelt". Wer gut verhandeln kann, muss auch weniger für den Brandschutz aufwenden... Ich habe mal zwei oder drei Kreisbrandmeister aus BW kennen gelernt. Die waren mit dem System in BW jedenfalls nicht sonderlich zufrieden.

Schöne Grüße

Alexander Vonhof