Ausführung Brandabschnitt zwischen Industriebau und Bürotrakt

Benutzer_99

Bundesland: Bayern Autor: Brams Sieglinde ä Es liegt eine Planung für eine erdgeschossige Industriehalle mit einer Raumhöhe von ca. 9m und einer Fläche von 4500 qm vor. An einer Seite soll an diese Halle ein zweigeschossiger Bürotrakt (Höhe etwa 8m)folgen. Beide Bereiche werden mit einer Brandmeldeanlage überwacht werden. Die Halle soll nach der IndBauRL (Abschnitt 6) und der Bürotrakt nach der BayBO betrachtet werden.

Ist dafür eine Abweichung nötig?

Wie ist die Wand zwischen beiden Bereichen auszuführen?

Nach der IndBauRL, Punkt 3.2, stellen die beiden Bereiche doch jeweils einen Brandabschnitt dar, wonach die Trennwand als Brandwand auszuführen ist?

Oder kann man sich nach den im Abschnitt 6, Punkt 6.1.1 Größe der Brandabscnittsflächen bzw. deren Kommentierung, beschriebenen Beispielen orientieren, wonach die Abtrennung "nur" eine brandschutztechnisch baulich wirksame sein muß (sprich KEINE Brandwand mit entsprechenden Konsequenzen sondern "nur" eine feuerbeständige Wand und Öffnungen feuerhemmend?

Für Hilfe in dieser Frage bin ich sehr dankbar, vielleicht auch auf Verweise.

Vielen Dank :-)

Benutzer_465

Hallo Frau Brahms -

wenn Sie IndBauRL Abschnitt 6 nehmen, muß es eine Brandwand sein, 0,5m über Dach und mit T90/F90-Abschlüssen. T30 wäre dann Abweichung.

wenn Sie keine Brandwand wollen, versuchen Sie es mit Abschnitt 7, je nach Brandlasten brauchen Sie dann womöglich nur eine F90-Brandbekämpfungsabschnittstrennwand mit T90-Türen, oder nur eine F30-BBA-Tw. mit T30-Türen. Das ist dann sauber nach IndBauRL berechnet und keine Abweichung.

Viel Glück!

Michael Koeppen

Benutzer_99

Autor: Brams Vielen Dank für die schnelle Antwort.

Wenn ich nochmal nachfragen darf: Die in der Kommentierung (im Brandschutzatlas unter Abschnitt 6, 6.1.1 Größe der Brandabschnittsflächen, Seite 12 ff, und es liegt mir eine Kopie von Ergänzende Erläuterungen zur IndBauRL von Wiese, Halfkann und Kirchner vor) bezeichnete "wirksame Abtrennung" in F90 bzw. in der Skizze dargestellte "keine BW" bezieht sich dann nur auf eine Kombination Industriehalle und Bürotrakt innerhalb der zulässigen Brandabschnittsflächen nach Tabelle 1 ? Sprich wenn im vorliegednen Fall die Industiehalle und der Bürotrakt zusammen nicht mehr 4500 qm hätten (mit BMA), wäre eine Wand in "nur" F90 und T30/F30 Abschlüssen möglich?

Benutzer_822

Die Industriebau Richtlinie gibt die Antwort in Absatz 3.2 / 3.3 eindeutig, der, weil kurz und weit vorne, gerne und häufig überlesen wird: der Brandabschnitt reicht bis zu den Außenwänden oder Brandwänden, die ihn begrenzen. Die Brandabschnittsfläche ist die Fläche dazwischen.

Die Tabelle 1 in Abschnitt 6 bezieht sich auf die "Brandabschnittsflächen", also Außenwand zu Außenwand bzw. Brandwand.

Warum kompliziert machen, wenn es auch e i n d e u t i g geht ?

Eine Brandwand ist doch so kein Unikat, daß man es umgehen müßte.

mfg Franz Schächer

Benutzer_465

Ja, doch , Frau Brams, Sie haben genaugenommen recht.

Wie man Sozialanbauten von der Industriehalle trennt, steht nirgends so genau (wenn beides innerhalb der zulässigen Brandabschnittsfläche liegt).

Hab diese Wand schon als Trennwand nach Bauordnung behandelt, F30 bei Gebäudeklasse 3 des Sozialanbaus (oder -einbaus).

Ganz klassisch setzt man halt eine Brandwand dazwischen. Kommt halt drauf an.

Muß dann keine Abweichung sein, wenn derjenige, der den Brandschutz prüft, Ihrer Argumentation folgt (als Trennwand zwischen Nutzungseinheiten gem. Bauordnung).

M. Koeppen

vonhof

Hallo,

bleiben nur zwei Probleme.

1. Die Fachkommission Bauaufsicht der ARGEBAU möchte hier eine Brandwand, auch wenn es ausdrücklich nirgendwo steht. War bereits einmal Thema, gerade von den Stahlbauern, und es spräche eigentlich nichts daregegen, aber wenn die Fachkommission nicht will...

2. Wenn an den erdgeschossigen Industriebau ein zweigeschossiges Bürogebäude ohnr Brandwand gebaut wird, wird der gesamte Industriebau zweigeschossig. Dann hat sich die Sache mit 4.500 m? erledigt.

Aber das hat sich, fällt mir auf, wo ich das hier schreibe, sowieso erledigt. 4.500 m? Halle + Fläche des Bürogebäudes = sowieso zu groß.

Gruß

Alexander Vonhof

Benutzer_822

Liebe Kollegen, die ARGEBAU hat sich eindeutig gäußert nämlich in 3.2 der IndBauRL : "Brandabschnitt: ein Brandabschnitt ist der bereich zwischen seinen Außenwänden und/oder den Wänden, die als Brandwände über alle Geschosse ausgebildet sind." Entsprechend 3.3 "Brandabschnittsfläche: Die Brandabschnittsfläche ist die Fläche des Brandabschnitts zwischen den umgebenden Umfassungsbauteilen" und Tabelle 1 heißt : "Zulässige Größe der Brandabschnittsfläche". Also e i n d e u t i g : zwischen den Außenwänden und Brandwänden. Und wie Herr Vonhof schon sagte: ist die Halle zweigeschossig, wenn ich zweigeschossige Büros baue ? Es sind keine untergeordneten Meisterbuden und keine offenen Zwischendecken. mfg Schächer

Benutzer_99

Autor: Sieglinde Brams vielen Dank für Ihre Antworten. Im vorliegenden Fall kann man demnach eindeutig nicht von einer Brandwand absehen, weil durch die Industriehalle die 4.500 qm ja bereits ausgeschöpft werden und der Bürotrakt ausserhalb der zulässigen max. Brandabschnittsfläche liegt.

Irritiert hatte mich nur die Kommentierung zur IndBauRL in der es heißt, dass man einen mehrgeschossigen Verwaltungsbau durch eine "wirksam bauliche Abtrennung...F90" vom erdgeschossigen Industriebau abtrennen kann, um den Verwaltungsbereich separat von der Industriehalle nach BayBo betrachten zu können. Diese Aussage bezieht sich aber somit höchstens auf eine Kombination Halle-Verwaltung mit einer Fläche von insgesamt 4.500qm (bzw. der max. zulässigen Brandabschnittsfläche).?. Wobei eine Kommentierung ja nur die Meinung der Verfasser darstellt und keine Rechtsgrundlage ist.

freundliche Grüße und schönes Wochenende

brams

Benutzer_99

Autor: Ingolf Wie Herr Koeppen schon schrieb, es ist nirgends eindeutig geregelt und so kann man auch ohne BW auskommen und muß wegen eines kleinen Büroanbaus nicht gleich den ganzen Industriebau zweigeschossig einstufen. Ist v. a. bei Anbauten an Bestandsbauten gar nicht anders zu machen.

Ingolf

Benutzer_99

Autor: Conrad Sehr geehrte Damen und Herren,

eines vermisse ich in dieser Diskussion jedoch vollständig, nämlich, dass das Bürogebäude schon gar nicht in den Geltungsbereich der Industriebaurichtlinie fällt (siehe hierzu in den Geltungsbereich: Produktion und Lagerung). Dementsprechend erübrigt sich n.m.A. die ganze Diskussion bezüglich Verzicht der Ausführung als Brandwand. Da das Bürogebäude nicht in den Geltungsbereich der IndBauRL fällt, ist es nach BauO zu behandeln. Somit stellen beide Gebäudebereiche getrennte Brandabschnitte dar, die entsprechend durch Anordnung einer Brandwand voneinander zu trennen sind.

mfG

Conrad

Benutzer_99

Autor: Nikolaus Hallo zusammen,

allgemein und zu Conrad:

das ist ja gerade die Kunst des "Qualifizierten Brandschutznachweiserstellers bzw. ...-Prüfingenieurs" BRS nicht nur schwarz oder weiss (von stoisch bis unbedarft) zu sehen, sondern ein schutz-, betriebs- und nutzungsspezifisches (etc.) BRS-Konzept zu erstellen, das auch noch bezahlbar ist.

Zu BW zwischen Industrie- und Büronutzung: es gibt durchaus Situationen, da sind beide Nutzungen so eng miteinander betrieblich verbunden, daß es auch ohne BW (eben mit so einem o.a. BRS-Konzept) gehen könnte.

Gruß

Benutzer_465

und selbst ganz "schwarz-weiß" gesehen, Herr Conrad:

Bürogebäude nach Bauordnung, dann aller 40 m eine Brandwand. Aber das Bürogebäude ist z.B. 15 x 30 m groß.

Und daran angrenzend dann der Industriebau.

Also warum dann Brandwand nach Bauordnung? (wenn der Industrieteil der Bauordnung nicht unterliegt).

Nach Bauordnung dann schon eher eine Trennwand zwischen versch. Nutzungseinheiten.

mfG

M. Koeppen

Benutzer_99

Autor: Ingolf Hallo Herr Koeppen,

ich kann Ihnen nur voll und ganz zustimmen!

Ingolf

Benutzer_822

... weil die Summe aus Bürogebäude und Industriehalle i.d.R. ü b e r 40 m lang ist und die Erleichterungen nach IndBau RL n u r für IndBauten gelten, nicht für Büros u n d die IndBauRL nur von Außenwand bis Außenwand o d e r von Außenwand bis Brandwand (siehe 3.2 und 3.3 !) bzw. n u r von Bw zu Bw gilt und nicht von Außenwand bis Trennwand oder Bürowand. Lügt Euch doch nicht in die Tasche !

Ein BS Sv ist n i c h t dazu da, über RL hinweg zu helfen sondern sie sach- und fachgerecht anzuwenden. Auch dann, wenn eine behörde da mitgeht, bleibt es falsch udn der Planer ist in der alleinigen Haftung. Auch gegenüber seinem bauherrn, dem es nachher vielleicht aus Schallschutzgründen nicht mehr gefällt und der den Planer die Bw nachträglich einbauen läßt ... geht so nach Werkvertragsrecht und ist ein Wahnsinn an Kosten. mfg Schächer

Benutzer_99

Autor: Conrad Hallo Herr Koeppen, Hallo Nikolaus,

ich bin manchmal doch erstaunt, mit welcher Unbeschwertheit so manche Planer beim Thema Brandschutz vorgehen. Grundsätzlich ist doch erst einmal festzuhalten, dass die ARGEBAU die Bürogebäude explizit nicht in die Industriebaurichtlinie einbezogen hat. Des Weiteren sind diese auch nicht in die DIN 18230 einbezogen worden und werden nach dem mir vorliegenden Gelbdruck der DIN 18230-1 auch nicht in der neuen Fassung mit einbezogen. Vielleicht täusch ich mich ja auch, aber meiner Ansicht nach hat dies was mit dem unterschiedlichen Sicherheitsniveau und den unterschiedlichen Schutzzielen BauO / IndBauRL zu tun. Lasse mich diesbezüglich auch gerne eines besseren belehren.

Selbstverständlich ist mir auch bewusst, dass eine Brandwand zwischen diesen Bereichen nicht immer erwünscht ist. Wie gesagt, nicht immer. Denn häufig erlebe ich, dass der Bauherr schon allein aus Sachschutzgründen die brandschutztechnische Trennung herbeiführen will. Und wenn ich denn schon einmal auf die Brandwand verzichte, dann müssen für den Büroteil mindestens zwei von der Halle unabhängige bauliche Rettungswege sowie eine Hausalarmierungsanlage vorhanden sein. Alles andere könnte ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Und dies verkaufe ich den Bauherren auch so.

mfG Conrad

Benutzer_99

Autor: Nikolaus Hallo zusammen,

alle haben auf ihre weise Recht...

das ist je gerade die Kunst (und das Wissen) einen anforderungsgemäßen BRS zu planen, Beweglichkeit ist gefordert und nicht Seele verkaufen, die Verantwortung und der gute Ruf kommen auch dazu, und vieles mehr.

Also: ein Industrie-/Gewerbebau mit Büroanbau kann sich sehr wohl auf einer Fläche von 39 x 39 m ausbreiten und dann lesen wir den Geltungsbereich der Bauordnung und müssen nicht unbedingt eine Brandwand bauen, wenn wir den Bau jetzt dritteln und neben der Fertigungshalle mit Galerie (Lager) die Sozialräume mit Kantine anordnen, dann können wir daneben noch einen Büro- und Vertriebsbereich sehen. So und jetzt kommt der Bauherr und will über dem Bürobereich seine Wohnung bauen, dann haben wir (naturlich muß es der Bebauungsplan und der Stellplatznachweis, etc. auch noch hergeben) einige feuerbeständige Wände + Decken, 2 x TR-Wände, fb-Dach-Anschluß, etc. und immer noch keine Brandwand und immer noch kleiner 1.800 m? (also erst einmal zu klein für M-IndBauRL).

Das Beispiel steht und hat den div. krit. Prüfungen Stand gehalten (Maß geschneidert eben).

gruß