Entrauchung innenliegender Flure

hambrock

Moin Forum,

für ein Pflegeheimneubau im Land Brandenburg ist entsprechend BbgKPBauV eine Entrauchung von innenliegenden Fluren erforderlich.

Hierzu gäbe es zwei Ausführungsvarianten:

- Herkömmliche maschinelle Entrauchung

oder

- Überdruckanlage

Hierzu stellen sich mir folgende Fragen:

1. Gibt es bei den Forumteilnehmern Erfahrungen über Vor- und Nachteile?

2. Sind Überdruckanlagen günstiger, da hier keine Heissgase über Schächte bewegt werden?

Gruß aus dem Norden

Matthias Hambrock

hambrock

Ach so, hier noch ein Nachtrag:

folgende Gebäudeeckdaten:

- 3 Brandabschnitte und 4 Flurbereiche in einer horizontalen Ebene

- 4 Geschosse übereinanderliegend. Grundrisse je Geschoss in etwa gleich.

Gruß

Matthias Hambrock

Benutzer_203

Hallo Herr Hambrock,

liegen die Nutzungseinheiten (Bewohnerzimmer, Schwesternzimmer, Teeküchen, Lagerräume...) unmittelbar an diesem Flur?

Wenn ja, dann drängt sich mir folgendes Problem auf.

Szenario: Im Schwesternzimmer kommt es zu einem Brand. Die Türen öffnen üblicherweise nicht in den Flur sondern ins Zimmer. Somit fällt die Türe bei einem Überdruck nicht ohne weitere Hilfesmittel zu. Hier müsste beachtet werden, das der Überdruck nicht sogar eine Selbstschließvorrichtung beeinträchtigen würde.

Sofern die Türe offen steht und nicht gleichzeitig eine Abluft in diesem Raum geöffnet ist, würde die eindringende Luft auch an der Türe wieder ausdringen und verstärkt den Rauch mit in den Flur führen.

Sofern die Flure nicht unmittelbar an die Nutzungseinheiten Grenzen müsste man doch ein bischen mehr wissen (Schleuse, Überdruckbereiche, Abstromeinrichtungen..)

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Wir haben die oben beschriebene Problematik gerade mit verschiedenen Sachverständigen bei einem Hochhaus (fehlender sicherer 1. und 2. RW da Wohnungen über 16 Etagen direkt am TR liegen) diskutiert, was dann ungeführ dem Prinzip eines Flures entspricht.

Folgende Punkte kamen u.a. dabei auf:

- Abtrennung der Nutzungseinheiten gegenüber dem TR (hier Flur) unbedingt erforderlich

- Beachtung der Öffnungsrichtungen der Türen (der Druck sollte die Türen schließen)

- Entsprechend kontrollierte Abluft (beim Treppenraum oben leicht aber bei einem Flur??)

Gruß

Wolfgang Cordier

hambrock

Moin Herr Cordier,

Alle Flure sind notwendige Flure, d.h. alle Räume liegen direkt an diesem Flur. Dies gilt für Stationszimmer ebenso wie für Pflegezimmer, Abstellräume, usw..

Alle Pflegezimmer haben selbstschliessende Türen. Die Türen schlagen nach aussen, also in den notwendigen Flur.

Alle Funktionsräume wie Stationszimmer, Abstellräume, Pumi etc. haben entsprechende Abschlüsse (F30-A, oder T30). Diese Türen sind ebenfalls selbstschliessend.

Gruß

Matthias Hambrock

Benutzer_197

Hallo Kollegen,

die Problematik der Verhinderung der selbstschließemdem Funktion sehe ich auch, wobei man dieses möglicherweise über die Einstellung des Schließers nachregulieren kann. Wenn man dann Freilaufschließer nimmt, macht siich dieses im Mormalbetrieb gar nicht bemerkbar. Und auch die fehlende Abströmöffnung, wie ich sie beim Einsatz im Treppenraum habe ist sicherlich schwierig. Was ich nicht sehe, ist die gefahr einer "Rauchausspülung" aus dem Brandraum, da in beiden Räumen bei offenstehender Tür der gleiche Druck aus der Überdrucklüftung herscht, also keine Strömung aufgrund eines durch die Überdrucklüftung erzeugten Druckgefälles entsteht.

Was ich als am schwierigsten bzw. Kostenaufwendigsten erachte, ist die Steuerung einer zentralen Überdrucklüftung für alle Geschosse und Flure, damit der geregelte Überdruck in allen Abschnitten gleich ist (Druckverluste im Kanalnetz) bzw. die Einrichtung von der entsprechenden Anzahl von dezentralen Anlagen.

Bei der MRA sehe ich hingegen die Gefahr, dass bei nicht ordnungsgemäßem Schließen der Tür des Brandraumes (Verkeilt oder verstellt) durch den Unterdruck der Brandrauch erst recht in den Flur gezogen wird.

Hat also beides Nachteile.

Vielleicht ist hier trotz vielleicht erforderlicher Umplanungen die Schaffung einer natürlichen Lüftungsmöglichkeit die zwar nicht schönste, aber doch unter Errichtungs- und Wartungskosten günstigste Lösungsmöglichkeit.

Mit Grüßen aus dem Schnee (in S-H),

F. Fleischhauer

Benutzer_203

Hallo Zusammen,

die von mir angesprochene Einströmung der Luft setzt zuerst einmal die offene Tür voraus (was leider ja immer wieder zu finden ist).

In dem Falle aber entsteht doch durch die Volumenausdehnung im Brandraum ein Einstrom von Brandrauch in den Flur. Da dies im oberen Bereich geschieht bin ich mir nicht ganz sicher, ob eine Überdruckbelüftung des Flures nicht doch zu einer verstärkten Luftbewegung führt. Irgendwie muss sie ja darauf reagieren.

Greift man den letzten Vorschlag von Herrn Fleischhauer auf so würde das einer Lösung entsprechen, welche vor einiger Zeit in einem Krankenhaus in meiner Nähe umgesetzt wurde. Wegfall eines Patientenzimmers, Wegfall der Wand zum Flur und dieser neu gewonnene Flurbereich dient jetzt als Aufenthaltszone (natürlich nur mit nicht brennbaren Stühlen, Tischen, Aschenbechern usw....smile....).

Gruß

Wolfgang Cordier

Ohne Schleusen vor den einzelnen Räumen kann ich mir eine - für diesen Zweck - sinvolle Überdruckbelüftung nicht vorstellen.

In NRW ist die maschinelle Entrauchung solcher Flure in § 22(6) der KHBauVO gefordert. In meinen Augen macht mehr Sinn als eine Überdruckbelüftung. Ist die Türe des Brandraumes offen kommt der Rauch mit oder ohen Entlüftung in den Flur. Ist die Türe (am besten RS) geschlossen, kann ich mir eine korrekt geplante maschinelle Entrauchung des Flures durchaus als Lösung vorstellen.

hambrock

Moin Allerseits,

eine Umplanung der Flure ist nicht möglich, da die Fassade stark von der Stadtplanung geprägt wurde. Zum anderen sind aus wirtschaftlichen Erwägungen des Bauherrn so viele Zimmer wie möglich vorgesehen worden. Die Mehrkosten für den Bauherrn sind uninterressant, da diese Kosten der GU trägt.

Aus Ihren Beiträgen und aus meinen bisherigen Diskussionen stelle ich hier mal das Für und Wider dar:

Überdruckbelüftung:

- Für die Wirksamkeit auf notwendigen Fluren sind selbstschliessende, rauchdichte Türen erforderlich. Dies ist bei dem Objekt der Fall.

- bei mehreren übereinanderliegenden Geschossen ist es aufwendig, eine Steuerung über Klappen zu gewährleisten, so dass der betroffene Flur zielgerichtet angesteuert werden kann.

- Sobald die Tür zum Brandraum geöffnet wird, stellt sich ein Druckausgleich ein und die Wirksamkeit der Anlage ist nicht mehr gewährleistet.

- Die Anlage ist günstiger.

MRA-Anlage:

- Für die Wirksamkeit auf notwendigen Fluren sind selbstschliessende, rauchdichte Türen nicht erforderlich. Oder doch?

- bei mehreren übereinanderliegenden Geschossen ist es aufwendig, eine Steuerung über Klappen zu gewährleisten, so dass der betroffene Flur zielgerichtet angesteuert werden kann.

- Es erfolgt eine Heissentrauchung. Kanäle und Ventilatoren sind entsprechend auszulegen.

- Sobald die Tür zum Brandraum geöffnet wird, wird Rauch auf den Flur gesogen. Die Anlage muss so ausgelegt sein, dass eine raucharme Schicht von 2m gewährleistet wird.

- Die Anlage ist teuer.

Habe ich noch irgentetwas vergessen?

Welche Luftwechselraten müssen veranschlagt werden? Auf welche gesetzlichen Anforderung bezieht sich die erforderliche Luftwechselrate?

Gruß

Matthias Hambrock

Benutzer_308

Hallo,

wie gross ist der Flur? Zu beachten ist, dass ein ausreichender Druck ansteht, der aber u.U. dazu führen kann ( weil so hoch), dass die Bewohner die Tür nicht mehr aufbekommen und alle Türen dicht schliessen müssen, da ansonsten der Rauch in die Bewohnezimmer gedrückt wird.

Ich halte hier eine Überdruckanlage für bedenklich. Man sollte das Problem über Rauchmeldeeinrichtungen angehen und für die schnelle Evakuierung sorgen, was natürlich in einem Altenpflegeheim problematisch ist.

Hier ist der Faktor Zeit sehr wichtig!

hambrock

Hallo Firewall,

der Rauch soll ja nicht in die Bewohnerzimmer gedrückt werden!!! Das Schutzziel ist Rauchfreihaltung des Flures!

Die Anordnung von Rauchmeldeeinrichtungen ist in einem Pflegeheim in Brandenburg selbstverständlich. Siehe BbgKPBauV! Hier wird das volle Programm durchgezogen: Flurentrauchung, BMA, RS-Türen, etc... .

Gruß

Matthias Hambrock

Benutzer_308

Hallo Hambrock,

da ich die BbgKPBauV nicht habe wäre es schön Sie zu bekommen.

Wo kann ich mir die besorgen?

Gruss

hambrock

Moin Firewall,

die BbgKPBauV sollten Sie als Eigner eines Brandschutzatlas eigentlich haben: Brandschutz-Nachweis-CD!

Gruß

Matthias Hambrock