Laufbreite einer Spindeltreppe an einem Schulgebäude als 2. Rettungsweg

Benutzer_99

Bundesland: Hessen Autor: Anne ä Hallo!

bei der Planung einer Fluchttreppe an einer Schule stellt sich mir die Frage, wie genau die Laufbreite bei einer Spindeltreppe zu ermitteln ist. Grundsätzlich muß die Laufbreite 1,25m im Lichten also zwischen Spindel und Handlauf betragen, aber muß der Auftritt dazu eine bestimmt Mindesttiefe aufweisen?

Vielen Dank für eine kurze Antwort!

Grüße,

A.Breuer

Benutzer_1114

DIN 18065 -Treppen-:

"Bei nutzbaren Treppenlaufbreiten bis 100 cm hat der Gehbereich eine Breite von 2/10 der nutzbaren Treppenlaufbreite und liegt im Mittelbereich der Treppen. Die Krümmungsradien der Begrenzungslinien des Gehbereiches müssen mindestens 30 cm betragen.

Bei nutzbaren Treppenlaufbreiten über 100 cm - außer bei Spindeltreppen - beträgt die Breite des Gehbereiches 20 cm. Der Abstand des Gehbereiches von der inneren Begrenzung der nutzbaren Treppenlaufbreite beträgt 40 cm.

Bei Spindeltreppen beträgt der Gehbereich 2/10 der nutzbaren Treppenlaufbreite. Die innere Begrenzung des Gehbereiches liegt in der Mitte der Treppenlaufbreite."

Mattes

Hallo A. Breuer,

Achtung hinsichtlich der Genehmigungsfähigkeit von Spindeltreppen in Schulen. Abhängig von den örtlichen Gegebenheiten kann die Behörde auch auf einer geradläufigen Treppe bestehen, da sie i.d.R. auch Angriffsweg für die Feuerwehr sein muss. Eine Spindeltreppe k a n n in dieser Hinsicht problematisch sein.

Daher bitte , wenn nicht bereits geschehen, im Vorfeld mit der Behörde abstimmen.

Gruß

Matthias Bußmann

WernerMueller

Hallo die Herren,

@ Herr Bußmann:

Vorbehalte der Feuerwehr gegen eine Spindeltreppe kann ich mir jetzt gerade überhaupt nicht vorstellen, insbesondere nicht wegen eines Angriffsweges, noch weniger eine Abhängigkeit von örtlichen Gegebenheiten?? Wie wollen Sie denn die Forderung nach einer geradläufigen Treppe begründen, wenn die Spindeltreppe der DIN 18065 entspricht?

@ Herr Breuer:

Trotzdem geht die Spindeltreppe in Schulen i.d.R. nicht. Nicht das Baurecht, sondern die Unfallversicherer haben etwas dagegen (vgl. GUV-I 561 Treppen, Ziffer 6.2.2): "In Schulen und Kindergärten sind Spindeltreppen als notwendige Flucht- und Rettungswege nicht zulässig.".

Hier geht es um den Unfallschutz beim Begehen dieser Treppen. Also im Zweifelsfall den Unfallversicherer fragen.

Gruß

Werner Müller

Benutzer_822

Sehr geehrter Herr Breuer,

eine Hammelherde junger Menschen wird nie "geordnet und angemessen" eine Treppe "beschreiten" können, die sausen mehr oder weniger unkontrollierbar auf dem Ding herum. Die "inneren" fallen über die zu kurzen Stufen, die "äußeren" können so große Schritte gar nicht machen, daß sie noch gehen können. Ich habe einmal eine Schultreppe so gemacht, w e i l die ersten beiden Geschosse bereits so waren - Murks von Anfang an. Und einmal eine Kindergartentreppe, weil auf dem Grundstück eine geradläufige keinen Platz hatte und das Ding schon stand, nachdem die Feuerwehr, die vor mir gefragt wurde, es ausdrücklich zugelassen hatte u n d es sich um sehr kleine Gruppen eines privaten Hortes handelt. Aber in beiden Fällen ein schlechtes Gewissen!

Unbedingt eine bessere Lösung suchen bitte. mfg Schächer

Mattes

Hallo beieinander,

@ Herr Müller,

mea culpa!

Ich wußte nur noch, dass Spindeltreppen in Schulen problematisch sein können und von den Bauaufsichten beizeiten abgelehnt werden. Meine Begründung kam aus dem Bauch heraus, ich kann sie hinsichtlich Problemen mit dem Angriffsweg der Feuerwehr nicht aufrecht erhalten. Danke für den Hinweis.

Die richtige Begründung haben Sie und Herr Schächer nachvollziehbar formuliert.

Gruß

Matthias Bußmann

Benutzer_99

Autor: a.breuer Vielen Dank für die zahlreichen Antworten!

Leider ist meine Frage damit noch nicht beantwortet.

Es handelt sich um Bauen im Bestand, die Schule ist eine Privatschule für Erwachsenenbildung - also keine stürmenden Jugendlichen. Die Treppe ist sowohl mit der Bauaufsicht als auch mit dem Unfallversicherer abgestimmt und genehmigt.

Da trotzdem die Musterschulbaurichtlinie angewendet werden muß, muß die Treppe eine Laufbreite von 1,25m aufweisen (die normalerweise zwischen den Handläufen gemessen wird), es handelt sich also nicht um den Gehbereich. Die Frage ist nun ob die Ermittlung der Laufbreite bei Spindeltreppen ab der Spindel erfolgen kann, da an der Spindel i.d.r. kein Handlauf angebracht wird, oder ob ein Mindesttiefe der Trittstufe maßgeblich ist?

Grüße,

A.Breuer

WernerMueller

Uff, Frau Breuer,

da haben aber alle die Frage falsch verstanden.

"Die nutzbare Treppenlaufbreite als lichtes Fertigmaß wird waagrecht gemessen zwischen begrenzenden Oberflächen, Bauteilen und/oder Handlaufinnenkanten bzw. deren Projektionen" (Ziff. 4.10 DIN 18065).

D.h. Sie messen zwischen Spindel und (Außen-)handlauf. Fertig.

Daß diese Treppe nicht mit einer geradläufigen Treppe mit der gleichen nutzbaren Treppenlaufbreite vergleichbar ist, dürfte klar sein.

Warum bei Ihnen die MSchulBauR eingehalten werden muß, müssen Sie selber klären (Ziffer 1 MSchulBauR: Anwendungsbereich: "Diese Richtlinie gilt für Anforderungen [...] an allgemeinbildende und berufsbildende Schulen, soweit sie nicht ausschließlich der Unterrichtung Erwachsener dienen".

Hmmm?

Gruß

Werner Müller

Benutzer_465

Hallo A.Breuer -

wenn Sie nur Erwachsenenbildung haben, verstehe ich auch nicht, warum die SchulBauR angewendet werden muss, aber sei´s drum.

In Schulen für Kinder würde ich Herrn Schächer beipflichten - aufgrund des "Hammelherden"-Effekts kann es hier schon Verletzungen geben, und deshalb fordert die SchulBauR ja zu recht erstmal geradläufige Treppen (und Außentreppen können hier in Ausnahmefällen gewendelt zugelassen werden).

Nun ja, aber Sie haben ja Erwachsene.

Also - m.E. gilt hier die Landesbauordnung, und ein Treppenradius von 1,00 - 1,20 m müßte reichen.

Die ganze Eierei mit der nutzbaren Breite zeigt doch auch, dass die gewendelte Treppe eben schlechter als die gerade zu begehen ist.

Letztlich ist es hier m.E. eine Einzelfallentscheidung, aber eine Forderung von 1,25m nutzbarer Breite kann ich hier für die genannte Nutzung nicht erkennen.

mfG

M. Koeppen

frank_borgert

Hallo Herr Koeppen

"Die ganze Eierei mit der nutzbaren Breite zeigt doch auch, dass die gewendelte Treppe eben schlechter als die gerade zu begehen ist."

Stellt sich doch die Frage, ob man die Treppe nicht so schmal macht, dass eh nur eine Person und nicht 2 Personen in der Breite auf die Treppe passen?!?

Viele Grüße,

Frank Borgert

Benutzer_822

... sind mehr als 100 Personen auf die Fluchttreppe angewiesen, ist mehr als "eine Mannbreite" von 60 cm als Laufbreite erforderlich. Und das halte ich bei gewendelten oder gespindelten Treppen für Theorie, um nicht zu sagen Unfug. Bis 100 Personen geht es im "Gänsemarsch" einer nach dem Anderen und es funktioniert für Erwachesene. mfg Schächer