BayBo 2008-Stützen in F30

Benutzer_99

Bundesland: Bayern Autor: Sche ä Industriehalle mit Stahlkonstruktion, 480 m?, 1-geschoßig:

nach BayBo 2008 > Gebäudeklasse 3 > Stützen feuerhemmend ?!

nach alter BayBo, Art. 28 > wenn 1-geschoßig > F0 ausreichend

Müssen die Stützen nach BayBo 2008 feuerhemmend sein, oder gibt es Abweichungen?

Benutzer_99

Autor: W. Linhardt Hallo Sche,

nach BayBO 2008 müssen tragende Wände und Stützen in Gebäuden der GK 2 und 3 feuerhemmend sein. Sofern Sie den Brandschutznachweis nach der Bauordnung erstellen, aber Stahl pur verwenden wollen, wäre das formell eine Abweichung.

Allerdings kann für Industriebauten, die keine Sonderbauten sind, die Industriebaurichtlinie bei der Entscheidung über Abweichungen nach Art. 63 Abs. 1 BayBO von den entsprechenden Vorschriften der BayBO herangezogen werden; sie ist dann aber insgesamt anzuwenden (siehe Anlage zur Liste der TB). Bekanntlich ist die IndBauR eine eingeführte Technische Baubestimmung, die zwingend zu beachten ist.

MfG W.L.

Benutzer_466

"Allerdings kann für Industriebauten, die keine Sonderbauten sind, die Industriebaurichtlinie bei der Entscheidung über Abweichungen nach Art. 63 Abs. 1 BayBO von den entsprechenden Vorschriften der BayBO herangezogen werden."

... m. E. ist die Einschätzung meiner Vorrednerin das es sich bei der IndBauRL um eine KANN-Bestimmung handelt, nicht korrekt.

Ich bin der Meinung , wenn Teile der im jeweiligen Bundesland eingeführten IndBauRL nicht eingehalten werden, hierzu ein Dispens mit Kompensationsmaßnahmen zu beantragen ist.

Im vorliegenden Fall handelt es sich um eine Industriehalle ergo ist die IndBauRL anzuwenden und als ganzes einzuhalten. Alles andere stellt eine Erleichterung (na ja, nicht zwingend) dar, die anfechtbar ist.

Wie schätzen die Kollegen das ein?

Gruß aus dem sonnigen Norden

Piet

Benutzer_465

...also nach meiner Erfahrung MUSS die IndBauRL nicht angewendet werden. Man kann auch Brandabschnitte mit Brandwänden aller 40x40m machen, und das Tragwerk darinnen F30, dann nach Bauordnung. (z.B. Betonstützen und Brettschichtbinder)

Genausogut kann man alles was industrieähnlich ist, z.B. auch Kfz-Werkstätten oder Autohäuser (wobei hierüber im Forum diskutiert wurde), nach der IndBauRL behandeln - sollte man bei den untypischen Fällen aber mit der Behörde vorabstimmen, typische Fälle sind in der IndBauRL ja im "Geltungsbereich" mit genannt.

Und ja, gewisse Abweichungen sind auch bei Anwendung der IndBauR von dieser möglich, aber sicher nicht vom Grundprinzip, sondern im Detail, z.B. Erfordernis Wandhydranten, oder wenn im Bestand die Rauchabzugsfläche etwas unterschritten wird usw.

M. Koeppen

Benutzer_465

Also zur Ausgangsfrage:

bei der genannten Nutzung ist das schon typisch IndBauRL, die würde ich dann auch nehmen, da hat man doch Planungssicherheit, und das "F0" der Stahlstützen ist dann keine Abweichung sondern richtlinienkonform.

Und die IndbauRL dann auch 1:1 umsetzen, das dürfte ja bei einem Neubau auf grüner Wiese kein Thema sein.

M. Koeppen

Benutzer_99

Autor: W. Linhardt Hallo Kollege Piet im schönen Bremen,

Planer müssen auf den "Stellenwert" einer eingeführten Technischen Baubestimmung im jeweiligen Bundesland des Bauvorhabens achten.

Anders als in manchen anderen Bundesländern ist in Bayern geregelt, dass die vom Staatsministerium des Innern oder der von ihm bestimmten Stelle durch öffentliche Bekanntmachung als Technische Baubestimmungen eingeführten technischen Regeln "zu beachten" sind. (...) Von den Technischen Baubestimmungen kann abgewichen werden, wenn mit einer anderen Lösung in gleichem Maße die allgemeinen Anforderungen des Abs. 1 erfüllt werden; Art. 15 Abs. 3 und Art. 19 bleiben unberührt. (...)

Die Anlage 3.3/1 zur Liste der TB konkretisiert den Anwendungsbereich der IndBauRL in Bayern folgendermaßen:

"Die Richtlinie entspricht der Muster-Industriebaurichtlinie M-IndBauRL.

Die Aussage der Tabelle 1 der Muster-Industriebaurichtlinie über die Feuerwiderstandsdauer der tragenden und aussteifenden Bauteile sowie die Größen der Brandabschnittsflächen ist nur für oberirdische Geschosse anzuwenden. Bei Anwendung der technischen Regel gilt zusätzlich Folgendes:

Die Richtlinie gilt für Industriebauten, die Sonderbauten nach Art. 2 Abs. 4 Nr. 3 Bayer. Bauordnung (BayBO) sind (Gebäude mit mehr als 1 600 m2 Fläche des Geschosses mit der größten Ausdehnung). Die Richtlinie stellt sowohl weitergehendere als auch geringere Anforderungen im Sinne des Art. 54 Abs. 3 BayBO an Industriebauten; im Übrigen bleiben die Anforderungen der BayBO unberührt.

Für Industriebauten, die keine Sonderbauten sind, "kann" die Richtlinie bei der Entscheidung über Abweichungen nach Art. 63 Abs. 1 BayBO von den entsprechenden Vorschriften der BayBO herangezogen werden; sie ist dann insgesamt anzuwenden. (...)"

Folglich: Für kleine Industriebauten unterhalb der Sonderbautenschwelle von 1.600 m? besteht in Bayern keine Anwendungspflicht!

Der Planer sollte sie bei einer Abweichung aber durcharbeiten, zumal die Abweichung (Stahl pur statt feuerhemmend nach BayBO) zu beantragen ist (Behörde) oder privatrechtlich bescheinigt (PrüfSVBau) werden müsste.

Gruß aus dem derzeit grauen Bayern. W.L.