neue BayBO - Dachgeschossausbau - brandschutzfachplaner.de

neue BayBO - Dachgeschossausbau

Benutzer_630

Sehr geehrte Damen und Herrren,

die neue BayBO läßt für mich an einigen Stellen Fragen offen.

Laut Art. 29 Abs. 1 Satz 3 gibt es zunächst für die Decken über dem obersten Geschoss zum nicht ausbaubaren Dachboden keine Anforderungen an den Brandschutz mehr.

Allerdings verlangt Art. 27. Abs, 4 für den Fall, dass Trennwände (zwischen Nutzungseinheiten und anders genutzten Räumen) nicht bis zur Dachhaut geführt werden, für die Decke und die sie tragenden und aussteifenden Bauteile eine feuerhemmende Ausführung.

Was ist hier alles unter anders genutzten Räumen zu verstehen? Falls auch Abseitenräume und Spitzböden darunter fallen, bliebe es in vielen Fällen bei der bisherigen Ausführung.

Fallen Dachschrägen nunmehr unter Wände oder Decken, da sie nicht mehr erwähnt sind?

Vielen Dank

vonhof

Hallo AlArchi,

also erst mal langsam. Die Erleichterung nach Art. 29 bezieht sich auf Decken im Dachraum, also zwischen 1. Dachboden und Spitzboden, und nicht zwischen oberstem Geschoss und Dachraum.

Anders genutzt Räume sind solche, die einer Nutzungseinheit nicht zuzuordnen sind (also nicht etwa Abstellräume innerhalb einer NE). Wenn der Spitzboden als Aufenthaltsraum nutzbar ist, ist er ein eigenes Geschoss (dann muss das Tragwerk des 1. DG wieder feuerbeständig sein).

Ansonsten ist es von der Systematik egal, ob eine Trennwand bis zur Dachhaut oder zur Rohdecke geführt wird, Hauptsache, an den oberen Anschluss bzw. die raumabschließende Wirkung wird gedacht.

Dachschrägen sind Dachschrägen, also weder Decken noch Wände, allenfalls Dach. Und an die werden keine besonderen Anforderungen gestellt, es sei denn, dass evtl. die Decken am Dachtragwerk ausgesteift werden sollen, dann können Anforderungen an das Dachtragwerk oder die Dachschrägen erforderlich werden.

Gruß

Alexander Vonhof

Benutzer_750

Ich habe einen ähnlich gelagerten Fall und bin hier ebenfalls ins Grübeln gekommen.

Ein (sehr großzügiger) Dachraum soll folgendermaßen ausgebaut werden:

Das Dachgeschoß ist für Büroarbeitsplätze herzurichten - und es soll zusätzlich eine Zwischendecke für einen Spitzboden (ohne Aufenthaltsräume) eingezogen werden.

Aus Gewichts- und Montagegründen sollen die Zwischendecke und die Stützen aus Stahl vorgesehen werden.

Nach mehrmaligen Lesen der einschlägigen Artikel in der BayBO bin ich zu dem Entschluß gekommen, dass die neue Deckenkostruktion allseitig feuerhemmend bekleidet werden müsste. (einschl. Dachschrägen unter der Zw-Decke, wegen dem Randauflager der Zw-Decke)

Früher hätte ich wohl gesagt, dass alles feuerbeständig sein müsste. Immerhin ist der Spitzboden dafür geeignet, als Abstellraum jede Menge Brandlasten aufzunehmen.

Liege ich damit richtig?

Wie ist es mit der Frage nach dem "möglichen Aufenthaltsraum" im Spitzboden? Dieser ist im Moment nur deshalb kein Aufenthaltsraum, weil er nur einen Treppenzugang (2-ter Fluchtweg fehlt!) und keine Belichtung/Belüftung hat. Man kenn ja die Bauherren, ruck-zuck sind da Dachflächenfenster drin...

Viele Grüße, Tektus

PS: BayBO Art.45 (1) Aufenthaltsräume

Aufenthaltsräume müssen eine lichte Raumhöhe von mindestens 2,40 m, im Dachgeschoss über der Hälfte ihrer Nutzfläche 2,20 m haben, wobei Raumteile mit einer lichten Höhe unter 1,50 m außer Betracht bleiben.

Benutzer_99

Autor: W. Linhardt Hallo Tektus,

bei den Bauteilanforderungen tut man sich leichter, wenn man in Gebäudeklassen denkt und für die bautechnische Umsetzung die DIN 4102 zur Hand hat.

Beispiel: Decken, Tragende und aussteifende Wände und Stützen

Normalgeschoss:

GK 5: fb,

GK 4: hfh

GK 3 und 2: fh

GK 1: ohne

im DG, wenn darüber keine Aufenthaltsräume möglich sind:

GK 5 ? 1: ohne

im DG, wenn darüber noch Aufenthaltsräume möglich sind:

GK 5: fb

GK 4: hfh

GK 3 und 2: fh

GK 1: ohne

Beispiel: Trennwände

Normalgeschoss:

GK 5: fb + rB (rB = raumabschließendes Bauteil)

GK 4: hfh + rB

GK 3 und 2: fh + rB, bei Wohngebäuden ohne

GK 1: fh, bei Wohngebäuden ohne

im obersten Geschoss von Dachräumen:

GK 5: fh + rB

GK 4: fh + rB

GK 3 und 2: fh + rB, bei Wohngebäuden ohne

GK 1: fh, bei Wohngebäuden ohne

Überhaupt und wegen des fortgeschrittenen Abends: ohne Gewähr.

Gruß W.L.

Benutzer_750

BayBO Art.29 Decken

(1) Decken müssen als tragende und raumabschließende Bauteile zwischen Geschossen im Brandfall ausreichend lang standsicher und widerstandsfähig gegen die Brandausbreitung sein. Sie müssen

1. in Gebäuden der Gebäudeklasse 5 feuerbeständig,

2. in Gebäuden der Gebäudeklasse 4 hochfeuerhemmend,

3. in Gebäuden der Gebäudeklassen 2 und 3 feuerhemmend,

sein. Satz 2 gilt

1. für Geschosse im Dachraum nur, wenn darüber Aufenthaltsräume möglich sind;

Die Aussage >>wenn darüber Aufenthaltsräume "möglich" sind

Ein Aufenthaltsraum ist darüber "möglich", allerdings nur mit zusätzlichem Aufwand, d.h. nur unter Schaffung eines 2-ten RW und Sicherstellung von Belichtung/Belüftung. Muß ich jetzt also von der Anforderung "fb" ausgehen?

Gruß, Tektus

Benutzer_99

Autor: W. Linhardt die Bauordnung enthält bekanntlich Mindestanforderungen. Die Entscheidung, ob darüber hinaus höhere Standards umgesetzt werden sollen, ist grundsätzlich Angelegenheit des Bauherrn, der selbstverständlich mehr als (öffentlich-rechtlich) gefordert tun kann. Dazu bedient er sich der Beratung durch seine Fachleute, insbesondere des Entwurfsverfassers (Art. 49 ff BayBO 2008 "Die am Bau Beteiligten", Art. 3 BauKaG).

MfG W.L.