BayBO 2008 / Nachweise (Erstellung, Prüfung, etc.)

Benutzer_230

Hallo Leute,

anbei ein Versuch meine Kenntnisse hinsichtlich Nachweiserstellung, Nachweisprüfung und Bauüberwachung der neuen BayBO (2008) zu überprüfen:

NACHWEISERSTELLUNG:

Brandschutztechnische Nachweise darf für Gebäudeklasse 1 ? 3 jeder Eingabeberechtigte (Art. 61 Abs. 2, 3 und 4 Nr. 2 ? 6) erstellen.

Für Gebäudeklasse 4 (ausgenommen Sonderbauten, Mittel und Großgaragen) muss ein Eingabeberechtigter den ?Nachweis besonderer Kenntnisse im Brandschutz? (+ Listeneintrag) erbringen (Art. 62 Abs. 2 Satz 3 Nr. 1).

Für Gebäudeklasse 5 ist es wieder wie bei Gebäudeklasse 1 ? 3 (Art. 62 Abs. 2, 3 und 4 Nr. 2 ? 6).

NACHWEISPRÜFUNG:

Gebäudeklasse 1 ? 4 werden nicht mehr geprüft. (Art. 62 Abs. 3 Satz 3 Nr. 1 -3 bzw. Umkehrschluss aus Art. 63 Abs. 4 Satz 1). D. b., dass der Nachweisersteller dafür selbst verantwortlich ist.

Für Gebäudeklasse 5, Sonderbauten Mittel- und Großgaragen ist eine Prüfung durch die Behörde oder eines Verantwortlichen Sachverständigens (Art. 62 Abs. 3 Satz 3 Nr. 1 -3) erforderlich (Wahl durch Bauherrn). Deshalb müssen auch hier keine ?besonderer Kenntnisse im Brandschutz? vorhanden sein (im Sinne Art. 62 Abs. 2 Satz 3 Nr. 1).

BAUÜBERWACHUNG:

Die Bauüberwachung wird von einer Behörde oder von einem Verantwortlichen Sachverständigen nur noch bei der Gebäudeklasse 5 durchgeführt (Art. 77 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2). Bei Gebäudeklasse 4 (ausgenommen Sonderbauten, Mittel- und Großgaragen) ist die Überwachung von dem oder einem ANDEREN Nachweiserstellter zu tätigen (Art. 77 Abs. 2 Satz 2). Somit muss bei Gebäudeklasse 4 nicht unbedingt der Nachweisersteller dies tun, sondern es kann auch ein anderer Nachweisberechtigter tun.

SONSTIGES (und für mich sehr sinnvoll; in anderen B ? Ländern bereits beinhaltet):

Der Nachweis muss auch vom Bauherrn und vom Entwurfsverfassers unterschrieben werden (Art. 64 Abs. 4 Satz 2).

Gruß und Dank für eventuelle Verbesserungen und Hinweisen.

Rupi

Benutzer_149

... ist auf dieser homepage unter BS-Nachweis -> Information nachzulesen.

Benutzer_230

Hallo Herr Battran

ja, vielen Dank.

Ich habe Ihr Informationsblatt gelesen. I

Ich wollte nur sicher gehen, dass ich es mit Hilfe der neuen BayBO ("hin- und herblättern" und finden der richtigen Artikel bzw.) auch richtig interpretiert habe.

vonhof

Hallo Herr Battran,

ich habe mir eben auch die Informationen durchgelesen und habe dazu zwei Anmerkungen:

Wenn Sie schreiben, dass eine Prüfung "Maßgaben (Auflagen)" enthalten kann, ist das richtig, jedoch sollte da kein inhaltlicher Zusammenhang geführt werden. Auflagen kann nur die Bauaufsicht auferlegen (wobei einige Verwaltungsjuristen die Auffassung teilen, dass so etwas eigentlich nicht möglich ist). Dieses kann der Prüfsachverständige nicht, auch wenn das manchmal so wirkt. Rein sachlich ist es so, dass der Prüfsachverständige mit einer Maßgabe nur eine Voraussetzung dahingehen beschreibt, dass einem Tatbestand zugestimmt werden kann, also etwa "Der Abweichung von Art. ... wird zugestimmt unter der Maßgabe, dass zusätzlich ...". Das ist keine Auflage; dem Bauherren oder dem Entwurfsverfasser bleibt letztlich freigestellt, ob er die Maßgabe oder etwas anderes umsetzt, auch wenn er am Ende dann ggf. keine Bauabnahme bekommt oder der Nachweis neu gefasst werden muss.

Für mich ist das ein ganz erheblicher Unterschied. Nach meiner Auffassung würde ich in die Planung eingreifen und diese verändert, wenn ich eine Auflage stellen würde, und ein Prüfer darf nicht planen und einen Nachweis einfach mal verändern (schon auch aus haftungstechnischen Gesichtspunkten). Das ist die ausschließliche Aufgabe des Entwurfsverfassers oder des Nachweiserstellers.

Dann schreiben Sie: "In den Fällen, wo der Brandschutznachweis keiner Prüfung unterliegt, ist die Abweichung zusätzlich „isoliert“ in Form eines schriftlichen Abweichungsantrages mit entsprechenden Begründungen" vorzulegen. Das sehe ich anders.

Art. 63 (2) Abweichungen: Die Zulassung von Abweichungen [...] ist gesondert schriftlich zu beantragen; der Antrag ist zu begründen.

Das gilt für alle Bauvorhaben, auch dann, wenn der Nachweis geprüft wird, mit Betonung auf "gesondert". Also: es ist immer gesondert, also im Überblick, darzulegen, welche Abweichungen vorliegen und warum diese zugelassen werden sollen, unabhängig davon, ob die Abweichungen bereits vorher im Nachweis beschrieben wurden oder nicht. Das ist auch, wenn ich es richtig verstanden habe, Auffassung der OBB.

Schöne Grüße

Alexander Vonhof

Benutzer_230

Folgende Berichtigung meines Beitrages

NACHWEISPRÜFUNG:

Gebäudeklasse 1 ? 4 werden nicht mehr geprüft. (Art. 62 Abs. 3 Satz 3 Nr. 1 -3 bzw. Umkehrschluss aus Art. 62 Abs. 4 Satz 1). D. b., dass der Nachweisersteller dafür selbst verantwortlich ist.

(Es wurde beim "Umkehrschluss" im ersten beitrag der Art. 63 Abs. 4 Satz 1 genannt).

Gruß

Rupi

Benutzer_99

Autor: W. Linhardt Sehr geehrter Herr Stinglwagner,

ein Abweichen vom Gesetzestext mit eigenen Worten kann leicht zu Missverständnissen führen bzw. einfach falsch sein. So ist beispielsweise Ihre Äußerung, wonach Gebäude der Gebäudeklassen 1-4 "nicht mehr" geprüft werden, sachlich nicht richtig.

Bisher wurden BV "mittlerer" oder "geringer" Schwierigkeit im Bereich des Brandschutzes auch schon nicht geprüft, da diese Vorhaben im Vereinfachten oder im Freistellungsverfahren behandelt wurden. Zur Kompensation der entfallenen bauaufsichtlichen Prüfung wurden höhere Anforderungen an die Qualifikation des für das jeweilige BV Bauvorlageberechtigten als Nachweisersteller gestellt. Dies ist im Prinzip so geblieben. Allerdings wurde in der BayBO 2008 die Sonderbautenschwelle teilweise abgesenkt. Das "Vier-Augen-Prinzip" (private Bescheinigung oder behördliche Prüfung) wurde zusätzlich zu den Sonderbauten auf Gebäude der GK 5 und auf Mittel- und Großgaragen ausgedehnt, wobei Großgaragen bisher Sonderbauten waren und von der Prüfung mit erfaßt waren.

Nix für ungut und

mfG. W.L.