Maximale Gebäudebreite Industriebaurichtlinie

Benutzer_1046

Hallo werte Experten und Expertinnen!

Obwohl ich es als zertifizierte Fachplanerin Brandschutz ja eigentlich wissen sollte, benötige ich aber dennoch Unterstützung. - Meine Frage:

Gibt es eine Begrenzung der Gebäudebreite bei Anwendung der Industriebaurichtlinie, Abschnitt 7, bei Ertüchtigung des Tragwerkes?! Das die Brandabschnitte einer flächenmäßigen Begrenzung unterliegen ist mir klar, aber was ist mit der Breite des Gebäudes, wenn ich die t(ä) berechne u. eine entsprechende Ertüchtigung der Tragwerke berücksichtige.

Es würde mich sehr freuen wenn ich hier eine klare Antwort bekäme. - Vielen Dank im Voraus

Christina aus NRW

Benutzer_369

Hallo Christina,

im Abschnitt 6 gilt für F0-Gebäude ohne Sprinkler eine maximale Gebäudetiefe von 40 m. Dies deshalb, weil hier wegen der Einsturzgefahr nur von außen gelöscht werden kann und der Wasserstrahl etwa 20 m ins Gebäude reicht. Wenn Sie die Bemessung nach Teil 7 machen, müssten Sie dies beachten, solange Ihr Gebäude nicht mindestens in F30 eingestuft wird.

Gruß Günter Merkl

Benutzer_99

Autor: Norbert Bärschmann Hallo Christina

Die max. mögliche Fläche von Industriebauten oder Brandbekämpfungsabschitten können unter Beachtung der entsprechenden Bedingungen nach Ziffer 7 IndBauRL bis zu 120 000 m? betragen. Die Breite oder die Länge spielt dabei erst mal keine Rolle.

Wenn Sie mehrere Brandabschnitte haben, wird die Breite oder die Länge des gesamten Gebäudekomplexes durch die Anzahl der zusammengebauten Brandbekämpfungsabschnitte eingeschränkt. Diese Einschränkung ergibt sich durch die Rettungswege, da diese nur durch einen anderen Brandabschnitt geführt werden dürfen.

Brandbekämpfungsabschnitte ohne Löschanlagen müssen von Außen durch die Feuerwehr zugänglich sein (dadurch max 2 nebeneinander in jede Richtung, mit Löschanlage sind es 3).

Festzuhalten ist, dass bei dieser möglichen Anordnung der Brandbekämfungsabschnitte eine Brandbekämpfung nich möglich ist. Das wird vom Gesetzgeber so in Kauf genommen. Der Bauherr sollte das bei seinen Entscheidungen mit berücksichtigen.

Mit freundlichen grüßen

Norbert Bärschmann

Mattes

Hallo Christina,

den Hintergrund der Beschränkung der Gebäudebreiten (-tiefen) hat Christian bereits erläutert.

Das findet sich auch in der Bemessung nach Abschnitt 7 wieder, wenn Tabelle 9 angewendet wird: ohne Feuerwiderstand ist der Industriebau (nicht der Brandabschnitt) auf die entsprechende Breite begrenzt, weil das Gebäude durch die Feuerwehr eigentlich nicht betreten wird. Nur aufgrund der geringeren Brandlasten wird hier eine größere Gebäudebreite geduldet.

By the way; Interessant und nicht immer so eindeutig ist diesbezüglich die Frage, ob die Breite mit der Tiefe des Gebäudes gleichzusetzen ist. Ohne ausreichende Zugänge für die Feuerwehr ist es nämlich mit der Wurfweite des Strahlrohres essig, auch wenn die gebäudebreite eingehalten wird; nach InsBauRl müssen aus jedem Raum lediglich 2 Ausgänge vorhanden sein (Einhaltung der RW-Länge vorausgesetzt).

Wie sollte denn eine Ertüchtigung des Tragwerkes berücksichtigt werden, wenn es

Wenn die Antwort nicht klar genug erscheint, lassen Sie uns weiterdiskutieren :-)

Gruß

Matthias Bußmann

Mattes

Hallo Christina,

den Hintergrund der Beschränkung der Gebäudebreiten (-tiefen) hat Christian bereits erläutert.

Wie sollte denn eine Ertüchtigung des Tragwerkes berücksichtigt werden, wenn es

Wenn die Antwort nicht klar genug erscheint, lassen Sie uns weiterdiskutieren :-)

Gruß

Matthias Bußmann

Benutzer_99

Autor: Alexander Hallo Mathias

Sinngemäße Abschrift aus Industriebaurichtlinie Ziffer 7.5.2:

.....Flächen von Brandbekämpfungsabschnitten, die größer als 60 000 m? bis

12 000 m? sind, sind nur zulässig wenn "diese Brandbekämpfungsabschnitte" in erdgeschossigen Industriebauten liegen...... und nachfolgende Anforderungen eingehalten werden (Brandlast max. 100 kWh/m?, Werkfeuerwehr).

Das bedeutet es können mehrere Brandbekämpfungsabschnitte von jeweils bis zu 120 000 m? nebeneinander gebaut werden. An die Feuerwiderxstandsfähigkeit der tragenden Bauteile bestehen keine Anforderungen. Die Begrenzung der Branbekämpfungsabschnittsgröße kann nur aus den Anforderungen der Rettungswege abgeleitet werden. Von der Breite und Tiefe ist in vorgenannten Extrembeispiel nicht die Rede (also offen).

Die Trennwände zwischen den Brandbekämpfungsabschnitten können unter bestimmten Bedingungen F 30 sein (äquivalente Branddauer max. 15 min). Mir sind vergleichbare Industriekomplexe bekannt allerdings nach Landesbauordnung genehmigt und mit Trennungen durch Brandwände.

Für Sie Christina treffen die maximal möglichen Größenordnungen bestimmt nicht zu. Sie müssen schauen nach welcher Grundlage Sie Ihren Industriebau Planen. Auch nach Ziffer 7 IndBauRL gibt es mehrere Möglichkeiten.

Wenn Sie z.B keine Werksfeuerwehr haben und die tragenden Bauteile keinen Feuerwiderstand vorweisen, kommt die Auslegung nach Tabelle 9 IndBauRL in Betracht. Darin sind die Breiten der Brandbekämpfungsabschnitte vorgegeben.

Mit freundlichen Grüßen

Alexander

Benutzer_99

Autor: Christina Hallo meine Herren,

es freut mich ungemein, dass ich dieses Forum für mich entdeckt habe :-)

und es freut mich um so mehr, als dass dank Ihrer Hilfe mein Brandschutzkonzept für die besagte Industriehalle endlich angegangen werden kann. Es würde mich freuen wenn auch zukünftig weitere Interessante Themen entspr. qualifiziert diskutiert würden .-))

An einer Ertüchtigung des Tragwerks führt wohl kein Weg vorbei. - T(ä) ~ 25 Min. und einer Gebäudebreite von 120 m - Aufgrund der Vorgaben von Architekt u. Bauherr bzgl. praxisgerechter Produktionsflächen (d.h.ca. 10.oooqm pro Brandabschnittsfläche) und ausdrücklicher Ausschluß einer Sprinkleranlage, kommt wohl nur noch K2 plus entspr. Ertüchtigung in Betracht.

Jetzt stellt sich allerdings ein weiteres Problem, der gesamte Komplex ist bereits fertig errichtet :-)

Das Konzept soll jetzt nachgereicht werden und da stellt sich für mich eine weitere Frage:

1. - Das fertige Konzept soll lt. Aussage des Architekten von einem Sachverständigen geprüft werden. - Bisher wurden meine Konzepte (LBO NRW) von einem vereidigten Brandschutzsachverständigen mit unterschrieben u. anschl. bei den zuständigen Stellen eingereicht u. fertig. - In Bayern scheint es etwas anders zu laufen, das Konezept wird extern (SV Bau) geprüft??!! Entfällt die Unterschrift meines eigenen SV? in Bayern?!

2. - Der SV hat eine Mängelliste erstellt, meines Erachtens ist der Architekt bzw. Bauherr für die Beseitigung der dort aufgeführten Punkte (z.B. Nachweis bzgl. verwandter Baustoffe u. -materialien) verantwortlich, oder?!

Vielleicht können die Kollegen etwas dazu sagen?! :-)

Wünsche Ihnen allen eine schöne Adventszeit

Christina

Benutzer_99

Autor: W. Linhardt Hallo Christina,

zu Ihrer 1. Frage, wonach es in Bayern anders zu laufen scheint, können folgende Hinweise gegeben werden:

Der Bauherr eines Sonderbaus hat in Bayern die Wahl, ob er eine behördliche (hoheitliche) Prüfung oder eine Bescheinigung durch einen von ihm zu beauftragenden SVBau wünscht. (Die Liste der Brandschutz-SVBau`ler führt die Bayerische Architektenkammer).

Der Bauherr und der Entwurfsverfasser haben den Bauantrag und die Bauvorlagen zu unterschreiben. Die von den Sachverständigen (künftig Fachplanern) nach Art. 57 BayBO 98 bearbeiteten Unterlagen müssen von diesen unterschrieben sein. Eine Doppelunterschrift (Ersteller + gewissermaßen "Vor"-Prüfer) ist in Bayern nicht vorgesehen.

Im Unterschied zu Nordrhein-Westfalen e r s e t z t in Bayern die privatrechtliche Bescheinigung durch einen SVBau die behördliche Prüfung. Denn "legt der Bauherr Bescheinigungen eines Sachverständigen im Sinn der Rechtsverordnung nach Art. 90 Abs. 9 ... vor, so gelten die bauaufsichtlichen Anforderungen für den in der jeweiligen Rechtsverordnung dem Sachverständigen zugewiesenen Bereich als eingehalten;..." (Art. 69 Abs. 4 BayBO 1998). Bei der Bescheinigung sind bestimmte, öffentlich bekannt gemachte Vordrucke zu verwenden. Der Entwurfsverfasser und der Ersteller des Brandschutznachweises sind dort anzugeben.

Im Hinblick auf Ihre 2. Frage "Verantwortlichkeit" kann auf den Grundsatz bzw. die Grundpflichten der am Bau Beteiligten gemäß Art. 55 ff BayBO 1998 hingewiesen werden. Die von einem SVBau erstellten Bescheinigungen sind für den Bauherrn bestimmt (2 x).

MfG W.L.