Decke im Industriebau (Fortsetzung)

Benutzer_99

Bundesland: Nordrhein-Westfalen Autor: Lina Müller ä Ich wollte eigentlich auf die Antworten zu meinem Beitrag wiederum antworten, aber das klappt irgendwie nicht. Deshalb hier ein neuer Versuch mit einem neuen Beitrag:

Auch bei den Fachleuten herrscht offensichtlich Uneinigkeit, welche Anforderungen an die Decken eines Brandabschnittes gestellt werden. Genau das ist ja auch mein Problem.

Aber eigentlich vertrete ich die Meinung von Matthias:

Die Decken innerhalb eines Brandabschnittes nach Abschnitt 6 sind nicht raumabschließend und müssen dementsprechend auch keine Anforderung an den Feuerwiderstand bezüglich Raumabschluss erfüllen. (Natürlich müssen Decken standfest bleiben und dementsprechend die Anforderungen aus Tabelle 1 erfüllen. Das bezieht sich aber nur auf die tragenden und aussteifenden Bauteile und nicht auf den Raumabschluss. Öffnungen zwischen den Geschossen müssen also nicht mit einer bestimmten Qualität geschlossen werden.)

Welchen Sinn würde es sonst machen, wenn in Abschnitt 5.9 IndBauR gefordert wird: der vertikale Feuerüberschlag zwischen versetzt übereinander angeordneten Brandabschnitten muss behindert werden! Innerhalb eines mehrgeschossigen Brandabschnittes werden zwischen den Geschossen keine Maßnahmen gegen Feuerüberschlag gefordert. Das wäre unsinnig, wenn die Geschosse gegeneinander abgeschottet wären!

Anders sieht es bei Brandbekämpfungsabschnitten gemäß Abschnitt 7 IndBauR aus: Hier werden an die Geschossdecken explizit Anforderungen gestellt (SKb3 nach Abschnitt 7.2.1).

So, das ist meine Interpretation. Aber ich freue mich über Denkanstöße und bitte um Diskussion!

Beste Grüße,

Lina

Benutzer_822

... vielleicht hilft die "europäische Übersetzung" von "F" hier weiter:

"F" = "R E I" - heißt : die Forderung an eine F Klasse schließt die Tragfähigkeit, den Themperaturgradienten (höchstens 140° auf der Feuer abgewandten Seite) u n d den Raumabschluß ein, erst alles zusammen ergibt "F", n i c h t nur die Standfestigkeit, neu "R" sondern alles zusammen, also neu "REI" (Brandwand: "REIM" - da mache ih mir meinen "REIM" drauf)

mfg Schächer

Benutzer_99

Autor: Alexander Hallo Lina

Alles was in der Industriebaurichtlinie nicht geregelt ist muss aus der Landesbauordnung entnommen werden.

Wenn die tragenden und austeifende Bauteile nach Abschnitt 6, z.B feuerhemmend sein müssen und die Decken nich eindeutig (der Raumabschluss) erwähnt werden, kommt die Bauordnung ins Spiel. Mehr als die Forderung nach Tabelle 1 (mein Beispiel feuerhemmend) ist allerdings nicht erforderlich.

Treppenräume sind in der Industriebaurichtlinie auch nicht geregelt. Das bedeutet die Treppenräume müssen den Anforderungen aus den Landesbauordnungen entsprechen. Das trifft auch auf andere Sonderbauverordnungen zu.

Nur wenn in den Sonderbauverordnungen Regelungen vorhanden sind (höhere oder geringere Anforderungen)entfallen die Anforderungen aus der Bauordnung.

Mit freundlichen Grüßen

Alexander

Benutzer_99

Autor: Lina Müller Vielen Dank für die Antworten!

Anscheinend herrscht doch die Meinung, dass Decken innerhalb eines Brandabschnittes raumabschließend sein müssen. Trotzdem bin ich noch nicht so ganz überzeugt...

Was ist mit meinem Argument oben: Der mögliche Feuerüberschlag zwischen den Geschossen eines Brandabschnitts wird in 5.9 nicht erwähnt!?

Zum anderen: es ist doch gerade eine Eigenschaft vieler Industriebauten, dass sich dort geschossübergreifende Anlagen befinden (z. B. Flüssigkeitstanks, Produktionsanlagen etc.). Ist es überhaupt möglich und macht es Sinn, sämtliche Durchbrüche einer Anlage, die vielleicht sogar produktionsbedingt in Bewegung ist, in der entsprechenden F-Klasse zu verschließen?

Ich möchte das wirklich verstehen und lasse mich auch gerne überzeugen, wenn die Argumentation schlüssig ist. Deshalb bin ich noch mal auf Ihre/eure Antworten gespannt und bedanke mich dafür jetzt schon :-)

Lina

Benutzer_99

Autor: Andreas Beuscher Hallo Lina,

ich schließe mich Ihrer Auffassung und Argumentation an.

Auch hinsichtlich: Ich lasse mich auch überzeugen!

Aber in den Beiträgen vermisse ich die schlüssigen Argumente.

Allgemein: Der vertikale Brandübertrag (innen) wird durch feurwiderstandfähige Decken "gehemmt".

Was soll die Regelung der Brandabschnittsbildung in Abschnitt 6, wenn dies dann für den Deckenabschluss doch nicht gilt?

Also, m.E. ist der Abschluss sehr wohl in der IndBauRL geregelt (wenn auch indirekt), und damit brauch mann -in diesem Zusammenhang - keine LBO.

Ansonsten stimme ich Alexander zu.

Beste Grüße

Andreas Beuscher

Mattes

Hallo Diskutanten,

der Einführungserlass der IndBauRl in NRW gibt zumindest rechtlich, wenn auch nicht inhaltlich Aufschluss.

Danach ist für alle Themen, die in der IndBauRl nicht geregelt sind. die LBO maßgeblich; das hieße für den vorliegenden Fall: raumabschließend.

Ich sehe ein, dass diese Regelung kein überzeugendes inhaltliches Argument darstellt, aber man wird nicht ohne weiteres daran vorbeikommen. Richtig wäre dann wohl ein sinnvoll begründeter Abweichungsantrag, ohne den wirds kaum gehen.

Gruß

Matthias Bußmann

Benutzer_99

Autor: Lina Müller und wieso steht dann im Abschnitt 0.2 Erl M IndBauEL:

"Die Richtlinie erspart den Bauherren Nachweise für im Einzelfall beabsichtigte Erleichterungen oder Abweichungen von den sonst geltenden Vorschriften der MBO, insbesondere ... des § 29 (Decken) ..." ?

Damit ist doch eigentlich klar, dass von den Decken-Regelungen der Bauordnungen abgewichen wird!

Gruß,

Lina

Benutzer_99

Autor: Andreas Beuscher Upps,

Ich habe nocheinmal recherchiert.

Und ich bleibe dabei: Die Anforderungen an den Deckenabschluss sind in der IndBau RL definiert. Damit ist und bleibt die Anwendung der LBO hinfällig.

?Nur anders als ich zunächst (vorschnell) angenommen habe!!

In Abschnitt 6.1 der IndBauRL ist festgelegt:

Zulässige Brandabschnittsflächen und Anforderungen an Wände, Pfeiler und Stützen sowie an Decken und an das Haupttragwerk des Daches.

Somit sind die Anforderungen auch an die Decken klar definiert.

Die Flächenfestlegungen berücksichtigen die verschiedenen Sicherheitsrisiken abhängig von der Anzahl der Geschosse in Verbindung mit der Feuerwiderstandsklasse.

Außerdem handelt es sich bei der Definition der Brandabschnittsfläche um die Fläche innerhalb eines Geschosses. Anders als beim Brandabschnitt (über alle Geschosse). Dies ist innerhalb der Begriffdefinition klar festgelegt.

Hilfreich wäre wohl, wenn neben den Anforderungen in Punkt 6.1 diese auch in der Tabelle auftauchen würden.

Beste Grüße

Andreas Beuscher

Benutzer_216

Hallo,

in den Erläuterungen der ARGEBAU zur Einführung der Muster-IndBauRl (siehe Punkt 6.2, "Festlegung von Brandabschnittsflächen") ist definiert, dass die Werte der zulässigen BA-Flächen (Tabelle 1) nach Abschnitt 6 aus dem Rechenverfahren nach Abschnitt 7 abgeleitet sind unter der folgenden Bedingung: F5 = 1 (klassifizierte Geschossdecken mit klassifizierten Abschlüssen bzw. Abschottungen).

Daraus ist für mich ersichtlich, dass die Decken innerhalb eines BA sowohl in ihrer Tragfähigkeit als auch im Raumabschluss den Werten nach Tabelle 1 zu entsprechen haben.

Frau Müller, in Baden-Württemberg ist in den LTB aufgeführt, dass die Werte der Tabelle 1 nicht für Untergeschosse gelten, was nach meiner Meinung nur bedeuten kann, dass diese generell in F90 zu errichten sind(?).

Freundliche Grüße, Holger Nolte