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Definition Nutzungseinheit

Mattes

Hallo Robert,

die Verwirrung ist ohnehin da, weil es keine einheitliche Lesart für die Nutzungseinheit gibt, daher betrachte ich die Definition durch die brandschutztechnische Brille. Bislang geht meine Bauaufsicht ohne Probleme mit.

Gruß und schönes Wochenende

Matthias Bußmann

Benutzer_99

Autor: Logiker Hallo zusammen,

wenn Ihr auf die Homepage des Hessischen Ministerium für Wirtschaft geht, könnte Ihr dort auf die Handlungsempfehlungen zur Hessischsen Bauordnung zugreifen.

Dort gibt es einige Definitionen zum Begriff "Nutzungseinheit".

Leider kann ich hier im Forum keinen Link setzen und die PDF-Datei lässt sich leider nicht richtig extrahieren ...

Viel Spaß

Benutzer_99

Autor: carsten s.-e. Hallo zusammen,

in Hessen ist der Begriff "Nutzungseinheit" klar definiert.

Punkt 2.3.1.1 der Handlungsempfehlung zum Vollzug der HBO 2002.

Als "Nutzungseinheit" gilt eine in sich abgeschlossene Folge von Aufenthaltsräumen, die einer Person oder einem gemeinschaftlichen Personenkreis zur Benutzung zur Verfügung stehen (z.B. abgeschlossene Wohnung, Einliegerwohnung, Büros, Praxen).

Die Nutzungseinheit kann auch aus einem Raum bestehen, z.B. Ein-Zimmer-Appartment oder ein aus einem Raum bestehendes Büro (OVG NW, Beschl. v. 07.07.1997, BRS 59 Nr. 124). etc.

Insofern ist stellt jedes der Büros eine Nutzungseinheit dar, die brandschutztechnisch von angrenzenden Nutzungseinheiten abgetrennt werden muss, da es sich hierbei um unterschiedliche Nutzerkreise handelt.

Folglich ist auch ein notwendiger Flur erforderlich.

Eine Nutzungseinheit wird nicht ausschließlich durch die Nutzung definiert (Büro- und Verwaltung), sondern auch durch den Nutzerkreis.

Zwei unterschiedliche Mieter ---- > zwei Nutzer -----> zwei Nutzungseinheiten!

Mattes

Hallo Carsten,

genau da fängt das Dilemma der Brandschützer an, da oft im Genehmigungsverfahren noch nicht bekannt ist, wer was mietet.

Habe ich z.B. 2 Büroräume bis jeweils 400m? mit innerer Verbindung, macht es bisweilen durchaus einen Unterschied, ob sie als eine oder zwei getrennte Nutzungseinheiten definiert werden.

Ich gehe dabei immer vom worst case aus, also zwei unterschiedliche Nutzungseinheiten, ggf. aber nur ein Mieter(Nutzer).

Ähnliche Schwierigkeiten der Definition gibt es teilweise im Hotel/Beherbergungsbereich. Aus meiner Sicht ist jeder Beherbergungsraum eine Nutzungseinheit, für die 1. + 2. RW nachzuweisen sind. Es gibt aber durchaus auch andere Sichtweisen.

Daher: auch die hessische Definition der Nutzungseinheit hilft im Einzelfall nicht wirklich weiter, sofern es um brandschutztechnische Belange geht.

Gruß

Matthias Bußmann

Benutzer_99

Autor: Stefan Hallo Kollegen,

nach meiner Erfahrung muss ich Carsten zu 100% unterstützen. Zwei Nutzer sind zwei Nutzungseinheiten. Ganz Klar. Auch mit den Versicherern dürfte kein Verhandlungsspielraum bestehen, da der Versicherer zuerst auf die Einhaltung der öffentlich - rechtlichen Mindestforderungen achtet. Seine Forderungen gehen ja in der Regel darüber noch hinaus (zum Beispiel im Sachschutz).

Zum Thema Beherbergungsstätten (oder auch Krankenhäuser) muss ich sagen, dass der Umstand, dass erhöhte Anforderungen an die Rettungswege bestehen, nicht heißt, dass die einzelnen Zimmer eingenständige Nutzungseinheiten sind. Das sieht man auch daran, dass keine Anforderungen an entsprechende Trennwände zwischen Patienten- bzw. Beherbergungsräumen definiert sind. Hilfreich ist hier in der Regel nicht die Bauaufsicht sondern der Abschnitt Begriffe in der entsprechenden Sonderbauvorschrift.

Dann wenn es um das Thema Haftung geht, dann ist zuerst der Architekt dran, weil er die Bauordnung genauso gut lesen kann wie die Bauaufsicht. Aber die Amtshaftung greift erst später. Nur weil die Bauaufsicht nicht die erforderlichen Auflagen (Eintragungen in Plänen) macht, heißt das nicht, dass man eine Abweichung genehmigt bekommt. Die Bauordnung gilt unabhängig von den Festlegungen immer. Es sei denn die Abweichung wird von der unteren Bauaufsicht schriftlich bescheinigt. Dann steht sie über dem Gesetz.

Benutzer_822

Hallo Herr Hartmann,

die "Handlungsempfehlung zur Hessischen bauordnung", das ist unser Einführungserlaß zur HBO, definiert :

Als ?Nutzungseinheit? gilt eine in sich abgeschlossene Folge von Aufenthaltsräumen, die einer Person oder einem gemeinschaftlichen Personenkreis zur Benutzung zur Verfügung stehen (z.B. abgeschlossene Wohnungen, Einlieg-erwohnungen, Büros, Praxen).

Die Nutzungseinheit kann auch aus einem Raum bestehen, z.B. Ein-Zimmer-Appartement oder ein aus einem Raum bestehendes Büro (OVG NW, Beschl. v. 07.07.1997, BRS 59 Nr. 124). Eine Folge von Aufenthaltsräumen ist nicht zwingend vorausgesetzt.

Habe ich einzelne, nicht miteinander genutzte Büros, ist es zwar eine abgeschlossene Folge von Räumen aber nicht für einen geschlossenen Benutzerkreis. Der Grundgedanke steht dahinter, daß eine NE nur e i n e n zweiten Rettungsweg, z.B. anleiterbares Fenster, braucht. Ist das vom "fremden Nutzer" verschlossen, weil er "sein" Büro verriegelt hat, kommt man nicht dran ... Ich sehe die Notwendigkeit einer Abweichung mfg Schächer

frank_borgert

Zu dem Thema gibt es jetzt eine klare Aussage des MBV NRW:

"In Fällen, in denen in der "Einheit" trotz verschiedener Nutzer die gleiche Nutzung stattfindet (z.B. Bürogemeinschaften von Rechtsanwälten), fehlt es an der Voraussetzung der nutzungstechnisch und baulich abgetrennten Einheit. Die Tatsache, dass es zwar verschiedene Nutzer, nicht aber verschiedene Nutzungen gibt, führt nicht dazu, dass es sich um verschiedene Nutznugseinheiten handelt. Ebenso handelt es sich um eine Nutzungseinheit, wenn ein Nutzer in einem Gebäude mehrere voneinander baulich getrennte Einheiten betreibt (z.B. Anmietung mehrerer voneinander bauliche getrennte Büroetagen)."

Klasse, endlich eine Klarstellung!

Viele Grüße,

Frank Borgert

Benutzer_671

... wirklich Klasse!

Vielen Dank und

viele Grüße

Stefan Hartmann

Mattes

Hallo Herr Borgert,

hört sich besser an als das, was ich bisher dazu gelesen habe.

Was heißt das aber aus Ihrer Sicht z.B. für 2 Büroeinheiten jeweils

Vom Gesetzgeber sind die 2 Rettungswege aus einer Nutzungseinheit gefordert, das hieße nach der Definition, dass die beiden Treppenräume ausreichend wären? Aus brandschutztechnischer Sicht und aus Sicht der BauO NRW betrachtet doch wohl nicht? Wie ist Ihre Meinung?

Viele Grüße

Matthias Bußmann

frank_borgert

Hallo Herr Bußmann,

ich werde wohl zukünftig weiterhin die Begriffe Nutzungseinheit und Nutzungsbereich verwenden.

Eine Nutzungseinheit kann aus mehreren Nutzungsbereichen bestehen, die brandschutztechnisch getrennt sind. Da sie aber nutzungstechnisch zusammengehören, werden die Rettungswege aus der Nutzungseinheit sichergestellt, also z.B. eine 800 m? Nutzungseinheit (Büronutzung vorausgesetzt) mit Anbindung an 2 TR. Die 800 m? werden in 2 Nutzungsbereiche unterteilt mit je einem Zugang zum TR und einem Zugang in den anderen Teilbereich (das ist aber z.B. in HH NICHT zulässig...).

Ich denke, das macht so durchaus Sinn, denn ich könnte ja auch 2 getrennte NE daraus machen mit je einem Zugang zum TR und einer anleiterbaren Stelle. Da ist es mir insbesondere bei dem selben Nutzer doch lieber, wenn die Nutzer aus dem einen Bereich über einen anderen in einen TR flüchten können, als ungünstigstenfalls innerhalb ihrer eigenen Nutzungseinheit auf die Feuerwehr warten zu müssen.

Baurechtlich ist das m.E. nach z.B. in Verkaufsstätten ausdrücklich zugelassen (z.B. Vollsortimenter mit den integrierten kleinen "Läden" wie Bäckerei, Imbiss, Zeitschriftenladen, Blumenladen, usw.), denn hier erfolgt die Flucht i.d.R. immer über den großen Verkaufsraum.

Ich verstehe den Ansatz in der Hamburger BauO (§34 Abs. 2 Ziffer 4) auch nicht, dass so etwas ausdrücklich nicht zugelassen wird, aber wir sind ja zum Glück in NRW...

Viele Grüße,

Frank Borgert

Benutzer_369

Hallo Kollegen,

der einzige richtige Schluss aus der Definition Nutzungseinheit des MBC NRV ist m.E. der, dass es keine Nutzungseinheiten ohne notwendige Flure geben kann, wenn in einem Gebäude mehrere Büroeinheiten < 400 m? nebeneinanderliegen, da ja die Nutzungseinheit > 400 m? ist.

Gruß Günter Merkl

frank_borgert

Hallo Her Merkl,

ich sehe das nicht so. Die Überschreitung der 400 m? kompensiere ich m.E. nach ausreichend mit dem Einbau einer Trennwand zwischen den Bereichen. Ich halte auch den Begriff in §38 BauO NRW "Nutzungseinheit" für nicht so glücklich, da (so unterstelle ich mal) eigentlich etwas anderes gemeint war.

Die Frage ist, was will ich (bzw. der Gesetzgeber) mit der Begrenzung auf 400 m? erreichen? Ich meine, es soll eine begrenzte Anzahl von Personen innerhalb einer flexibel zu unterteilenden Fläche mit einem relativ geringen Risiko (sowohl was die Brandentstehung als die Wahrnehmung bzw. deren Verhinderung durch Hintergrundgeräusche als auch die Wachsamkeit angeht) untergebracht werden.

Und wie bereits geschrieben, mir ist es deutlich lieber, wenn eine 400 m?-Einheit einen weiteren baulichen RW hat (der auch über einen benachbarten Bereich führt, wie es z.B. in der IndBauR, in der KhBauVO und in der VkVO planmäßig vorgesehen ist), als wenn die Nutzer einer solchen Einheit innerhalb ihrer brennende Einheit auf die Rettung durch die Feuerwehr über Leitern warten müssen.

Viele Grüße,

Frank Borgert

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