Kindergarten Brandschutz, Kleinstkinder

Benutzer_822

In Hessen sind erdgeschossige Kindergärten keine Sonderbauten. Sie werden nur geprüft, wenn eine entsprechende Gebäudeklasse vorliegt, also n i c h t 1 - 3 (stellt der Entwurfsverfasser den BS auf, n i c h t "4", da stellt der Nachweisberechtigte BS den BS auf ... nur, wenn "drüber", d.h. "5" oder "Sonderbau".

"Normalerweise" werden Gebäude über einen notwendigen Flur an den Ausgang ins Freie oder den Treppenraum angebunden.

Die inneren Erschließungsräume bei Kindergärten sind jedoch meist Garderobe, Schuhparkplatz, Taschenplatz, Spielbereich zwischen den Gruppen, Ausstellungszone usw. Also n i c h t Brandlast frei.

Bei eingeschossigen Kindergärten kann man dem Sicherheitsmangel abhelfen, in dem jeder Gruppenraum einen direkten Ausgang ins Freie hat. Bei zweigeschossigen wird es "oben" schon ein bißchen schwieriger, geht mit "Rettungsbalkon" und geradläufiger Treppe, besser noch Treppe und Rutsche, auch ganz gut. Höher wird es schwieriger.

Zusätzliche probleme gibt es, wenn die Kleinen noch nicht laufen können. Bei "7 Monats Kindern" bis zu drei Jahren sind "Transportprobleme" vorgezeichnet.

Da es keine "Arbeitshilfe Brandschutz in Kindergärten" gibt, bastelt jeder an seiner Lösung herum.

Wer hat eine gute Idee, Kindergärten "Kleinstkindsicher" zu planen ? Rettungsweg Sicherung ... insbesondere im Brandfall, auch bei sonstigen sofortigen Räumungen ?

mfg Franz Schächer

Benutzer_99

Autor: Hartmann Hallo Herr Schächer,

hier hat man es mit einem Problem zu tun, was auch auf unzureichende Informationen bei den Betreibern zurückzuführen ist. Ein Brand ist für Menschen, die sich mit dem Thema nicht beschäftigen ein unvorstellbares Ereignis. Bei einem Kindergarten ist aber (und wird es wohl auch in Zukunft) ein sehr großes Mass an organisatorischem Brandschutz notwendig. Dieser muss aber Kenntnisse zu einem Brandverlauf und Panikverhalten von Kindern vorraussetzen, damit sich die "Erstretter" in den ersten Minuten nicht so weit gefährden, daß sie sich selbst ausser Kraft setzen. Damit kommt man wohl auf eine Verbindung aus technischem und organisatorischem Brandschutz. Die Technik (insb. Früherkennung)muss es ermöglichen noch geordnet tätig werden zu können. Evtl. kann man sich hier, was die Ausbildung der Arbeitnehmer betrifft, auch am Krankenhausbereich orientieren, da auch hier dem Personal eine rettende Funktion zukommt. Als Papa bekomme ich jeden Tag vor Augen geführt, wie schwierig es ist auf einen (noch nicht ganz) 2-Jährigen aufzupassen und dann kann man sich kaum vorstellen wie in einer Extremsituation eine ganze Horde kleiner Kinder geordnet ins Freie gebracht werden soll. Zudem ist es ein Phänomen unserer Zeit, daß mittlerweile vermehrt auch Kleinstkinder in Horten untergebracht werden. Die Betreuer haben es dann mit sehr unterschiedlich entwickelten motorischen Fähigkeiten der Kinder zu tun. In einer Brandsituation würde ich davon ausgehen, daß hier viele überfordert wären. Die Arbeit wird zudem gesellschaftlich nicht ausreichend anerkannt "die brauchen doch nur auf ein paar Kinder aufpassen", aber darin sehe ich auch eine Chance für den Berufszweig - zusätzliche Qualifikation als Qualitätsiegel - muss besonders den Eltern klargemacht werden. Hier ist eine Zusammenarbeit der Planer und Betreiber notwendig um das Problem zu lösen. Schließlich muss das ganze noch praktikabel und zudem finanzierbar sein. Ich bitte um Informationen, falls hier von der Ing.-Kammer ein Termin angedacht ist.

mit freundlichem Gruß

Jörg Hartmann

Benutzer_465

Werter Herr Schächer, werter Herr Hartmann -

ich sehe ehrlich gesagt das Problem nicht so ganz, oder wollen wir ein neues schaffen?

Wenn die Räume im EG kurze Rettungswege, möglichst jeder Raum direkt nach draußen, und das OG eine zweite Treppe in Form einer Außentreppe hat, was will man da noch mehr verlangen? Den Betreuerschlüssel erhöhen, um "Transportprobleme" gänzlich zu vermeiden, wird wohl auch nicht so gehen.

Regional unterschiedlich werden z.B. in Sachsen für Kindergärten bauaufsichtlich automatische Brandmeldeanlagen mit Hausalarmierung oder/und Feuerwehraufschaltung gefordert. Sollte das Standard werden, in einer Kita-Richtlinie?

Ich denke, das effektivste was man tun könnte, wäre regelmäßige Räumungsübungen vorzuschreiben, auch mit dem Szenario "1.Rettungsweg unbenutzbar", da werden dann eventuelle Engpässe offenbar.

Nur ein Diskussionsbeitrag eines Kindergarten-Kleinkind-Vaters.

mfG

M. Koeppen

Benutzer_822

Sehr geehrter Herr Koeppen,

Richtlinien schaffen keine Probleme, sie bieten Lösungen für Menschen, die nicht die Gelegenheit hatten, das Problem zu erkennen oder eine Lösung dafür zu finden.

Wir haben in Frankfurt einen viergeschossigen Betriebskindergarten mit Schlafräumen im 4. OG für die Kleinsten (1/2 - 3 J.). E i n baulicher Rettungsweg. Wie soll die Mannschaft die Kinder in Sicherheit bringen ?

Und wenn der Treppenraum verraucht ist ? Kinder vertragen noch viel weniger giftigen Rauch als Erwachsene.

Leider haben wir nicht nur KiGä mit direktem Gruppenraumausgang nach außen - sondern diverse "Probleme". Und in Zukunft v i e l jüngere, im Laufen ungeübte Kinder. Und mit denen im ersten (oder zweiten) Treppenraum eine Treppe über zwei, drei Geschosse runtergehen halte ich für unmöglich.

Einen Ansatz sehe ich in der "Krankenhausüberlegung" mit zwei Brandabschnitten und zwei getrennten Abgängen, dazu für Kleinstkinder einen "Bollerwagen", daß man 6 oder 8 hineinsetzen und in den anderen Abschnitt fahren kann, das kurzfristig auch 2 oder 3 oder auch 4 x. Und dann erst mit je Zweien die Treppe runter ... Aber das steht nirgends und es kommt auch nicht jeder Kollege drauf, daß diese Kleinstkinder ein Problem im BS darstellen. Und d a h e r meine Anfrage an alle Kollegen, ob man was gutes weiß. mfg Schächer

Benutzer_465

Hallo Herr Schächer,

eine Kita im 4.OG ohne zweite Treppe habe ich mir so nicht vorstellen können. Ich kenne meist 2- oder 1-Geschosser; in meiner Region gibt es auch einige alte Villen als Kindergärten, meist mit max. 2 Obergeschossen.

In Sachsen ist ein zweiter baulicher Rettungsweg ein Muss, wenn "Bedenken wegen der Personenrettung bestehen". Diese bestehen in der Regel bei der Bauaufsicht, wenn es ein Kindergarten ist, es sei denn mit ganz wenigen Kindern in den Obergeschossen (sagen wir, nur eine Handvoll), was noch über Drehleiter gehen mag.

Kleinstkinder werden meines Wissens üblicherweise im EG untergebracht, die Größeren weiter oben.

mfG

M. Koeppen