Fugen bei Elementdecken

Benutzer_99

Bundesland: Baden-Württemberg Autor: erhard ä stimmt es, daß bei Verwendung von Stahlbeton-Elementdecken als Geschossdecken zur Erreichung der Brandschutzqualität F90 die Stoßfugen komplett vermörtelt werden müssen (Wärmeeinwirkung auf Stahlbewehrung)?

Wo liegt die rechtliche Grundlage?

Benutzer_480

Hallo Erhard,

die rechtliche Grundlage ergibt sich aus der Tatsache, dass ein Bauteil nur dann eine bestimmte FWD besitzt, wenn es in seiner Gesamtheit feuerwiderstandsfähig ist. In diesem Fall muß also die Decke insgesamt F 90 bringen und nicht nur das Einzelelement. Der Feuerwiderstand ist dahin, wenn es durch die Fugen raucht und brennt oder auch nur die Wärmeübertragung unzulässig hoch ist. Bei F 90 darf nach DIN 4102 nach 90 min Feuereinwirkung auf der dem Feuer abgewandten Seite die Temperaturerhöhung im Mittel nicht mehr als 140 K, an einzelnen Stellen nicht mehr als 180 K betragen. Das muß auch im Bereich der Fugen sichergestellt sein. Nähere Verarbeitungshinweise dürfte aber sicher der Elementdecken-Hersteller bereithalten (sollte er zumindest). Schließlich muß die Übereinstimmung ja nachgewiesen werden.

Gruß

Peter

Benutzer_465

Hallo -

habe die Frage zum Anlaß genommen, die DIN 4102-4, Pkt. 3.6 zu Rate zu ziehen (das ist auch die "gesetzliche" Grundlage hierfür).

Fazit: - entweder Fugenvermörtelung (aber nicht "komplett")

- oder über der Fuge durchgehender bewehrter mineralischer Estrich

Einzelheiten siehe ebendort (Grafiken).

Das vielleicht zur Präzisierung)

mfG

M. Koeppen

Roland_Witzl

Hallo Erhard,

bei einem früheren Bauvorhaben (2001) ist bei mir ebenfalls diese Frage gestellt worden. Darauf hin wurde das iBMB (MPA Braunschweig) beauftragt, eine "Gutachtliche Stellungnahme" (speziell für dieses Projekt) hierzu zu erstellen.

Ergebnis:

Bei einer max. 15 mm breiten Fuge zwischen den einzelnen FT-Elementen bestehen keine Bedenken hinsichtlich des Brandschutzes!

MfG, R.Witzl

Benutzer_480

Hallo Roland,

...ganz ohne Fugenverschluß? Durchgehend offen? Oder doch unterseitig/oberseitig irgendwie abgedeckt (verputzt, Estrich)?

MfG

Peter Häusler

Roland_Witzl

Sehr geehrter Herr Häusler,

bei einer Elementdecke mit Aufbeton - ansonsten ist der "Raumabschluss" bei einer offenen Fuge, wie bereits genannt, ja nicht gegeben!

In meinem Fall war die Frage, ob die unterseitigen Fugen (Breite, ca. 10-15 mm) bei den Elementdeckenstössen nachträglich von unten verschlossen werden müssen bzw. wie sich die offene Fuge (nur auf die Höhe der FT-Elementdecke selbst, d.h. auf ca. 6-8 cm) auf die Feuerwiderstandsdauer der zweiachsig gespannten Decke auswirkt.

Schlussfolgerung des MPA Braunschweig (bezogen auf diesen Bauvorhaben):

Eine "nicht wesentliche" Abweichung zur DIN 4102-4, 1994-03.

MfG, R.Witzl

Benutzer_822

Hallo Kollegen,

hier werden zwei unterschiedliche Sachen vermischt,

was der Klarheit nicht dient:

habe ich eine vorgefertigte Elementdecke, die ohne Aufbeton verlegt wird, muß ich die Fugen schließen oder ich habe keinen Raumabschluß. Dieser ist jedoch Voraussetzung für die Anerkennung "F 90".

Habe ich Aufbeton oben drauf oder Verbundestrich oder Estrich auf nichtbrennbarer Trennlage, kann ich den Raumabschluß auch durch diese Auflage herstellen, wenn die Mindestdicke eingehalten wird. Bei brennbarer Trennlage könnte die Trennlage teilweise wegbrennen.

Beim Verlegen vorgefertigter, aufzubetonierender Decken (Halbfertigteile mit Aufbeton) bleibt die Frage, ob diese Elemente dicht aneinander liegen müssen oder "auf Fuge" stehen dürfen. Dazu zählen diese 15 mm "Abstand", die baupraktisch nicht wegzudenken sind und natürlich nicht wegen Brandschutz gefüllt werden müssen, denn bei der geringen Breite und 50 bis 60 mm (Mindest-)Dicke zirkuliert keine Hitze an die Aufbetondecke hin, daß diese zusammen mit der Fertigteildicke zu sehen ist. Auch die Mindestüberdeckung der Stoßfugenbewehrung ist geringer als im Freien, weil die Hitze nicht unmittelbar angreifen kann. Aber auch damit bitte nicht übertreiben...

mfg Schächer