Graphit und DIN 18230

Benutzer_480

Hallo zusammen!

Hat jemand Erfahrung/Ahnung/Infos wie Graphit (feste Platten, Stäbe, Graphitfilz, Staub) im Rahmen der DIN 18230 bei einem Industriebetrieb zu behandeln ist? Es handelt sich um ca 30 to, wobei das Einzelelement max 15 kg schwer ist. Diese Elemente werden in Brennöfen unter Sauerstoffabschluß bei 2.500 Grad aus nasser Schlämme "gebacken" und dann als feste Elemente verpackt. Der Filz ist Brenn-Hilfsstoff, der Staub ergibt sich beim handling der festen Teile.

Gruß

Peter

Benutzer_822

Hallo Peter,

wenn man die Heizleistungen aufaddiert, kommt man zu keinem Gebäude, wenn man die Gefahren bewerten kann und in Kauf nehmen kann, daß das eine oder andere auch mal "etwas knallt" (Verpuffungen austretender Gase, wenn der sauerstoffabschluß nicht geklappt hat), dann kann man auch damit bauen. Vorgabe Schutzziel: Personenschutz. Ordentliche Entrauchnung und nichts brennbares im Gebäude und keine brennbaren Konstruktionsteile, dann kommt das schon hin. Der Ofen als solches muß die Brandlasten sicher bewältigen.

Rechnerische nachweise halte ich für abwegig, weil 30 to Brandlast jenseit von gut und böse sind, also eine vereinfachte Lösung finden, z.B. IndBauRL Verfahren nach Abschnitten 5 + 6. Ordentliche Brandwände oder Brandabstände, daß nicht der ganze Betrieb auf einmal brennt, möglichst auch mehrere voneinander unabhängige Ausglühstellen in verschiedenen Hallen.

mfg Schächer

Benutzer_480

Danke Herr Schächer,

für die Antwort. Vielleicht hab ich mich mißverständlich ausgedrückt: es geht nicht um den Ofen, der ist sicher, sondern um die Produktionshalle, in der die fertig gebrannten (und ausgekühlten!)Teile in die Verpackung kommen. Hier liegen also 30 to Graphit in 1500 m? ausgekühlt offen und in Pappe- bzw. Holzkisten rum.

Wie habe ich also diese 30 to als Brandlast zu berücksichtigen? Welcher Heizwert (9,1 kWh/kg?) und Abbrandfaktor ist anzusetzen? Wie kann graphit gelöscht werden? Kann es überhaupt gelöscht werden? Ist die Anwendung von Abschnitt 6 nicht nur öffentlich-rechtlich korrekt, sondern auch praktisch, feuerwehrtechnisch?

Fragen über Fragen!

Dank an alle, die nachdenken und helfen!

Peter

Benutzer_197

Hallo Peter,

bauordnungsrechtlich geht das ganze nach MIndBauRL Abschnitt 6 problemlos, da hier keine Brandlastbeschränkung besteht. Bei kompakter Lagerung in Blöcken braucht man schon vermutlich ein ordentliches Stützfeuerchen, um das ganze in Gange zu bekommen. Ob dann die Ventilationsbedingungen so sind, dass da ein "vernünftiger Abbrand" zu stande kommt, ist eine weitere Frage. Ein Schwelbrand ist aber sicher möglich. Und der muss dann halt abgetragen und abgelöscht werden (evtl. Schaum?). Kritischer sind m. E. die Stäube, denn die können, gut aufgewirbelt, es "richtig krachen lassen". Und dann spielt auch Personenschutz keine Rolle mehr.

Mit freundlichen Grüßen,

F. Fleischhauer

Benutzer_480

Hallo Herr Fleischhauer,

danke für Ihre Infos. Das Gebäude und die Nutzung sind Bestand und sollen nun auf "Brandschutztauglichkeit" untersucht werden. Abschnitt 6/Tabelle 1 IndBauRL scheidet derzeit aus, da die Flächen zu groß sind. Es ist also momentan der Versuch angesagt, über Abschnitt 7/DIN 18230-1 den Nachweis zu schaffen, da das bei Gelingen natürlich die kostengünstigere "Lösung" darstellen würde. Erst wenn nicht, kann ich den Betreiber überzeugen, zu investieren.

Die Lagerung ist nun auch wieder nicht so kompakt. Es sind z. B. Profilstäbe mit den ca.-Abmessungen 5 x 5 cm, 2 m lang oder Rundstäbe 2 cm Durchmasser, 1 m lang oder Platten 1 cm stark, 50 x 50 cm, im Stapelblock und in der Verpackungskiste mittels Styroporstreifen auf (Luft-)Abstand gehalten (natürlich auf Paletten und Transportmitteln). Die nötige Ventilation für einen Brand ist gegeben. Was ist wenn so eine Verpackungskiste (Holz- und Pappekisten) und die darunterliegende Holzpalette brennt? Entzündet sich das Grafit? Brennt es oder glimmt es? Kann es mit Wasser (später ev. Sprinkler?) gelöscht werden? Ist Grafit hier mit Kohle vergleichbar, kritischer, weniger kritisch?

Fragen über Fragen ...

Danke an alle die helfen, danke für jeden noch so geringen Hinweis.

Schönen Gruß aus Oberbayern!

Peter Häusler

Benutzer_822

Hallo Peter,

Graphit zu zünden ist schwierig, zu löschen ist es kaum. Ich hatte eine Beurteilung eines Bestandsbaus vor einem halben Jahr und habe mich mit der Werkfeuerwehr lange unterhalten, vor drei, vier Jahren ähnlich in einem anderen Betrieb. Man braucht v i e l Pulver oder v i e l trockenen Sand. Beim letzten brand hat man wohl um die 600 kg Pulver eingesetzt und 5 to Sand ... und dann gewartet, bis es erkaltet war. "Löschen" würde ich das weniger nennen.

Ich halte eine Betrachtung nach Abschnitt 7 wegen der beschränkungen des Betriebes für unpraktikabel. Es wird ja mindestens eine Ofenladung zum Verpacken rausgesetzt. Und das ist meist schon ziemlich viel Graphit. dazu die Paletten, Pappen, Kunststoffe ... man tut sich und dem betrieb keinen Gefallen damit.

Was kann man denn sparen ? Die Halle ist F Null, öffentlicher Feuerwehr ohne Brandmeldeanlage bis zu 1.800 m? groß. Wenn das mit Graphitverpackung nicht reicht, ist sowieso etwas faul - dann ist es s o viel Zeug, daß es ohnehin alle Grenzen sprengt. Und die 5 % Zu- und Abluft, max 40 m Breite ... das ist doch praktikabel. Oder nicht ? mfg Schächer

Benutzer_480

Hallo Franz Schächer,

Gebäude und Betrieb sind Bestand! Es geht um die Beurteilung und je nachdem wie die ausfällt, auch um viel, sehr viel Geld fürs Nachrüsten. Und ich will vermeiden, dass nach mir ein Supergescheiter kommt und weiß, dass alles viiiieeeel billiger hätte saniert werden können ...

Also sorgfältige Untersuchung aller potentiellen Möglichkeiten und Abwägung mit fundierten Begründungen ist angesagt. So bin ich also auf der - bisher leider erfolglosen - Suche nach den physikalischen Grunddaten über Graphit zur Rechnerei nach 18230 .... wenn auch zum Schluß steht: geht nicht. Aber dann ist es wenigstens fundiert begründet.

Schönen Abend noch an alle

Peter Häusler