Bestandschutz bei Änderungen an alten Leitungsanlagen

Benutzer_820

In einem Installationsschacht bei einem Gebäude (GK4) soll die ELT-Installation erneuert werden.

Im gleichen Schacht sind Wasser- /Abwasserleitungen aus Kunststoff und brennbarer Dämmung ohne Schottungen im Bereich der Decken oder der Schachtwände vorhanden.

Bleibt der Bestandsschutz der Wasserleitungen im Schacht erhalten oder müssen bei Erneuerungen im Schacht alle Leitungen entsprechend den aktuellen Anforderungen erneuert werden ?

H.Meisel

Benutzer_465

Hallo H. Meisel,

Bestandsschutz Ja oder Nein ist immer eine heikle Frage.

Es gibt auch Dinge, die in der Regel unbedenklich sind, wie z.B. Holzbalkendecken zu belassen oder sogar alte Holz-Glas-Wände zu den Wohnungen in Gründerzeithäusern.

Einen geschoßverbindenden Installationsschacht, der "löcherig" ist, würde ich schon eher für bedenklich, also als ´konkrete Gefahr´ ansehen, welche den Bestandsschutz aufhebt. Durch die Schachtwirkung ist schon eine Rauchübertragung zwischen den Etagen, wahrscheinlich auch zwischen Rettungswegen zu erwarten.

mfG

M. Koeppen

Benutzer_99

Autor: HM-AIG Die Fluchtwege sind nicht direkt betroffen, da der Schacht zwischen Bad und Küche verläuft und nicht mit dem Treppenraum in Verbindung steht.

Aber eine Rauchausbreitung zwischen den Nutzungseinheiten ist zu erwarten.

mfg

H.Meisel

Benutzer_809

Hallo Herr Meisel,

eine Möglichkeit den Brandschutz im Schacht zu verbessern, ohne die Rohrleitungen auszuwechseln besteht darin, den Schacht mit einer Mineralfaserschüttung aufzufüllen. Damit ist die Kaminwirkung unterbunden.

Gruß Günter Merkl

Benutzer_822

Hallo Herr Meisel,

"Bestandsschutz" ist baurechtlich das, was sich aus Artikel 14 GG "Eigentum und Erbrecht werden gewährleistet" ergibt. Das gilt sehr weitgehend, solange nicht Artikel 2 GG "Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit" berührt wird. Daraus haben Richter die "abstrakte Gefahr" (also irgendetwas ist denkbar, was passieren könnte) und die "konkrete Gefahr" (mit ausreichender Wahrscheinlichkeit ist mit dem Auftreten einer Gefahr, eines Schadens zu rechnen) gemacht : kann etwas passieren, endet der Bestandsschutz !

Hier kann etwas passieren, weil beim Abbrand der Kunststoff - Rohrleitungen eine Brand- und Rauchausbreitung "konkret" zu erwarten ist und eine erhebliche Gefahr für die Nutzer darstellt. Also kein Bestandsschutz, Sanierung.

Vorschlag: den Schacht mit nichtbrennbarer Steinwolle füllen, ist gut gegen Wärme und Schall, den Schacht F 90 bekleiden. Die Abwasserleitungen auch horizontal unter Putz, die Wasserleitungen brennen nicht. Brennbare Dä gegen nichtbrennbare Dä ersetzen wo immer man drankommt.

mfg Franz Schächer