RWA-Rolladenansteuerung

Benutzer_807

Guten Tag,

ich habe folgende Problematik zur Ansteuerung von bauseitigen Rollladen. Diese werden als Wärmeschutz, in der Technikzentrale, direkt vor zwei in der Hauswand eingebauten Wetterschutzgittern, montiert. Diese Öffnungen sind gemäß Brandschutzgutachten jedoch zur natürlichen Entrauchung (RWA) der Technikbereiche erforderlich. Vom Hersteller werden diese Rollladen mit einem handelsüblichen Rundmotor (230V, reversierbar) ausgerüstet. Eine Zulassung als RWA-Einheit haben diese ?Bauteile? mit Sicherheit nicht.

Vom Architekt wird gewünscht, dass diese Rollladen im Brandfall automatisch über Rauchmelder geöffnet werden. Bei Auslösung mittels Handmelder Vorort bzw. in der BM-Zentrale werden die Rollläden ebenfalls geöffnet.

Die zugehörige RWA-Steuereinheit wird innerhalb des Brandabschnittes montiert. Brandschottungen am RWA-Verteiler bzw. Funktionserhaltsverkabelung E90, ist eigentlich nicht erforderlich. Wegen der fehlenden Ersatzstromversorgung werde ich die Verkabelung jedoch mit Funktionserhalt ausführen (Zuleitung aus anderem Brandabschnitt und aller Antriebskabel innerhalb des Brandabschnittes).

Jetzt zu meinen eigentlichen Fragen:

1. Ist es überhaupt zulässig RWA-Funktionen ohne Ersatzstromversorgung (Notstrom, Batterie, etc.) zu bauen, oder muss ich mittels Klein-USV, sicherstellen, dass die Funktion der RWA-Anlagenteile gewährleistet ist.

2. Wenn keine Ersatzstromversorgung erforderlich ist, wie muss die Ausführung der vorgeschalteten Elektroverteiler, in Bezug auf Brandschutzmaßnahmen sein.

3. Für normale RWA-Einheiten gibt es zugelassene Steuerungen und Bauteile. In diesem Fall gibt es nach meinem Kenntnisstand, keine zugelassene Steuerung. Muss hier eine Einzelabnahme durch den Sachverständigen erfolgen?

Würde mich freuen, wenn ich ein paar wertvolle Tipps zur Realisierung dieser Maßnahme erhalte.

Im Voraus besten Dank

Michael Sommer

Benutzer_99

Autor: Dr. Erwin Knublauch Hat der Brandschutzgutachter bei der Bearbeitung der Technikzentrale wirklich eine Rauch- und Wärmeabzugsanlage (RWA) im Sinne der Industriebaurichtlinie oder DIN 183232 mit den entsprechenden Geräten und automatischen Funktionen gemeint? Solche Einrichtungen werden regelmäßig nur für große Grundflächen zur Sicherung eines Feuerwehr-Innenangriffes gefordert. Ich kenne keine Situation in einer Technikzentrale, für die die Räume raucharm zu halten halten sind. Was sollten Schutzziele sein? Technik-Räume werden regelmäßig durch feuerbeständige Wände/Decken und Feuerschutzabschlüsse abgetrennt, die bei üblichen Raumgrößen einen Schutz für die Löscharbeiten sichern. Keiner kommt auf den Gedanken, mit Rauchfreihaltung einen Beitrag zum Sachschutz leisten zu wollen.

Vermutlich hat der Brandschutzgutachter den Begriff der Entrauchung mit dem Begriff der Rauchfreihaltung verwechselt. Kleinere Raume, aber auch Treppenräume müssen "zu entrauchen" sein. Einrichtungen sind dabei regelmäßig handbetätigte (also nur bei Bedarf) Klappen oder Öffnungen. Der Zeitpunkt für die Betätigung von RWA zur Rauchfreihaltung liegt schon möglichst im Entstehungsfeuer, die Öffnungen für Entrauchung werden eher nachsorgend von der Feuerwehr oder Benutzern geöffnet. Vielleicht wäre es sachgerecht gewesen, eine Handbetätigung des Rolladen vorzusehen. Alle Fragen des Funktiosnerhaltes machen in diesem Fall keinen Sinn.

Benutzer_807

Guten Tag Herr Dr. Erwin Knublauch,

danke für Ihre Antwort.

Die Forderung nach Rauchabzügen in der Technikzentrale steht im Brandschutztechnischen Stellungnahme, das Basis der Baugenhmigung ist. Das ganze wäre auch kein Problem, wenn nicht der Architekt vor diesen Öffnungen 6,00 bzw.2,8 mm2 Fläche keinen Wärmeschutz anbringen würde. Zusätzlich kommen noch die Öffnungen für die Zuluftnachströmung. Die Technikzentrale ist insgesamt ein gemeinsamer Rauchabschnitt mit einer Grundfläche von ca. 440 m2. Auch ist eine automatische Entrauchung über die im Abschnitt montierten Rauchmelder gefordert.

Wir haben den Schverständigen schon versucht zu überzeugen, dass eine RWA-Einrichtung eigentlich wenig Sinn bringt. Aber der beruft sich auf das Gutachten. Der Technikraum ist durch feuerbeständige Wände/Decken und Feuerschutzabschlüsse abgetrennt.

Welche Richtlinie bzw. DIN zu grund liegt, kann ich nicht sagen, da mir nur ein Teil der Stellungnahme vorliegt.

Wie Sie schon schreiben, bringt der Funktionserhalt der Kabel und Leitungswege eigentlich nichts. Der Denkansatz war aber, dadurch dass, es keine Notstromversorgung gibt (Spannungsversorgung außerhalb des Abschnittes), kann ich eigentlich nur über die Kabelanlage etwas Funktionssicherheit realisieren.

Mittlerweile haben wir erreicht, dass Antriebe mit 24VDC in die innenliegenden Rolladen eingebaut werden. Wir werden dann eine Standard-RWA-Steuerung einsetzen, der eine Batteriepufferung beinhaltet. Der Verteiler wird in der Technikzentrale aufgestellt. Die Verkabelung erfolgt dann ohne Funktionserhalt, da ja die gesamte Anlage innerhalb des Brandabschnittes montiert ist. Durch die automatische Ansteuerung ist dies möglich.

mfg

Michael Sommer

Benutzer_99

Autor: Dr. Knublauch ja,

so manches Brandsschutzkonzept/Gutachten ist ein "Schlechtachten". 440 m? Grundfläche macht üblicherweise keine Entrauchungsprobleme.

Man fragt sich, warum so viele Bauherren auch Opfer von Flachplaners und Genehmigungsbehörden werden. Wann lohnt sich, ein Gutachten förmlich durch einen eigenen Projektsteurer abnehmenzu lassen? Viele Brandschutzkonzepte sind tatsächlich technisch und wirtschaftlich nicht optimal. Wir wissen: Brandschutzkonzepte sind "Werkleistungen" die dem Werkvertragsrecht unterliegen und Baugenhmigungen enthalten am Ende eine Rechtsmittelbelehrung und werden nur durch Unterlassen rechtskräftig. Vorliegend sind möglicherweise Ihr Bauherr oder Sie Opfer.

Natürlich ist Ihre Lösung nun sachgerecht, steht aber auf tönernen Füßen.

Benutzer_807

Hallo Herr Dr. Erwin Knublauch,

vielen Dank nochmals. Auf diesem Bau ist vieles anders bzw. unsinnig. Das fängt damit an, dass Entrauchungsklappen (Glaslammellen) keine Zulassung haben, sondern jede einzeln abgenommen werden muss. Zur Zeit baut der Hersteller die Antriebe bzw. Getriebe so um, dass eine sofortige Drehrichtungsumkehr möglich ist. Eingebaut wurden Motorsteuerungen, die mindestens 10 Sekunden ausgeschaltet sein bzw. in eine Endlage fahren müssen, um die Drehrichtung zu ändern. Auch hat der Architekt es irgendwie erreicht, dass eine automatische Entrauchung (trotz Forderung im Brandschutzgutachten nicht erforderlich wird. Die Ansteuerung erfolgt nur noch mittels Handmelder. Grund dafür ist, dass bereits bei minimal geöffneten Gladlammellenfestern Wasser in die Produktion tropft (auch wenn es schon wochenlang nicht mehr geregnet hat). Wie das am Ende ausgeht, muss der Architekt verantworten. Aber da dieser mit dem Bauherrn verwandt ist, wird vieles unter den Tisch gekehrt. Mir kann keiner an die Krawatte, da ich vorher nach der Devise "Wer schreibt der bleibt" das ganze Architektenkonzept als "nicht barauchbar" beschrieben habe.

Darf ich noch den Grund wissen, warum Sie diesen Nachsatz

"....., steht aber auf tönernen Füßen." so verwendet haben.

mfg

Michael Sommer

Benutzer_99

Autor: Dr. Knublauch Die tönernen Füße sind das vorgefundene Brandschutzkonzept

Benutzer_807

Hallo Herr Dr. Erwin Knublauch,

danke noch einmal. Aber für das "bescheidene" Konzept kann ich ja nicht zur Verantwortung gezogen werden. Jetzt werde ich noch Kontakt mit dem Prüfer aufnehmen, um meine Ausführung nochmals abzustimmen.

Viele Grüße

Michael Sommer